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Der Klang Deiner Gedanken

Der Klang Deiner Gedanken

Titel: Der Klang Deiner Gedanken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Sundin
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schlug ihr die Einsamkeit auch auf den Magen.
    Louise öffnete die Wohnungstür. „Und morgen ziehst du bitte eine Jacke an.“
    „Ich fasse es nicht, dass ich im Juli überhaupt eine brauche.“ Allie fröstelte, als sie in die feuchtkalte Luft hinaustrat. Über den Baumwipfeln hing Nebel. „Es ist bestimmt fünfzehn Grad kälter als im Rest Kaliforniens.“
    „So ist es hier den ganzen Sommer.“ Louise umarmte Allie. „Und jetzt beeil dich. Wir sehen uns morgen.“
    Allie stieg die Treppen zum Lincoln Way hinab. Vor ihr lag ein steiler Aufstieg zur Haltestelle der blaugelben Straßenbahn, mit der sie ins Zentrum fahren wollte. Von dort aus würde sie einen orangegrauen Key-System-Zug nach Oakland nehmen und dort in einen Bus nach Antioch umsteigen.
    Der Tag hatte ihre Lebensgeister zurückgebracht. Sie hatte bei einem Dutzend Firmen Bewerbungen abgegeben und war auf reges Interesse gestoßen. Sie hatte eine neue Wohnung und Louise hatte sie zu sich in die Kirche eingeladen.
    Allie zog ihre pfirsichfarbene Kostümjacke eng um sich. Eine neue Umgebung war genau das, was sie jetzt brauchte. Es würde ihr helfen, über den Verlust ihres Zuhauses und ihrer Eltern hinwegzukommen.
    Walt hinter sich zu lassen, würde glücklicherweise schneller gehen. Dafür hatte der gestrige Besuch gesorgt. Obwohl sie seine depressive Stimmung verstehen konnte, hatte er kein Recht, so barsch zu ihr zu sein. Er war geradezu rüpelhaft gewesen, und das noch bevor er den Brief bekommen hatte.
    Allie bog um die Ecke und lief die Straße zur Straßenbahnhaltestelle hinauf.
    Eigentlich hatte sie ja gedacht, sie würde ihr Liebesgeständnis Walt gegenüber bereuen, weil es für beide sehr peinlich werden würde. Aber jetzt bereute sie es nur, weil es bald nicht mehr stimmen würde.
    * * *
    Letterman General Hospital
    Mr und Mrs Stanley Miller
    geben sich die Ehre, die Hochzeit ihrer Tochter
    Allegra Marie
    mit
    Mr Joseph Baxter Hicks
    anzuzeigen und bitten um Ihre geschätzte Anwesenheit
    Grausam. Nachdem Walt Allies Besuch ordentlich vergeigt hatte, brauchte er keine zusätzliche Erinnerung daran, dass sie einen anderen heiratete. Einen Lackaffen obendrein.
    Was wollte eine Frau, die lieber ganz unkompliziert Allie genannt werden wollte als Allegra, von einem Mann, der überkorrekt auf Baxter bestand, anstelle einfach Joe zu nehmen? War Baxter überhaupt gläubig? Nicht ein einziges Mal hatte sie davon gesprochen und in die neue Gemeinde nach Groveside war sie stets allein gegangen. Vielleicht war ihr Geld dann doch wichtiger als Gott.
    Offensichtlich. Die Hochzeit war in St. Timothy’s . Eigentlich müsste er schon allein deswegen bei ihrer ach so noblen Zeremonie auftauchen, um zu sehen, wie eingebildet sie wirklich war.
    Mist. Daraus wurde schon mal nichts. Die Hochzeit war am 3. Juli – morgen also. Die Zeit reichte nicht mal, um auf das „Um Antwort wird gebeten“ zu reagieren. Sie würden sich garantiert auf ihren teuren Schlips getreten fühlen.
    Walt sah müde aus dem Fenster. Morgen würde sie endlich heiraten und er könnte sie hinter sich lassen und sein Leben wieder anpacken. Er würde sich voll in seine Behandlung stürzen, damit er bald entlassen werden würde, nach Seattle gehen und den Job bei Boeing anfangen, den ihm der Kommandeur beschafft hatte. Dort könnte er zumindest indirekt wieder zu den Kriegsanstrengungen beitragen.
    Er gab sich einen Ruck, stand auf und streckte sich. Ab morgen wollte er durchstarten. Er schob die Schultern nach hinten, griff mit seiner linken Hand nach den Armstumpf und dehnte seinen Brustkorb. Allie würde auch neu anfangen. Was nützte das ganze Herummaulen? Er sollte lieber Gott bitten, dass er aus ihrer Ehe das Beste machte.
    „Augenblick.“ Walt runzelte die Stirn und sah noch einmal auf die Einladung. Ja, dort stand es: 3. Juli. Was machte Allie zwei Tage vor ihrer Hochzeit noch in Nordkalifornien? Das war ziemlich gewagt, wenn man bedachte, dass die Zivilbevölkerung nicht mal eben mit dem Zug fahren konnte. Und gab es bei einer Hochzeit nicht immer jede Menge in allerletzter Sekunde zu erledigen?
    Walt starrte auf den Boden, dorthin, wo Allie gestern noch gestanden hatte.
    „Gestern bin ich angekommen, aber ich bleibe nur eine Woche oder so.“
    Er schüttelte den Kopf. Hatte er sich verhört? Nein, die Stimme in seinem Kopf war klar und deutlich. Er starrte auf die Einladung. „Samstag, der 3. Juli.“ Er hatte richtig gehört und richtig gelesen. Bedeutete das nicht, dass

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