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Der Kinderpapst

Der Kinderpapst

Titel: Der Kinderpapst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Prange
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Er machte sich so
schmal, wie er nur konnte, zog Brust und Bauch ein und wuchtete seinen Körper
durch die Öffnung.
    Geschafft!
    Auf der anderen Seite war ein Marktplatz. Zwei Fischweiber keiften
sich an und bewarfen sich mit Forellen. So unauffällig wie möglich mischte
Teofilo sich unter die Leute und machte sich davon.
    Eine halbe Stunde später war er am Ziel. Als er die rote Laterne
über dem Eingang des Hauses sah, fiel ihm ein Stein vom Herzen.
    Noch außer Atem klopfte er an. Aber nichts rührte sich. Er schaute
an der Fassade hinauf. Schliefen die Mädchen noch? Die Fensterläden waren
verschlossen, genauso wie die Tür.
    Â»Aufmachen!«, rief er und klopfte. »Ist da jemand?«
    Endlich! Eine Klappe öffnete sich, und in der Luke erschien ein
Gesicht.
    Â»Sophia!« Noch nie hatte Teofilo sich über den Anblick der rothaarigen
Hure so sehr gefreut. »Los! Lass mich rein!«
    Â»Ich … ich weiß nicht …«
    Â»Was heißt das – du weißt nicht? Mach auf! Sie sind hinter mir her!«
    Erst jetzt sah er die Angst in Sophias Gesicht. Gleich darauf
tauchte in ihrem Rücken die Herrin des Hauses auf.
    Â»Verschwinde!«, zischte Giustina und stieß Sophia beiseite.
    Teofilo streckte den Arm durch die Luke, um sich Einlass zu
verschaffen. Aber bevor er Giustina zu packen bekam, fiel die Klappe auf sein
Handgelenk. Wie ein Blitz fuhr ihm der Schmerz in den Arm.
    Â»Aufmachen! Aufmachen!«
    Wütend trat er gegen die Tür. Doch sie blieb verschlossen.
    Was jetzt? In panischer Angst schaute er sich um.
    Plötzlich sah er in der Menschenmenge ein Gesicht.
    13
    Â»Wir müssen die Fenster und Türen verriegeln!«, sagte Domenico.
»Sie haben Benedikt gestürzt! Sie plündern die ganze Stadt!«
    Er war auf dem Weg zu Chiara gewesen, als der Aufstand losgebrochen
war. Beim Anblick der wütenden Menschen, die wahllos in Kirchen, Paläste und
Häuser eindrangen, hatte er auf dem Absatz kehrtgemacht, um zu retten, was zu
retten war.
    Â»Jawohl, Herr. Ich hole Hammer und Nägel!«
    Zum Glück war Antonio in der Werkstatt – Annas Mann hatte gerade den
Eselskarren für eine neue Fuhre beladen, als Domenico zurückgekehrt war. Alle
anderen hatten das Haus bereits am frühen Morgen verlassen, um in der Stadt an
einem der Verkaufsstände mitzuhelfen.
    Â»Und vergiss die Bretter nicht!«
    Während Antonio zum Hinterhof hinaus verschwand, beeilte Domenico
sich, die Fensterläden der Vorderfront zu schließen. Das Schreien und Rufen
draußen kam bedrohlich näher.
    Hoffentlich war Chiara in Sicherheit!
    Er wollte gerade die Eingangstür verriegeln, da stemmte jemand sein
Knie in den Spalt, die Tür flog auf, und ein Fremder stolperte herein, ein Mann
in einem zerrissenen, blutverschmierten Gewand.
    Als Domenico sein Gesicht sah, traute er seinen Augen nicht.
    Â»Teofilo – du?«
    Vor ihm stand Benedikt, der Papst. Wie ein gehetztes Tier schaute er
sich um.
    Â»Wo … wo bin ich?«
    Â»In Chiaras Armenhaus«, erwiderte Domenico.
    Â»Was sagst du da?«
    Â»Du hast richtig gehört. Sie betreibt es für die Menschen, die sonst
wegen dir verhungern müssten.«
    Â»Ich verstehe kein Wort.«
    Â»Das glaube ich! Aber – was hast du überhaupt hier zu suchen?«
    Teofilo zögerte. »Ich … ich – du musst mir helfen!«, platzte er
heraus.
    Â»Ich – dir helfen?« Domenico musste lachen.
    Â»Sie wollen mich umbringen! Hörst du nicht?« Teofilo stieß ein
Fenster auf, um von der Straße den Lärm hereinzulassen. »Bitte, Domenico! Wenn
du mir nicht hilfst, dann …« Mitten im Satz brach er ab. »Das bist du mir
schuldig«, erklärte er plötzlich.
    Â»Wie kommst du darauf?«, fragte Domenico.
    Â»Meine Familie hat deiner Familie Geld gegeben, sehr viel Geld.«
    Â»Ich weiß.« Domenico zuckte mit den Schultern. »Doch dafür haben wir
dich gewählt. Wir sind quitt.«
    Â»Das sind wir nicht! Du hast mir Treue geschworen! Vor Gott und in
Anwesenheit des Kaisers! Hast du das vergessen?«
    Domenico biss sich auf die Lippen. Obwohl Teofilo der Letzte war,
der Anspruch auf seine Hilfe hatte – die Wahrheit war die Wahrheit. Auch seine
Familie hatte bei Benedikts Wahl kassiert, und er hatte den Eid geleistet.
    Â»Gibt’s Schwierigkeiten?«, fragte Antonio, der vom Hof zurückgekommen
war. Unter

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