Der Klient
ein unvermuteter Gegner gewesen. Seine Kapriolen hatten einen Haufen schlechte Presse für die Deponie mit sich gebracht, und je mehr Druckerschwärze Boyette bekam, desto irrer wurde er. Er setzte eine nationale Untersuchung in Gang. Er zog Dutzende von Bürokraten von der Umweltschutzbehörde hinzu, die Bände von Gutachten erstellten, von denen die meisten die Deponie verdammten. In Washington hatte er das Justizministerium bekniet, bis es eine eigene Untersuchung wegen vermutlicher Mafia-Beteiligung in die Wege geleitet hatte. Senator Boyette war zum größten Hindernis für Johnnys Goldmine geworden.
Man hatte beschlossen, Boyette zu beseitigen.
Aus einer Flasche Cuervo Gold trinkend, hatte Barry über den Mord gelacht. Er hatte Boyette sechs Monate lang verfolgt und war angenehm überrascht gewesen, als sich herausstellte, daß der Senator, der geschieden war, eine Schwäche für junge Frauen hatte. Billige junge Frauen, die Sorte, die man in einem Bordell fand und für fünfzig Dollar kaufen konnte. Seine Lieblingsabsteige war ein Rasthaus auf halbem Wege zwischen New Orleans und Houma, dem für die Deponie vorgesehenen Ort. Es lag in einer Ölgegend, und seine Gäste waren Offshore-Arbeiter und die gerissenen kleinen Huren, die sie anzogen. Offenbar kannte der Senator den Besitzer und hatte ein Spezialarrangement. Er parkte immer hinter einem Müllauto, weit weg von dem Kiesparkplatz voll großer Pickups und Harleys. Er benutzte immer den Hintereingang neben der Küche.
Die Fahrten des Senators nach Houma wurden häufiger. Er führte das große Wort in Bürgerversammlungen und hielt jede Woche eine Pressekonferenz ab. Und er genoß seine Rückfahrten nach New Orleans mit den schnellen Nummern im Rasthaus.
Der Auftrag war ein Kinderspiel, sagte Barry, als sie am Strand saßen und schaumiges Salzwasser sie umspülte. Er war Boyette nach einer lautstarken Deponie-Versammlung in Houma zwanzig Meilen weit gefolgt und hatte geduldig in der Dunkelheit hinter dem Rasthaus gewartet. Als Boyette nach seiner kleinen Affäre auftauchte, hatte er ihm mit einem Schlagstock einen Hieb auf den Kopf versetzt und ihn auf den Rücksitz geworfen. Ein paar Meilen weiter hatte er angehalten und ihm vier Kugeln in den Kopf gejagt. Dann hatte er die Leiche in Müllsäcke eingewickelt und im Kofferraum verstaut.
Man stelle sich das vor, staunte Barry, ein US-Senator, den man sich in der Dunkelheit eines drittklassigen Bordells greifen kann. Er hatte einundzwanzig Amtsjahre hinter sich, hatte den Vorsitz in mächtigen Komitees geführt, war um den ganzen Globus gereist und hatte nach Mitteln und Wegen gesucht, das Geld der Steuerzahler auszugeben, hatte achtzehn Assistenten und Laufburschen, die für ihn arbeiteten, und peng!, einfach so, wird er dann mit heruntergelassener Hose erwischt. Barry fand das zum Totlachen. Einer seiner einfachsten Jobs, sagte er, als hätte es Hunderte gegeben.
Ein Staatspolizist hatte Barry zehn Meilen vor New Orleans wegen zu schnellen Fahrens angehalten. Stell dir das vor, sagte er, da unterhält man sich mit einem Bullen mit einer warmen Leiche im Kofferraum. Er redete über Football und blieb von einem Strafzettel verschont. Aber dann wurde er nervös und beschloß, die Leiche an einem anderen Ort zu verstecken.
Gronke war versucht zu fragen, wo, aber dann ließ er es lieber bleiben.
Die Anklage gegen Barry stand auf wackligen Beinen. Der Aussage des Staatspolizisten zufolge war Barry um die Zeit des Verschwindens in der Nähe gewesen. Aber ohne die Leiche gab es keinen Beweis für die Todeszeit. Eine der Prostituierten hatte, während der Senator unterhalten wurde, auf dem verschatteten Parkplatz einen Mann gesehen, der Barry ähnelte. Sie stand jetzt unter dem Schutz der Regierung, aber man rechnete nicht damit, daß sie eine gute Zeugin abgab. Barrys Wagen war gereinigt und alle Spuren beseitigt worden. Keine Blutspuren, keine Fasern oder Haare. Der Star der Anklage war ein Mafia-Informant, ein Mann, der zwanzig seiner vierzig Jahre im Gefängnis verbracht hatte, und man rechnete nicht damit, daß er lange genug am Leben blieb, um aussagen zu können. In der Wohnung von einer von Barrys Freundinnen hatte man eine .22er Ruger sichergestellt, aber auch hier war es ohne Leiche unmöglich, sie als die Tatwaffe zu identifizieren. Barrys Fingerabdrücke waren auf der Waffe. Er hat sie mir geschenkt, sagte die Freundin.
Jurys verurteilen nur ungern, wenn sie nicht ganz sicher sein können, daß
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