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Der Kindersammler

Titel: Der Kindersammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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Nachmittag der Polizei und machte sich dann auf eigene Faust auf die Suche. Allerdings verbrachte er am Abend mehrere Stunden in einer Kneipe. Er fand dann Benjamins Schultasche nachts gegen ein Uhr in einer B ö schung am Neuk ö llner Schifffahrtskanal, nur wenige Gehminuten von Benjamins Elternhaus entfernt. Bereits am n ä chsten Morgen mit Einsetzen des Tageslichts wurden der Kanal von Tauchern und die Umgebung von Beamten abgesucht. Am fr ü hen Abend gegen achtzehn Uhr wurde dann die Leiche schlie ß lich durch Zufall von dem Rentner Herbert Klatt gefunden. Das war achtundzwanzig Stunden nach Benja mins Verschwinden. Der Pathologe geht davon aus, dass Benny ungef ä hr siebzehn Stunden tot war, als er gefunden wurde. Er war also etwa zw ö lf Stunden in der Gewalt seines M ö rders und wurde in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch zwischen Mitternacht und ein Uhr morgens get ö tet. Beinah zu demselben Zeitpunkt, als sein Vater die Schultasche fand. «
    » Oh, mein Gott. « Mareike st ö hnte auf. » Allerdings war es bei Daniel Doll noch wesentlich schlimmer. Der arme Kerl war zweiunddrei ß ig Stunden in der Gewalt seines M ö rders und wurde achtunddrei ß ig Stunden nach seinem Verschwinden von Arbeitern gefunden. Da war er seit sechs Stunden tot. «
    » Ich nehme an, dass das schlechte Wetter und die f ü r November extrem niedrigen Temperaturen den M ö rder davon abgehalten haben, die Tortur noch l ä nger auszudehnen. Wenn es nicht so verdammt kalt gewesen w ä re ... , vielleicht h ä tten wir Benjamin dann noch lebend gefunden. «
    Mareike nickte. » Das kann sein. Als Daniel Doll ermordet wurde, war es schon fast sommerlich warm. «
    Mareike war froh, als sie die Laube wieder verlie ß en. Langsam gingen sie zum Auto zur ü ck. Die Luft war diesig, beinah milchig tr ü b, nur ab und zu kam die Sonne schwach zwischen den Wolken hindurch. Mareike sehnte sich pl ö tzlich nach einem neutralen B ü ro, in dem sie klar denken konnte. Die im Winter menschenleere und trostlose Kolonie, in der so Schreckliches geschehen wau war kaum zu ertragen.
    » Was ist mit dem Vater? « , fragte sie. » Ich finde es schon ein bisschen ungew ö hnlich, in einer Kneipe zu versacken, wenn der Sohn vermisst wird. «
    » Ich auch. Man muss sich das mal vorstellen: Er trinkt stundenlang in der Kneipe, wandert am Kanal entlang, findet im Dunkeln die Schultasche seines
    Sohnes und geht nach Hause. Benjamins Todeszeitpunkt stimmt ziemlich genau mit dem Eintreffen des Vaters zu Hause ü berein. «
    » Aber was k ö nnte er f ü r ein Motiv haben, seinen Sohn umzubringen? «
    » Ich wei ß es nicht, ich wei ß nur, dass ihm die Probleme ü ber den Kopf wachsen. Seine Frau ist schwer krank, er f ü hlt sich st ä ndig ü berfordert, trinkt im Ü berma ß und hat sehr h ä ufig einen kompletten Filmriss. «
    » Das ist alles noch kein Grund. «
    » Stimmt. « Karsten seufzte. Deswegen bist du doch hier, dachte er, vielleicht kommen wir gemeinsam weiter. Vergiss das nicht.
    » Und warum dann die Inszenierung in der Laube? Die Vergewaltigung? Das passt alles nicht « Mareike bohrte weiter. » Ein Vater, der durchdreht, dr ü ckt seinem Sohn ein Kissen aufs Gesicht. Und meist bringt er sich danach selber um. «
    » Wenn es passen w ü rde « , entgegnete Karsten m ü de, » dann h ä tte ich Peter Wagner l ä ngst in U-Haft. Aber er sitzt zu Hause auf der Couch und trinkt sich um den Verstand. In der Pathologie hat er seinem toten Sohn geschworen, den Kerl umzubringen, der das getan hat. Ich hab ihm jedes Wort geglaubt, «
    Mareike nickte stumm. Dann stiegen sie ins Auto.
    Im Pr ä sidium organisierte Karsten als Erstes zwei Tassen Kaffee und breitete dann die Tatortfotos vor Mareike aus. Und da sah sie es. Den eindeutigen Beweis, dass es sich um ein und denselben T ä ter handelte.
    » Bennys rechter oberer Eckzahn ist herausgebrochen. « Sie hatte pl ö tzlich stechende Kopfschmerzen und rieb sich die Stirn.
    » Ja. Wir haben es der Presse und den Eltern bis jetzt nicht gesagt, vielleicht hab' ich auch deshalb vergessen, es Ihnen sofort mitzuteilen. «
    » Post mortem? «
    Karsten nickte. » Eindeutig, ja. «
    » Dann haben wir es hier nicht mit einem ü berforderten Vater, sondern wirklich mit einem Serient ä ter zu tun « , meinte Mareike dumpf. » Denn auch Daniels oberer rechter Eckzahn wurde der Leiche mit einer Zange herausgebrochen. Offensichtlich legt der M ö rder Wert auf Souvenirs. Kleine handliche Souvenirs, die man

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