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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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König schneuzte sich.
    »Entschuldigt, Pellinore«, sagte Sir Grummore, »aber wir
haben was auf dem Kliff gesehn.«
    »Etwas Garstiges?«
    »Nun, nicht unbedingt – «
    »Ich hatte es gehofft.«
    Sir Grummore überdachte die Lage und nahm den Sarazenen
beiseite. Sie kamen zu dem Schluß, daß Takt vonnöten sei.
    »Ach, Pellinore«, sagte Sir Grummore nonchalant, »was
zeichnet Ihr denn da?«
    »Was meint Ihr wohl?«
    »Es sieht wie eine Art Zeichnung aus.«
    »Das ist es auch«, sagte der König. »Ich wünschte, Ihr
beide würdet gehn. Ich meine: falls ich mir einen Vorschlag erlauben darf.«
    »Es wäre besser, wenn Ihr hier einen Strich zöget«, fuhr
Sir Grummore fort.
    »Wo?«
    »Hier, wo das Schwein ist.«
    »Mein lieber Freund, wovon redet Ihr denn überhaupt?«
    »Um Vergebung, Pellinore. Ich dachte, Ihr würdet mit
geschlossenen Augen ein Schwein malen.«
    Sir Palomides hielt es für geraten einzuschreiten.
    »Sir Grummore«, sagte er schüchtern, »hat ein Phänomen
beobachtet, beim Zeus!«
    »Ein Phänomen?«
    »Ein Ding«, erklärte Sir Grummore.
    »Was für ein Ding?« fragte der König argwöhnisch.
    »Etwas, das Euch gefallen wird.«
    »Es hat vier Beine«, setzte der Sarazene hinzu.
    »Tierreich, Pflanzenreich oder Mineralreich?« fragte der
König.
    »Tierreich.«
    »Ein Schwein?« erkundigte sich der König, dem allmählich
klarwurde, daß sie eine bestimmte Absicht verfolgten.
    »Nein, nein, Pellinore. Kein Schwein. Schlagt Euch
schleunigst die Schweine aus dem Kopf. Dies Ding macht ein Geräusch wie Hunde.«
    »Wie ein Schock Hunde«, erläuterte Sir Palomides.
    »Ein Wal!« rief der König.
    »Nein, nein, Pellinore. Ein Wal hat keine Beine.«
    »Aber er macht ein solches Geräusch.«
    »Tatsächlich?«
    »Mein lieber Freund, woher soll ich das wissen? Wir sollten
versuchen, nicht so weit vom Wege abzukommen.«
    »Verstehe. Aberworum geht’s, was?Es scheint ein
Menageriespiel zu sein.«
    »Nein, nein, Pellinore. Es handelt sich um etwas, das wir
gesehen haben.
    Und es bellt.«
    »Oh, ich muß schon sagen«, jammerte er. »Ich wünschte
wirklich, Ihr beide würdet schweigen oder verschwinden. Erst Wale und Schweine,
und jetzt dies Ding, das bellt – da weiß man ja überhaupt nicht mehr, woran man
ist. Könnt Ihr einen zur Abwechslung nicht mal in Frieden lassen, damit man ein
bißchen malen und sich in Ruhe aufhängen kann? Ich meine, das ist doch nicht
zuviel verlangt, wie, was, meint Ihr nicht auch?«
    »Pellinore«, sagte Sir Grummore, »Ihr müßt Euch
zusammennehmen. Wir haben das Aventiuren-Tier gesehn – das Queste-Biest!«
    »Warum?«
    »Warum?«
    »Ja, warum?«
    »Warum sagt Ihr warum?«
    »Ich meine«, erkläre Sir Grummore, »Ihr könntet sagen: wo?
Oder: wann? Aber warum warum?«
    »Warum nicht?«
    »Pellinore, habt Ihr denn jedes Gefühl für Schicklichkeit
verloren? Wir haben das Aventiuren-Tier gesehn, sage ich Euch – hier auf
den Klippen haben wir es gesehen, ziemlich in der Nähe.«
    »Es ist kein Es. Es ist eine Sie.«
    »Lieber Freund, es spielt doch keine Rolle, was sie ist.
Wir haben sie gesehen. Oder es. Also: sie.«
    »Weshalb geht Ihr dann nicht los und fangt sie?«
    »Es ist doch nicht unsere Aufgabe, sie zu fangen,
Pellinore. Das ist Eure Aufgabe. Schließlich ist sie Euer Lebenswerk, oder?«
    »Sie ist dumm«, sagte der König.
    »Es kommt nicht darauf an, ob sie dumm ist oder ob sie
nicht dumm ist«, sagte Sir Grummore verletzt. »Es kommt darauf an, daß sie Euer magnum opus ist. Nur ein Pellinore kann sie fangen. Das habt Ihr uns oft
erzählt.«
    »Was hat’s für einen Sinn, sie zu fangen?« fragte der
Monarch. »Was? Vermutlich ist sie ganz glücklich auf den Klippen. Ich begreife
nicht, wieso Ihr Euch derart ereifert. – Mir scheint’s furchtbar traurig«,
fügte er als Nachbemerkung hinzu, »daß man nicht heiraten kann, wann man
möchte. Ich meine, was habe ich von dem Tier? Ich hab’s nicht geheiratet, wie,
was? Weshalb laufe ich also die ganze Zeit hinter ihm her? Das ist doch
irgendwie nicht logisch. Oder?«
    »Was Euch fehlt, Pellinore, ist eine gute Hetzjagd. Rafft
Euch mal auf.«
    Sie nahmen ihm den Gänsekiel weg und schenkten ihm mehrere
Humpen Branntwein ein, wobei sie nicht vergaßen, dann und wann selber einen
Schluck zu nehmen.
    »Es scheint das einzig Richtige zu sein«, sagte er
plötzlich. »Schließlich kann nur ein Pellinore es fangen. Oder sie.«
    »So ist’s recht.«
    »Ich bin nur manchmal so traurig«, fügte er hinzu, ehe

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