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Der kleine Lord

Titel: Der kleine Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Hodgson Burnett
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ihn wohl nachdenklich, allein
schließlich war es ihm ja weniger um die Gründe, als
um die Sache zu thun, und nachdem ihm sein Mütterchen wieder
und wieder die Zukunft im rosigsten Lichte ausgemalt hatte, fingen
seine Bedenken an schwächer zu werden, obgleich Mr. Havisham
ihn noch mehr als einmal in einer seiner wunderlich
altväterischen Stellungen dasitzen und aufs Meer hinausstarren
sah, wobei sich mancher Seufzer aus seiner Brust stahl, der viel zu
ernsthaft klang für ein Kind.
    »Es gefällt mir gar nicht,« sagte
er in einem seiner ehrbaren Gespräche mit dem Advokaten.
»Sie glauben nicht, wie wenig mir die Sache gefällt,
aber es gibt ja viel Kummer auf der Welt, den man eben ertragen
muß. Das sagt Mary immer, und auch Mr. Hobbs hab' ich das
sagen hören. Und Herzlieb will, daß ich gern zum
Großpapa gehen soll, weil all' seine Kinder tot sind und das
sehr traurig ist. Natürlich thut einem ein Mann leid, der all'
seine Kinder verloren hat – und eins war so
plötzlich tot.«
    Wer Seine kleine Herrlichkeit kennen lernte, fand die altkluge
Weisheitsmiene, die er gelegentlich in der Unterhaltung aufsetzte,
bezaubernd: wenn man dabei in sein unschuldiges rundes Gesichtchen sah,
hatten die weisen Bemerkungen einen unwiderstehlichen Reiz, und wenn
der hübsche, blühende, goldlockige kleine Mann sich
hinsetzte, die Hände ums Knie schlang und sich mit
großer Würde unterhielt, war er das
Entzücken seiner Umgebung und namentlich fand Mr. Havisham
jeden Tag mehr Freude an ihm.
    Als der minder glückliche Teil der Passagiere, der,
welcher der Seekrankheit seinen Tribut zu bezahlen gehabt hatte, wieder
auf Deck sichtbar ward und sich auf den bequemen Stühlen
niederließ, schien auch kein einziger darunter zu sein, der
die merkwürdige Geschichte des kleinen Lord Fauntleroy nicht
kannte, und jedermann interessierte sich für den Jungen, der
sich überall herumtrieb, wenn er nicht gerade mit seiner
Mutter und dem steifen alten Engländer auf und ab ging oder
mit den Matrosen plauderte. Mit allen schloß er Freundschaft,
wozu er ja stets bereit war. Hatte er sich einer Gruppe von Herren
angeschlossen, so marschierte er mit großen, festen Schritten
neben ihnen her und ging bereitwillig auf jeden Scherz ein; war er im
Kreise der Damen, so war des fröhlichen Lachens kein Ende, und
spielte er mit den Kindern, so war das Spiel immer ganz besonders
lebendig und lustig.
    Seine Hauptfreunde aber waren die Matrosen – er
erfuhr die wunderbarsten Geschichten von Seeräubern,
Schiffbruch und einsamen, menschenleeren Inseln, er lernte Taue
splissen und kleine Schiffe auftakeln, und erwarb sich in Bezug auf
Topsegel und Mainsegel eine erstaunliche Gelehrsamkeit. Seine Redeweise
bekam einen entschiedenen Anflug von Teerjackentum, und er rief einmal
unauslöschliches Gelächter hervor, als er sich an
einem kühlen Morgen, wo Damen und Herren sich warm
eingehüllt hatten, mit der liebenswürdigsten Miene
von der Welt und weicher Stimme äußerte: »Da
fahr' mir doch gleich der Klabautermann in die Planken, heut ist's
frisch.«
    Er war sehr überrascht, daß diese
seemännische Bemerkung solche Heiterkeit hervorrief; er hatte
sie von einem älteren Seehelden, Namens Jerry, vernommen, in
dessen Erzählungen sie öfter wiederkehrte. Jerry
mußte, nach seinen Beschreibungen zu schließen,
mindestens zwei- oder dreitausend Fahrten gemacht haben, wobei er
unfehlbar jedesmal Schiffbruch gelitten und an ein mit Menschenfressern
bevölkertes Eiland verschlagen worden war; daß ihm
bei solchen Gelegenheiten mehr als einmal passiert war, teilweise
gebraten und vollständig aufgezehrt und etliche zwanzigmal
skalpiert zu werden, verstand sich von selbst.
    »Deshalb hat er gar keine Haare mehr,«
erklärte Lord Fauntleroy seiner Mama. »Wenn man ein
paarmal skalpiert worden ist, wächst das Haar nie mehr. Jerry
seins kam nicht wieder, nach dem letzten Mal, als ihn der
König der Parromachaweekins mit einem Messer, das aus dem
Schädel des Häuptlings der Wopslemumpkies gemacht
war, skalpiert hatte. Er sagt, das sei fast das Schlimmste gewesen, was
ihm je vorgekommen, und seine Haare seien ihm ganz zu Berge gestanden,
wie der König das Messer wetzte, und hätten sich auch
nachher nicht mehr gelegt, und der König trage nun den Skalp
so, und er sehe aus wie eine Haarbürste. Nein, was
für ›Verlebnisse‹ dieser Jerry gehabt hat!
Ich wollt', ich könnte Mr. Hobbs

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