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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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fertig werden, sondern auch noch mit der Benommenheit. Er war der Einzige, der das Flugzeug steuern konnte. J.P. kannte sich zwar mit der Mechanik und der Funktionsweise aus, aber hinter dem Steuerrad hatte er noch nie gesessen. Walt war die letzte Hoffnung der Crew.
    Während Pete um Walts Hand, Unterarm und Ellenbogen einen dicken Verband anlegte, versuchte Walt sein Gehirn wieder in Gang zu kriegen. Es war 1430 Uhr, also anderthalb Stunden nach dem Zielanflug und noch mindestens zwei Stunden bis Thurleigh.
    „Pete, Flossie könnte es gerade so bis England schaffen. Was ist mit mir? Halte ich die zwei Stunden durch?“
    Petes Zögern beruhigte ihn nicht gerade. „Na klar. Ich muss nur ... irgendwie die Blutung stoppen.“
    Walt kniff die Augen zu. „Wir haben noch dreißig Minuten, um uns zu entscheiden. Dann kommt der Ärmelkanal.“ Sie flogen in Sichtweite des Festlands über der Nordsee, um im Zweifelsfall dorthin abdrehen und mit den Fallschirmen abspringen zu können. Mit vier Verwundeten und zwei Bewusstlosen würde es kein leichter Sprung. Aber die meisten von ihnen würden überleben, wenn auch als Kriegsgefangene.
    Die andere Option war, die Fliegende Festung im Kanal notzuwassern – be einer B-17 war das nicht ganz so schlimm wie bei einer B-24, die sofort auseinanderbrach, aber trotzdem riskant. Selbst wenn sie rechtzeitig aus dem Flugzeug kämen, lag die Chance, gerettet zu werden, bei gerade einmal achtundzwanzig Prozent. Und die Verletzten würden im eiskalten Wasser nicht lange durchhalten.
    Nach einer kurzen Weile begann das Morphium zu wirken und der beißende Schmerz wich einem stumpfen, pulsierenden Brummen. Das Gefühl, sich in Sirup zu bewegen, wurde stärker. Als Walt nach dem Höhenmesser den Tachometer überprüfen wollte, brauchten seine Augen eine geschlagene Sekunde, um zu reagieren.
    „Gute Neuigkeiten, Preach“, sagte Pete aus dem Flugzeugrumpf. „Fontaine ist zu sich gekommen. Er möchte wissen, was es zum Frühstück gibt.“
    Walt sah zu J.P. hinüber, der unter der Sauerstoffmaske grinste. „Sag ihm, er kann sich zwischen deutschen oder amerikanischen Rationen entscheiden.“
    „Amerikanische“, hörte man Louis ’ schwache Stimme. „Ihr wisst doch, die Jerrys haben kein Tabasco.“
    „Okay, aber wir sind hier oben ziemlich einsam. Ich könnte hier einen Kurs gebrauchen. Meinst du, du kriegst das hin?“
    „Ja. Kann zwar nicht schreiben mit gebrochenen Armen, aber Bill macht das für mich.“
    „Möchte noch jemand abspringen?“, fragte Walt. „Unsere Überlebenschancen stehen nicht gerade gut und Abe würde eine Bodenlandung besser überstehen als eine Wasserlandung.“
    „Bist du verrückt?“, erwiderte Louis. „Abe ist Jude. Lieber würde er abstürzen, als den Nazis in die Hände zu fallen, hat er mal gesagt.“
    „Also schön“, sagte Walt und seufzte. „Dann fangt schon mal an zu beten. ‚HERR, mein Fels, meine Burg, mein Erretter; mein Gott, mein Hort, auf den ich traue‘“, zitierte er den Bibelvers, der auf Flossies Bug und in Walts Herz geschrieben war.
    Die Küste hinter ihnen verschwand. Walt prüfte die Tankanzeige und zwang seinen vernebelten Verstand zum Rechnen. J.P. hatte den Sprit vom dritten Motor zum ersten umgeleitet, aber nichtsdestotrotz brauchten sie jeden Tropfen und jedes bisschen Fluggeschwindigkeit.
    Er brachte Flossie auf fünfhundert Fuß Flughöhe. „Okay, Leute, wir sind noch zu schwer. Werft alles raus, was wir nicht mehr brauchen – Sauerstoffgeräte, Ersatzmasken. Bill, wirf die Funkerausrüstung über Bord, die du nicht zwingend brauchst. Wir fliegen unterhalb des deutschen Radars, also brauchen wir die MGs und die Munition nicht mehr. Al, du kletterst in den Bugraum und wirfst dort den Rest raus.“
    „Okay“, meldete Al. „Aber meine fünfzig Kisten Whisky bleiben schön hier.“
    Für einen Augenblick lenkte das Gelächter der Männer Walt von den Schmerzen und der verzwickten Situation ab.
    Während die Crew die Ausrüstung aus den Luken hievte, sprach Walt mit J.P. die Landungsprozedur durch. J.P. sah entgeistert auf die vielen Anzeigen und Instrumente. „Du musst wach bleiben. Das schaffe ich niemals allein.“
    „Ich versuch’s ja.“ Walt blinzelte angestrengt, um die Müdigkeit zu verscheuchen. „Aber wenn ich es nicht schaffe, liegt es in deiner Hand.“
    J.P. runzelte die Stirn. „Über England können wir nicht abspringen. Wir fliegen viel zu tief. Und landen kann ich hier bestimmt nicht.“
    „Sag

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