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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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Hause verbanden –
hatte damals an dem Meuchelmord teilgenommen. Jetzt, am Hofe seines Vaters, der
rücksichtsvoll genug war, die Geschichte seiner Geburt zu verheimlichen, fand sich der
unglückliche Sohn als der anerkannte Bruder von Gawaine, Agravaine, Gaheris und
Gareth – fand er sich vom König-Vater liebevoll behandelt, den aus vollem
Herzen zu hassen seine Mutter ihn gelehrt hatte – fand er sich mißgestaltet,
intelligent, kritisch, inmitten einer Zivilisation, die für die Begriffe eines
bloßen Intellektualisten zu gradlinig organisiert war – fand sich schließlich
als Erbe einer nördlichen Kultur, die den tumben Moralvorstellungen des Südens
stets entgegengesetzt gewesen war.
     
     
     
    KAPITEL 2
     
     
    Der Page, der Sir Agravaine den Würzwein
gebracht hatte, kam zur Tür des Kreuzgangs herein. Er machte eine doppelte
Verbeugung, mit jener übertriebenen Höflichkeit, wie man sie von Pagen
erwartete, die auf dem Weg zur Ritterschaft noch nicht den Grad eines Schildknappen
erworben hatten. Dann meldete der Knabe: »Sir Gawaine, Sir Gaheris, Sir
Gareth.« Die drei Brüder folgten ihm ungestüm, angeregt von der frischen Luft
und dem, was sie soeben getan hatten. Der Clan war nun also komplett. Alle
hatten, mit Ausnahme von Mordred, eine Ehefrau, die sie irgendwo im Verborgenen
hielten; zu Gesicht bekam man sie nie. Die Männer selber sah man selten
einzeln. Sie hatten irgendwie etwas Kindliches an sich, wenn sie beieinander
waren, was jedoch eher anziehend denn abstoßend wirkte. Vielleicht hatten alle
Paladine in Arthurs Geschichte eine gewisse Kindlichkeit – wenn man darunter
Einfalt versteht.
    Gawaine, das Oberhaupt der Familie, ging
voran und trug einen weiblichen Falken im Dunenkleid auf der Faust. Der
stämmige Bursche hatte jetzt fahle Strähnen in seinem roten Schopf. Über den
Ohren war sein Haar gelblich getönt, wie ein Frettchenfell, und bald würde es
weiß werden. Gaheris sah ihm ähnlich, jedenfalls ähnlicher als die anderen. Er
stellte eine gemilderte Kopie dar: nicht so rot, nicht so derb, nicht so
kraftvoll, nicht so eigensinnig. Ja, eigentlich war er ein wenig närrisch.
Gareth, der jüngste der Brüder, hatte die frischen Züge seiner Jugend behalten.
Etwas Hüpfendes war in seinem Gang, so, als freue er sich seines Lebens.
    »Sieh an!« sagte Gawaine mit heiserer
Stimme unter der Tür. »Wird schon getrunken?« Obwohl er nur englische Wörter
benutzte, war in seiner Redeweise noch der gälische Tonfall; aber er dachte
nicht mehr gälisch. Sein Englisch hatte sich gegen seinen Willen verbessert. Er
wurde alt.
    »Na klar, Gawaine, na klar.«
    Agravaine, der wußte, daß seine
Morgenschlückchen nicht gern gesehen waren, fragte höflich: »Hast du einen
guten Tag gehabt?«
    »Nicht so übel.«
    »Es war ein famoser Tag«, erklärte Gareth.
»Wir haben die Falkin auf dem haut vollay mit Lanzelots passager abgerichtet,
und sie hat sich wirklich geschickt angestellt. Ich hätte nie gedacht, daß
sie’s ohne weiteres schaffen würde! Gawaine hat sie vorzüglich geführt. Sie hat
losgelegt, als wäre sie zeitlebens auf Reiher geflogen; sie hat einen
herrlichen Zirkel um die neuen Schober von Castle Blanc geschlagen und ist dann
auf der Ganis-Seite des Pilgerwegs genau über ihn gegangen…«
    Gawaine, der bemerkt hatte, daß Mordred
absichtsvoll gähnte, sagte: »Spar dir die Worte.«
    »Es war ein famoser Flug«, schloß Gareth
lahm. »Als sie ihre Beute geschlagen hatte, dachten wir, man sollte ihr einen
Namen geben.«
    »Und wie habt ihr sie genannt?« fragten
sie herablassend.
    »Da sie von Lundy stammt, der Name also
mit einem ›L‹ anfangen muß, haben wir gedacht, es sei eine gute Idee, sie nach
Lanzelot zu nennen. Wir könnten sie Lanzelotta rufen, oder so ähnlich. Sie wird
ein erstklassiger Jagdfalke.«
    Agravaine blickte Gareth unter gesenkten
Augenlidern an. Gedehnt sagte er: »Dann hättest du sie besser Gin nennen
sollen.«
    Gawaine kam aus dem Hof zurück, wo er den
Wanderfalken auf seinen Block gesetzt hatte.
    »Laß das«, sagte er.
    »Tut mir leid, wenn ich nicht die Wahrheit
sage.«
    »Mich kümmert’s wenig, ob Wahrheit oder
nicht. Ich sage nur: Halt deinen Mund.«
    »Gawaine«, sagte Mordred in die Luft, »ist
solch ein preux chevalier, daß niemand etwas Übles sagen darf, sonst
gibt es Ärger. Ihr seht doch, daß er stark ist – und er äfft den großen Sir
Lanzelot nach.«
    Der Rote wandte sich ihm mit Würde zu.
    »So stark bin ich nun auch nicht,

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