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Der Köder

Der Köder

Titel: Der Köder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P.J. Tracy
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peinlich darauf geachtet, nur nicht in seine Nähe zu kommen. Ebenso Marty. Jack stand ganz alleine da, so wie nach
    Langers und McLarens Erzählung auch bei Hannahs Beerdigung.
    Man sollte doch annehmen, dass wenigstens seine Frau ihn begleitet hätte.»
    «Ich habe gehört, wie ein paar Leute auf dem Weg vom Friedhof
    darüber sprachen. Scheint so, als sei sie drauf und dran, die
    Scheidung einzureichen, wenn sie es nicht schon getan hat. Die
    beiden haben jedenfalls nicht mehr viel füreinander übrig.»
    Magozzi blieb beharrlich. «Sie hätte trotzdem kommen sollen. Es
    hätte sich gehört.»
    Gino drehte den Kopf, um seinen Partner anzusehen. «Komm
    schon, Leo. Jack Gilbert ist ein versoffenes Arschloch. Jeder erntet, was er gesät hat, das weißt du doch. Also hör auf, ihn zu bedauern.»
    «Tu ich doch auch nur von ferne. Wenn ich ihm näher komme,
    stinkt er mir gewaltig.»
    «Das ist der Partner, den ich kenne und liebe.»
    «Aber es ist eben dies Huhn-oder-Ei-Ding.»
    «Wie bitte?»
    «Nun, man fragt sich doch, ob er ein versoffenes Arschloch ist,
    weil man ihn ausgestoßen hat, oder ob er ausgestoßen wurde, weil er ein versoffenes Arschloch ist.»
    Gino seufzte unwillig. «Ich wähle Möglichkeit Nummer zwei.
    Können wir jetzt reingehen?»
    Magozzi wiegelte ab. «Vielleicht sollten wir noch ein paar
    Minuten warten, bevor wir da reinplatzen. Aus Respekt.»
    «Wir haben schon reichlich Respekt gezeigt, Leo. Schließlich
    sind wir hier nicht die Ersten und stehen nicht mit Mikros in der Tür.
    Und außerdem wird niemand in einer so großen Menschenmenge
    Notiz von zwei äußerst attraktiven Typen in schnieken
    Beerdigungsanzügen nehmen.»
    Obwohl ihre Überlegungen stimmig gewesen waren, dauerte es
    keine Viertelstunde, da zweifelte Magozzi bereits daran, ob die
    Teilnahme an diesem Empfang klug war. Nach ihrer Theorie war
    niemand, nicht einmal Morey Gilbert, zu hundert Prozent gut, und
    keinesfalls konnte ein Mann vierundachtzig Jahre alt werden, ohne jemandem auf die Füße zu treten. Sie hofften also aus einigen
    Gesprächen von Leuten, die ihn gut kannten, etwas über den Toten
    zu erfahren, was sie bisher noch nicht gewusst hatten. Etwas, dem es sich lohnte nachzugehen.
    Aber bis jetzt hatte Magozzi nur weitere tränenreiche Nachrufe
    mit anhören müssen – wenn der Mann kein Heiliger gewesen war, so
    war er doch verdammt dicht dran –, und langsam ging ihm das auf
    die Nerven. Morey Gilbert hatte verteilt, was er zu verteilen hatte –
    Zeit, Geld, Rat, Lebensmittel, Unterkunft –, und er hatte nicht nur den Menschen geholfen, die ihm zufällig über den Weg gelaufen
    waren, sondern sich sogar auf die Suche nach Hilfsbedürftigen
    gemacht. Normal war das nicht.
    Plötzlich erregte ein Tumult auf der anderen Seite des Raums
    seine Aufmerksamkeit. Wie eine unkontrollierte Flipperkugel
    taumelte Jack Gilbert von Gast zu Gast und machte damit alle
    Sympathie zunichte, die Magozzi noch kurz zuvor für ihn
    empfunden hatte. Er war der Einzige, bei dem Morey Gilberts
    humanitäre Bemühungen nicht gefruchtet hatten.
    Magozzi verfolgte Jack mit den Augen und überlegte
    angestrengt. Er hatte das Gefühl, als holperte sein Gehirn über eine lange Reihe von Straßenschwellen.
    Er fand Gino am Buffet, wo er sich gerade zum zweiten Mal den
    Teller mit Speisen füllte, die seine wildesten kulinarischen Fantasien übertrafen.
    «Ist das hier grandios, oder was?», fragte Gino gut gelaunt. «Du
    solltest mal von dem Nudelzeug mit den Rosinen probieren.» Er
    warf sich ein Fleischbällchen in den Mund. «Und, was Interessantes rausgefunden?»
    «Ich glaube, wir sollten uns Jack Gilbert näher ansehen.»
    Gino hob eine Augenbraue. Es war die einzig mögliche
    Bewegung, so voll gestopft wie sein Mund war.
    «Er ist der absolut einzige Schatten, der auf Morey Gilberts
    Heiligenschein fällt, Gino.»
    «Ja, aber er ist ein Schlappschwanz. Und ein Säufer. Und wir
    haben ihn beide nicht auf der Rechnung.»
    «Das ist es ja gerade – wir hielten ihn für einen Verdächtigen,
    und als uns das nicht gefiel, haben wir keinen Gedanken mehr auf
    ihn verschwendet. Aber wenn er nun die Verbindung ist? Wenn er in etwas verwickelt war, weswegen sein Vater umgebracht wurde?»
    Gino gönnte sich noch einen Fleischkloß und entschied, dass er
    auch mit vollem Mund sprechen konnte. «Was hat Jack getan?»
    «Himmel, ich weiß nicht…»
    «Nein, nein, weißt du noch, was Langer und McLaren sagten?
    Als sie davon sprachen, dass

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