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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Erregungen
fernhalten.‹ ›Ja‹, sagen sie, ›und von allen natürlichen Erregungen müßt Ihr
Euch auch fernhalten, sonst durchbricht die Kugel nämlich den Knochen, und aus
dem Bruch wird ein Ausfluß, und aus dem Ausfluß wird eine Entzündung, und die
verursacht eine absolute Abruption aller Lebensfunktionen. Stillhalten, das
ist Eure einzige Hoffnung, König Conor. Sonst werdet Ihr’s bereuen, und die
Würmer machen sich über Euch her.‹ Bei Gott, das war eine schöne Geschichte –
könnt Ihr Euch wohl vorstellen. Da lag der arme Conor also auf seinem Schloß
und könnt’ nicht lachen und könnt’ nicht kämpfen und dürft’ kein Schlückchen
trinken und kein Mädchen ansehn, weil er immer Angst hatt’, sein Gehirn könne
bersten. Die Kugel steckte ihm in der Schläfe, halb drinnen und halb draußen.
Damit plagte er sich rum.«
    »Ja ja, diese Doktors«, sagte Mutter Morlan. »Groß’ Geschrei
und nichts dahinter.«
    »Was ist denn aus ihm geworden?« fragte Gawaine. »Hat er
noch lang in dem dunklen Zimmer gelebt?«
    »Was aus ihm geworden ist? Das wollt’ ich grad erzählen.
Eines Tages, da gab’s ein gewaltiges Gewitter, und die Mauern der Burg schwankten
wie ein Langnetz hin und her, und ein großer Teil des Vorwerks stürzte ein. Es
war das schlimmste Unwetter, wo sie in der Gegend da seit langem erlebt gehabt
hatten, und König Conor stürzte in die tobenden Elemente, um sich Rats zu
holen. Da stand einer von seinen Brehons, irgendwie, und den hat er gefragt,
was es denn sein könnt’. Dieser Brehon war ein gelehrter Mann, und er hat’s
König Conor gesagt. Er hat ihm erzählt, wie sie den Tag unsern Heiland im
Judenland an einen Baum geknüpft haben, und wie deshalb das Gewitter
losgegangen ist, und dann hat er König Conor vom Evangelium Gottes gesprochen.
Und da, was denkt Ihr wohl, da rannte König Conor von Irland völlig aufgeregt
ins Schloß zurück, um sein Schwert zu holen, und er kam mit seinem Schwert
wieder ins Unwetter herausgerannt, um seinen Heiland zu retten. Und so ist er
gestorben.«
    »War er tot?«
    »Ja.«
    »Sagt bloß!«
    »Was für ein schöner Tod«, sagte Gareth. »Er hatte ja
nichts davon, aber es war großartig!«
    Agravaine sagte: »Wenn mir meine Doktors sagen täten, ich
sollt’ mich vorsehn, dann könnt’ mich nichts aus der Ruhe bringen. Kann ich mir
überhaupt nicht vorstellen.«
    »Aber ritterlich war’s doch?«
    Gawaine ließ nachdenklich seine Zehen spielen.
    »Dumm war’s«, sagte er schließlich. »Ist ja nichts Gutes
bei rausgekommen.«
    »Aber er hat Gutes tun wollen.«
    »Nicht für seine Familie«, sagte Gawaine. »Ich weiß nicht,
wieso er sich derart aufgeregt hat.«
    »Natürlich war’s für seine Familie. Es war für Gott, der
jedermanns Familie ist. König Conor hat sich auf die Seite des Rechts gestellt,
und dafür hat er sein Leben gegeben.«
    Agravaine rutschte ungeduldig in der weichen, rostfarbenen
Torfasche hin und her. Er hielt Gareth für einen Blödkopf.
    »Erzählt uns die Geschichte«, sagte er, um das Thema zu
wechseln, »wie die Schweine erschaffen wurden.«
    »Oder die«, sagte Gawaine, »von dem großen Conan, der an
einen Stuhl gezaubert wurde. Er hing ganz fest, irgendwie, und sie konnten ihn
nicht loskriegen. Da rissen sie ihn
dann mit Gewalt los, und es ergab sich, daß sie ihm ein Stück Haut aufs
Hinterteil verpflanzen mußten – aber das war Schafleder, und von da an wurden
die Strümpfe, die die Fianna trug, aus der Wolle gemacht, die auf Conan wuchs!«
    »Nein, tut’s nicht«, sagte Gareth. »Keine Geschichten mehr.
Laßt uns einfach hier sitzen, meine Helden, und uns über ernste Angelegenheiten
unterhalten. Wir wollen von unserm Vater reden, der in den Krieg gezogen ist.«
    St. Toirdealbhach nahm einen kräftigen Schluck von seinem
Bergtau und spuckte ins Feuer.
    »Ist der Krieg nicht das Größte?« bemerkte er, in
Erinnerung schwelgend. »Früher bin ich noch und noch in den Krieg gezogen,
bevor ich heiliggesprochen wurde. Ich hab’ dann bloß davon genug bekommen.«
    Gawaine sagte: »Ich begreif nicht, wie man von Kriegen
genug bekommen kann. Ich werd’s nie, das weiß ich bestimmt. Schließlich ist’s
doch die vornehmste Beschäftigung eines Edelmannes. Ich meine, das war’ doch
genauso, als würd’ man die Jagd leid, oder die Falkenbeiz.«
    »Krieg«, sagte Toirdealbhach, »kann schon was Schönes sein,
wenn nicht gar so viele drinnen sind. Wenn sich zu viele bekämpfen – woher soll
man da noch

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