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Der Klient

Titel: Der Klient Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Grisham
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tun sollte. Die Wahrheit kann einen das Leben kosten – das hatte er einmal in einem Film gesehen, und es fiel ihm immer dann wieder ein, wenn er den Drang verspürte, irgendwelche Amtspersonen anzulügen. Wie sollte er je aus diesem Schlamassel wieder herauskommen?
    Er hob die Zeitung vom Fußboden auf und trat auf den Flur hinaus. Greenway hatte eine Notiz an Rickys Tür geheftet, die jedermann einschließlich den Schwestern den Zutritt verbot. Dianne hatte Rückenschmerzen vom Sitzen in Rickys Bett, und Greenway hatte eine weitere Ladung Tabletten gegen ihre Beschwerden bringen lassen.
    Mark machte am Schwesternzimmer halt und gab Karen die Zeitung zurück. »Hübsche Story, nicht?« sagte er mit einem Lächeln. Die Verliebtheit war verflogen. Sie war immer noch hübsch, spielte aber jetzt die Spröde, und er hatte einfach nicht die nötige Energie.
    »Ich hole mir ein Stück Kuchen«, sagte er. »Wollen Sie auch eins?«
    »Nein, danke.«
    Er ging zu den Fahrstühlen und drückte auf den Knopf. Die mittlere Tür ging auf, und er trat ein.
    In der gleichen Sekunde flüsterte Jack Nance im dunklen Wartezimmer in sein Sprechfunkgerät.
    Der Fahrstuhl war leer. Es war erst kurz nach sechs, eine gute halbe Stunde, bevor der Betrieb richtig losging. Der Fahrstuhl hielt im achten Stock. Die Tür ging auf, und ein Mann trat ein. Er trug einen weißen Kittel, Jeans, Turnschuhe und eine Baseballmütze. Mark schaute ihm nicht ins Gesicht. Er hatte es satt, fremde Leute kennenzulernen.
    Die Tür glitt zu, und plötzlich packte der Mann Mark und drängte ihn in eine Ecke. Er klammerte die Finger um Marks Kehle. Dann ließ er sich auf ein Knie sinken und zog etwas aus der Tasche. Sein Gesicht war nur ein paar Zentimeter von Marks Augen entfernt, und es war ein gräßliches Gesicht. Er atmete schwer. »Hör mir zu, Mark Sway«, knurrte er. Etwas klickte in seiner rechten Hand, und plötzlich kam die funkelnde Klinge eines Schnappmessers ins Bild. Eine sehr lange Klinge. »Ich weiß nicht, was Jerome Clifford dir erzählt hat«, sagte er eindringlich. »Aber wenn du nur ein einziges Wort davon irgend jemandem gegenüber wiederholst, einschließlich deiner Anwältin, dann bringe ich dich um. Und deine Mutter und deinen kleinen Bruder auch. Hast du mich verstanden? Er ist in Zimmer 943. Ich kenne den Wohnwagen, in dem ihr lebt. Verstanden? Ich kenne auch deine Schule an der Willow Road.« Sein Atem war warm und roch nach Milchkaffee, und er zielte mit der Klinge auf Marks Augen. »Hast du mich verstanden?« fragte er mit einem gemeinen Lächeln.
    Der Fahrstuhl hielt, und der Mann stand aufgerichtet neben der Tür; sein Bein verdeckte das Messer. Obwohl völlig gelähmt, war Mark doch imstande zu hoffen, daß irgendjemand zu ihnen in den Fahrstuhl treten würde. Es war offensichtlich, daß er keine Möglichkeit hatte, bei diesem Halt herauszukommen. Sie warteten zehn Sekunden im sechsten Stock, und niemand trat ein. Die Tür glitt zu, und sie fuhren weiter.
    Der Mann stürzte sich wieder auf ihn, und diesmal war das Messer nur zwei oder drei Zentimeter von Marks Nase entfernt. Er hielt ihn mit einem kräftigen Unterarm in der Ecke fest und stieß plötzlich mit der funkelnden Klinge auf Marks Taille zu. Schnell und gekonnt schnitt er eine Gürtelschlaufe durch. Dann noch eine. Seine Botschaft hatte er an den Mann gebracht, ohne Störung, und jetzt war die Zeit für ein bißchen Nachdruck gekommen.
    »Ich schlitz dir den Bauch auf, hast du verstanden?« fragte er, dann gab er Mark frei.
    Mark nickte. Ein Klumpen von der Größe eines Golfballs verstopfte ihm die trockene Kehle, und plötzlich waren seine Augen feucht. Er nickte. Ja, ja, ja.
    »Ich bringe dich um. Ist dir das klar?«
    Mark starrte das Messer an und nickte noch ein paarmal. »Und wenn du irgend jemandem von mir erzählst, dann erwische ich dich. Verstanden?« Mark nickte weiter, aber jetzt schneller.
    Der Mann schob das Messer in eine Tasche und zog ein zusammengefaltetes, zwanzig mal fünfundzwanzig Zentimeter großes Farbfoto aus dem Kittel. Er hielt es Mark vors Gesicht. »Hast du das schon einmal gesehen?« fragte er, jetzt lächelnd.
    Es war ein Familienfoto, in einem Kaufhaus aufgenommen, als Mark in der zweiten Klasse gewesen war, und es hatte seit Jahren in ihrem Wohnzimmer über dem Fernseher gehangen. Mark starrte es an.
    »Erkennst du es?« fuhr der Mann ihn an.
    Mark nickte. Es gab nur ein solches Foto auf der Welt.
    Der Fahrstuhl hielt im fünften Stock,

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