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Der Kindersammler

Titel: Der Kindersammler Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Thiesler
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eigentlich zu suchen in einer Stadt, die aus verschiedenen Grautönen zusammengesetzt war? Es nieselte leicht. Ein Ragazzo raste mit seiner Vespa durch die Straße, das Knattern des Motors zerriss Kai fast den Schädel. So ging es nicht weiter. Vielleicht sollte er zu Luciano gehen, ein paar Tortellini essen und einen Chianti trinken, vielleicht wurde sein Kopf dann wieder klar.
    Monica steckte den Kopf zur Tür herein. »M i scusi ...« »Was gibt's denn?« »Gestern waren die Schraders aus Köln hier. Sie wollten eigentlich die Ruinen bei Moncioni sehen.«
    »Ich war in Umbrien. Wollte mich mal ein bisschen umgucken. Da kriegt man die Steinhaufen nämlich noch für die Hälfte.«
    »Ich weiß. Aber wollten Sie nicht ursprünglich gestern früh schon wieder zurück sein?«
    Er hatte Lust, sie augenblicklich rauszuschmeißen. »Wollte ich, aber es ging nicht.«
    »Die Schraders sind extra wegen der beiden Objekte aus Köln gekommen.«
    Sie kam ihm vor wie ein Pitbull, der sich im Arm verbissen hat und seine Zähne immer tiefer in die Wunde treibt, statt die Schnauze wieder aufzumachen.
    Kai ging zum Schreibtisch, warf einen Blick auf den aufgeklappten Terminkalender und zwang sich zu einem Lächeln.
    »Wie lange bleiben sie denn?«
    »Noch zwei Wochen.«
    Er sah sie herausfordernd an. »Na also. Wo ist das Problem?« Monica sprach ganz leise. »Wenn die Schraders sich noch gedulden, gibt es keins.«
    Das klang ganz nach einem Vorwurf und machte ihn nur noch wütender. Wenn er daran dachte, dass er sich oft überlegt hatte, ob er es nicht mit ihr im Büro treiben solle, beglückwünschte er sich jetzt insgeheim zu seiner Standhaftigkeit.
    Aber wahrscheinlich dachte Monica an nichts anderes.
    Er schob sein Handy in die Jackettasche. »Ich muss noch mal weg. Aber spätestens um halb vier bin ich wieder zurück. Füllen Sie die beiden mit Cappuccino ab und zeigen Sie ihnen den Katalog. Dann sind sie beschäftigt. Haben Sie die Unterlagen für die beiden Objekte zusammengestellt?«
    Sie nickte. »Natürlich. Aber Herr und Frau Schrader wollen unbedingt auch eine detaillierte Aufstellung, was es kosten würde, die Ruinen stilgerecht mit alten Materialien zu restaurieren. Plus minus fünfundzwanzigtausend Euro.«
    Er seufzte innerlich. Diese Typen kannte er. Sie verlieben sich nicht in ein Haus, ein schönes Grundstück, einen umwerfenden Blick — sie machten eine Rechenaufgabe daraus. Und wurden sofort unleidlich, wenn man nicht wusste, was eine Mischbatterie im Ferramente-Laden kostete. Mit Kunden dieser Art konnte man Tage verbringen, weil sie jede Ruine fünfmal sehen wollten und nie den Weg allein fanden. Und nach einer Woche verschwanden sie dann auf Nimmerwiedersehen mit einem lapidaren, »herzlichen Dank für Ihre Mühe, wir melden uns«.
    Monica verlagerte ihr Gewicht auf das Standbein und drehte die Fußspitze ihres Spielbeins immer hin und her, was ihn nervös machte. Sie grinste.
    »Die beiden wirken sehr interessiert, aber ich glaube, sie sind nicht einfach.«
    »Danke für die Warnung. Wenn sie mich zu sehr nerven, lass ich sie in der Pampa stehen und fahre nach Hause.«
    Monica kicherte. »Buon appetito, Kai, essen Sie was Anständiges, Sie sind ja ganz grün im Gesicht.«
    Er hatte Lust, ihr den Hals umzudrehen.
    »Ich treffe mich mit Dottore Manetti«, log er ungeschickt. »Wir überlegen, selbst Ruinen aufzukaufen, zu restaurieren und dann Gewinn bringend wieder zu verkaufen.«
    »Ach ja«, sie klemmte sich ihre langen blondierten Haare hinter die Ohren, »das hab ich ganz vergessen zu sagen. Dottore Manetti hat aus Rom angerufen. Er würde gern am Dienstag bei >Gino< einen Wein mit Ihnen trinken.«
    Ihm schoss die Röte ins Gesicht. »Arrivederci«, zischte er und verließ das Büro, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    31
    Anne Golombek parkte unmittelbar vor dem Porta San Marco. Sie ließ die beiden Koffer im Kofferraum, legte über ihren Laptop und den Beauty-Case eine eingestaubte blassrosa Decke und ging nur mit Handtasche los. Ihr Hotel, der Palazzo Torrino, musste in der Nähe liegen, aber sie wollte sich erst einmal zu Fuß davon überzeugen, ob es möglich war, mit dem Auto vorzufahren. Im Reisebüro hatte man ihr versichert, es sei ein Hotel der mittleren Preisklasse, und sie hatte erst einmal eine Woche gebucht. Dann wollte sie weitersehen. Schließlich hatte sie alle Zeit der Welt. Wochen, Monate, vielleicht Jahre. Ein merkwürdiges Gefühl von Freiheit stieg in ihr auf, aber auch von

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