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Der Kindersammler

Titel: Der Kindersammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Porcamadonna..., das ist doch kein Name! Das ist eine Abkürzung. Aber wovon?«
    »Nein, nein, das ist keine Abkürzung, das ist ein Name, ein deutscher Name«, fügte er leise hinzu. Jetzt war er doch verunsichert.
    Fiamma lächelte immer noch. »Also gut, Kai..., eins sollten Sie wissen. Wenn Sie nicht so furchtbar nett und so verdammt tüchtig wären, und wenn Sie nicht so wundervolle blaue Augen hätten ..., dann würde ich die Ruine vielleicht nicht an diesen Enrico verkaufen.«
    Kai saß immer noch im Sessel, und Fiamma baute sich jetzt vor ihm auf. Zum ersten Mal hatte er Fluchtgedanken. Wer weiß, was Fiamma noch alles einfiel, wenn er nicht schleunigst machte, dass er wegkam.
    Sie beugte sich zu ihm hinunter und hauchte ihm direkt ins Gesicht.
    »Wie wär's mit einem kleinen Schluck? Finden Sie nicht, dass wir etwas zu feiern haben?«
    »Natürlich«, meinte Kai so gelassen wie möglich, »aber ist es dazu nicht noch ein bisschen früh? Es ist gerade mal elf, und außerdem muss ich noch fahren.«
    Fiamma lachte laut auf. »Man merkt, dass Sie kein Italiener sind.«
    »Sagten Sie nicht, Sie wären in Eile?«
    Fiamma öffnete seine Flasche Asti Spumante. »Für Geschäfte nehme ich mir immer Zeit.« Sie nahm aus einem dunkelbraunen, glatt geschliffenen, glänzenden Wandschrank zwei Sektkelche und schenkte sie voll. Dann setzte sie sich zu Kai auf die Sessellehne. Ihre pralle Brust war direkt vor seinen Augen, was er fast als Vergewaltigung empfand. Fiamma drückte ihm ein Glas in die Hand.
    »Salute!«
    Sie stießen an und tranken. Kai versuchte, sich auf Monica Benedetti zu konzentrieren. Vielleicht konnte er sie ja per Gedankenübertragung dazu animieren, ihn anzurufen. Aber so sehr er sich auch anstrengte, sein Handy klingelte nicht.
    »Sie sind hier in San Vincenti immer herzlich willkommen, Kai«, schnurrte Fiamma und sprach das »a« und das »i« einzeln aus, was komisch klang.
    »Das ist sehr freundlich, Signora...« Kai war äußerst vorsichtig. »Fiamma. Nennen Sie mich Fiamma«.
    »Gut. Fiamma.«
    »Wissen Sie, mein Mann hat furchtbar viel Arbeit und ist viel unterwegs...«
    »Ich werde sicher bald mal wiederkommen, spätestens zum Compromesso... , aber jetzt muss ich los, ins Büro...« Er zog eine Visitenkarte aus seiner Jackettasche. »Hier meine Karte. Sie können mich jederzeit anrufen.«
    Fiamma schob sich mit einem Augenaufschlag die Karte in den Ausschnitt.
    Kai trank sein Glas aus, stellte es auf den Couchtisch aus blauen und weißen Kacheln und stand auf. Er reichte Fiamma die Hand, aber sie hielt ihm die Wange hin.
    »Es hat mich sehr gefreut.« Er küsste sie auf beide Wangen. »Mich auch«, flüsterte sie.
    Kai ging zur Tür. »Wir sehen uns«, sagte er noch und: »Ciao, Fiamma.«
    über diese Vertraulichkeit war sie ganz entzückt und winkte ihm nach, als er zügig durch den Vorgarten ging, in sein Auto stieg und ähnlich fluchtartig startete und losfuhr wie der Bürgermeister, der kurz zuvor sein Haus verlassen hatte.
    55
    Als Enrico Carla auf dem Bahnsteig in Montevarchi in den Arm nahm und auf die Wange küsste, war der erste Satz, den er zu ihr sagte: »Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht für dich.«
    Sie sah ihn ängstlich und auch ein bisschen skeptisch an. »Was ist passiert?«
    »Ich habe Valle Coronata verkauft«, sagte er und lächelte. »Jedenfalls so gut wie. Wir gehen in den nächsten Tagen zum Notar.« Sie war leichenblass, und er überlegte, ob es an dem lag, was er ihr gesagt hatte.
    »Und jetzt die gute Nachricht.« Ihre Stimme klang zerbrechlich und kalt.
    »Die Frau, die das Tal kauft, ist sehr nett.«
    »Wie soll ich das verstehen?«
    »So, wie ich es sage. Ich rede nie durch die Blume und nie um den heißen Brei herum. Das weißt du doch.«
    Sie sah ihn an, und ihr Blick sagte nur den einen Satz, den er so deutlich empfand, als sei er ihr auf die Stirn geritzt: Du bist gemein.
    »Im Moment wohnt sie bei uns in der Mühle«, fuhr er fort. Jetzt war es sowieso egal. Jetzt hatte er ihr das Schlimmste bereits gesagt, jetzt konnte sie ruhig alles erfahren. »Sie hat sich in Deutschland von ihrer Familie eine Auszeit genommen und hat sich auf Anhieb in Valle Coronata verliebt. Ich denke, es stört dich sicher nicht, wenn sie in der Mühle bleibt, bis wir ausziehen. Sie müsste ja sonst ins Hotel, und ich glaube, wenn sie den Kaufpreis bezahlt hat, ist sie pleite.« Er lachte.
    Carla lachte nicht. »Und wo sollen wir dann wohnen?«
    »Ich habe bereits eine

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