Der Kindersammler
genaue Liste der Ä hnlichkeiten in der Vorgehensweise des M ö rders? «
» Das sollten wir in jedem Fall machen « , meinte Mareike. » Aber wenn es m ö glich ist, w ü rde ich vorher gern die Laube sehen. Man bekommt doch einen ganz anderen Eindruck. « » Nat ü rlich ist es m ö glich, ich habe einen Schl ü ssel. Die Besitzer wollen die Laube ohnehin verkaufen. Nachdem das mit Benjamin passiert ist, haben sie das Gef ü hl, es in ihrem Garten und speziell in der Laube keine Sekunde mehr auszuhalten. «
» Das kann ich verstehen. Was sind das f ü r Leute? «
» Ein Ehepaar Bliese. Beide sind Rentner mit wenig Geld. Sie bewohnen im Winter eine kleine Parterrewohnung in Steglitz, im Sommer ist der Schrebergarten ihr Ein und Alles. Die einzige M ö glichkeit, ein bisschen rauszukommen. Die beiden sind fix und fertig. « Karsten Schwiers warf einen Blick zum Tresen. » Ich glaube, ich bestelle mir noch ein Schinkenbr ö tchen. Sie auch? «
» Nein danke. « Mareike sch ü ttelte den Kopf. » Ich habe gefr ü hst ü ckt. «
W ä hrend er versuchte, einen Blick mit der Bedienung auszutauschen, sagte er: » Aber erz ä hlen Sie mir doch etwas von Daniel Doll. Viel stand ja nicht in der Presse. «
» Nein, zum Gl ü ck. So k ö nnen wir erstens sicher sein, es nicht mit einem Nachahmer zu tun zu haben, falls sich die Ä hnlichkeit der F ä lle bewahrheiten sollte, und zweitens wollten wir die ö ffentliche Aufmerksamkeit m ö glichst gering halten, da wir bis heute nichts in der Hand haben. Noch nicht mal einen Verd ä chtigen. «
» Erz ä hlen Sie. «
» Daniel Doll war zehn Jahre alt und hatte noch eine Schwester Sarah, die damals sechs, und einen kleinen Bruder Max, der zu dem Zeitpunkt drei Jahre alt war. Der Vater war Leiter einer kleinen Sparkassenfiliale in Braunschweig, die Mutter war Hausfrau und k ü mmerte sich um die Kinder. 1983, am Ostersonntag, machte die Familie ein Picknick im Hahnenmoor, n ö rdlich von M ü den. Es gab Nudelsalat mit W ü rstchen, Fanta und Cola f ü r die Kinder, Bier f ü r die Eltern. Nach dem Essen machte Vater Eberhard ein Nickerchen, der kleine Max schlief auch, und die Mutter spielte mit Sarah und deren Puppen. Daniel zog los, um die Gegend ein bisschen zu erkunden. Er kam nicht wieder. «
» Waren an diesem Sonntag viele Ausfl ü gler im Hahnenmoor unterwegs? «
» Etliche. Man konnte zwar einsame Stellen zum Picknicken finden, aber es w ä re nicht m ö glich gewesen, spazieren zu gehen, ohne jemandem zu begegnen. «
» Keine gute Voraussetzung f ü r einen Mord am helllichten Tag. «
» Nein. Und wir wissen bis heute nicht, ob der M ö rder seinem Opfer zuf ä llig begegnet ist oder es sich ausgeguckt, beobachtet und schlie ß lich gekidnappt hat. Wie war das bei Benjamin? «
Endlich gelang es Karsten, der Bedienung zuzuwinken und noch ein Schinkenbr ö tchen zu ordern. Mareike z ü ndete sich eine Zigarette an.
» Benjamin muss seinem M ö rder freiwillig gefolgt sein. Wir verstehen nicht ganz, warum, denn er ist von seinen Eltern immer wieder davor gewarnt worden, mit Fremden mitzugehen. Er war bei Karstadt in der Spielwarenabteilung. So viel wissen wir. Dann muss er zum Kanal gegangen sein. Aber einen kleinen Jungen gegen seinen Willen bis in die Kolonie zu schleppen? Das ist zu weit. Das w ä re jemandem aufgefallen. Und mit dem Auto kann man in die Kolonie nicht hineinfahren. «
» Vielleicht kannte er seinen M ö rder? «
» Vielleicht. « Die Bedienung brachte das Schinkenbr ö tchen, und Mareike sah fassungslos zu, mit welcher Schnelligkeit es Karsten verschlang.
» Sehen Sie « , nahm sie den Faden wieder auf, » da haben wir den ersten sehr wichtigen Unterschied. Daniel wurde mit Ä ther bet ä ubt und dann im Kofferraum eines Autos transportiert. Wir haben Plastikspuren unter seinen Fingem ä geln gefunden. Es ist eine Kunststoffverbindung, wie sie vorzugsweise bei japanischen Autos verwendet wird. Vielleicht wachte er auf und wollte sich befreien. Mehr wissen wir nicht. «
Das Br ö tchen war verschwunden. Karsten wischte sich die H ä nde ausgiebig an einer Serviette ab und sah sehr zufrieden aus.
» F ü nfundvierzig Prozent aller Serient ä ter ver ä ndern bei der zweiten Tat ihren Modus Operandi, weil sie dazulernen und sich weiterentwickeln, ohne ihre individuelle T ä terhandschrift zu verlieren. M ö glicherweise hat er erst jetzt eine Methode entwickelt, klein e Kinder zu ü berzeugen und zum Mitgehen zu ü berreden. «
» Sie
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