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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Skapuliere
gewunden; zwanzig Flaschen mit Bergtau standen dort – die, bis auf eine,
sämtlich leer waren; als Relikt von den Palmsonntagen der letzten siebzig Jahre
fand sich ein ganzes Gebüsch von vertrockneten Palmwedeln; und endlich gab es reichlich
Wollfäden, die man um den Schwanz einer kalbenden Kuh zu winden pflegte.
Außerdem war ein großes Sensenblatt vorhanden, mit dem die Alte jeden
Einbrecher zu verjagen hoffte – falls einer je so töricht sein sollte, sich
hierher zu verirren – , und im Rauchfang hingen einige Eschenlatten, die ihr
verstorbener Mann zu Dreschflegeln hatte verarbeiten wollen, an den Latten aber
hingen wiederum Aalhäute und Streifen von Pferdeleder. Unter den Aalhäuten
stand eine gewaltige Flasche mit heiligem Wasser, und vor dem Torffeuer saß
einer der irischen Heiligen, die auf den Außen-Inseln in Bienenkorb-Zellen
hausten, und hielt ein Glas Lebenswasser in der Hand. Er war ein rückfällig
gewordener Heiliger, welcher der pelagianischen Ketzerei des Celestius anhing
und daran glaubte, daß die Seele ihre Errettung selber bewerkstelligen könne. Er
war damit beschäftigt, sie mit Mutter Morlans und des Branntweins Hilfe zu
retten.
    »Gott und Maria zum Gruße, Mutter Morlan«, sagte Gawaine.
»Ma’am, wir sind hergekommen, um eine spannende Geschichte zu hören.«
    »Gott und Maria und Andreas zum Gruße«, sagte die bel-dame. »Ihr wollt eine Geschichte hören, wo Seine Ehrwürden hier am Herde sitzt?!«
    »Guten Abend, St. Toirdealbhach. Wir haben Euch in der
Dunkelheit nicht gesehen.«
    »Gottes Segen mit Euch.«
    »Derselbige mit Euch.«
    »Sie muß von Morden handeln«, sagte Agravaine. »Von Morden
und von Raben, die einem die Augen auspicken.«
    »Nein, nein«, rief Gareth. »Sie muß von einem
geheimnisvollen Mädchen handeln, das einen Mann heiratet, weil er das
Zauberpferd des Riesen gestohlen hat.«
    »Ehre sei Gott«, bemerkte St. Toirdealbhach. »Das ist ja
wirklich ein’ seltsam Geschicht’, wo Ihr da zu
hören verlangt.«
    »Ach, St. Toirdealbhach, erzählt Ihr uns doch eine.«
    »Erzählt uns von Irland.«
    »Erzählt uns von der Königin Maeve, die’s nach dem Bullen
verlangte.«
    »Oder tanzt uns eine Gigue.«
    »Gnade den armen Kindern, die sehn wollen, wie Seine
Heiligkeit eine Gigue tanzt!«
    Die vier Vertreter der Oberschicht setzten sich, wo immer
sie Platz fanden – es waren nur zwei Stühle vorhanden – , und starrten den
heiligen Mann in stummer Erwartung an.
    »Habt Ihr’s auf eine moralische Geschichte abgesehn?«
    »Nein, nein. Nichts mit Moral. Wir möchten eine Geschichte
mit Kämpfen drin. Kommt schon, St. Toirdealbhach: Wie war das damals, als Ihr
dem Bischof das Genick gebrochen habt?«
    Der Heilige nahm einen ordentlichen Schluck von seinem
weißen Whisky und spuckte ins Feuer.
    »Da war mal ein König«, sagte er, und die Zuhörer machten
ein raschelndes Geräusch, als sie sich bereitsetzten.
    »Da war mal ein König«, sagte St. Toirdealbhach, »und
dieser König, was meint Ihr wohl, der hieß King Conor Mac Nessa. Er war ein
Riese von einem Mann und lebte mit seinen Verwandten an einem Ort, der Tara of
the Kings hieß. Es dauerte gar nicht lang, da mußte dieser König gegen die
verruchten O’Haras zu Felde ziehn, und in dieser Auseinandersetzung bekam er
eine Zauberkugel ab. Ihr müßt wissen, daß die Helden der Vorzeit sich Kugeln
aus dem Hirn ihrer Gegner herstellten, das sie in kleinen Portionen zwischen
den Handflächen rollten und zum Trocknen in die Sonne legten. Die müssen sie
wohl mit der Armbrust verschossen haben, wißt Ihr, wie Bolzen, oder mit der
Schleuder. Also, jedenfalls bekam der König eine von diesen Kugeln in die
Schläfe, und da steckte sie jetzt vor dem Schädelknochen, an einer ganz
kritischen Stelle. ›Ein feiner Held bin ich nun‹, sagt der König, und er läßt
die Brehons kommen, die irdischen Richter, und die andern, die über Entbindung
Bescheid wissen und so. Der erste Brehon sagt: ›Ihr seid ein toter Mann, König
Conor. Die Kugel da, die ist grad am Gehirn.‹ Das haben auch all die
medizinischen Herrn gesagt, ohne Ansehn der Person oder des Glaubens. ›Aber was
soll ich denn da tun?‹ ruft der König von Irland. ›Ist ja wohl ein hartes
Geschick, wenn man nicht mal ein bißchen kämpfen kann, ohne gleich zum Tode
befördert zu werden.‹ ›Nichts da‹, sagen die Wunderärzte, ›etwas kann man noch
tun, und das ist, daß wir uns ab sofort von allen unnatürlichen

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