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Der König auf Camelot

Der König auf Camelot

Titel: Der König auf Camelot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.H. White
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– die Köchinnen hatten mittags
den Braten anbrennen lassen –, und der Waffenmeister hatte sämtliche Rüstungen
zweimal poliert und alle Schwerter und Äxte rasiermesserscharf geschliffen, um
auf eine Invasion vorbereitet zu sein. Endlich war jemand auf den Gedanken
gekommen, Merlin zu konsultieren, den sie in seinem dritten Nickerchen
vorfanden. Um des lieben Friedens willen und um in Ruhe weiterschlafen zu
könnne, hatte der Zauberer seine Ein-Sicht bemüht und Sir Ector exakt
berichtet, was die Jungen taten, wo sie waren und wann man sie zurück erwarten
könne. Er hatte ihre Heimkehr auf die Minute genau vorhergesagt.
    Als sich die kleine Prozession der rückkehrenden
Krieger der Zugbrücke näherte, wurde sie daher vom gesamten Haushalt begrüßt.
Sir Ector stand in der Mitte und hielt einen schweren Gehstock bereit, mit dem
er sie züchtigen wollte, weil sie sich derart selbständig gemacht und soviel
Aufregung verursacht hatten; das Kindermädchen hielt ein Banner hoch, das man
früher immer dann gehißt hatte, wenn Sir Ector als kleiner Junge in den Ferien
nach Hause gekommen war, und auf dem zu lesen stand: willkommen daheim ; Hob hatte
seine geliebten Falken vergessen und stand beiseite und beschattete seine
Adleraugen, um sie als erster zu sichten; die Köchinnen und das gesamte
Küchenpersonal machten großen Begrüßungslärm mit Töpfen und Pfannen und
sangen: »Willst du nimmer heimwärts kehren?« oder etwas Derartiges, auf jeden
Fall aber falsch; die Küchenkatze miaute; die Hunde waren dem Zwinger
entflohen, da niemand auf sie achtgab, und setzten zur Hatz auf die Katze an;
der Weibel pumpte vor Freude seine Brust derart auf, daß es aussah, als müsse
er jeden Moment platzen, und ordnete mit gewichtiger Stimme an, daß jedermann
in Jubel auszubrechen habe, sobald er kommandiere: »Eins, zwei!«
    »Eins, zwei!« kommandierte der Feldweibel.
    »Hussa!« riefen alle gehorsam, sogar Sir Ector.
    »Seht mal, was ich habe!« rief Kay. »Ich hab’ einen
Greif geschossen, und Wart ist verwundet.«
    »Joy-joy-joy!« bellten sämtliche Hunde und fielen
über den Hundejungen her, leckten ihm das Gesicht, krallten sich ihm in die
Brust, beschnupperten ihn von allen Seiten, um herauszubekommen, wo er sich
herumgetrieben habe, und beäugten erwartungsvoll das Greifenhaupt, das der
Hundejunge hoch über seinem Kopfe hielt, so daß sie nicht herankamen.
    »Herrje!« rief Sir Ector.
    »O weh, der arme Spatzen-Philipp«, rief das Kindermädchen
und ließ ihr Banner sinken. »Der arme Jung’ mit’n Arm in’ner grünen Schlinge.
Gott steh mir bei!«
    »Ist nicht schlimm«, sagte Wart. »Au, faß mich
nicht an – das tut weh.«
    »Kann ich ihn ausgestopft haben?« fragte Kay.
    »Mich rührt der Schlag«, sagte Hob. »Bring’n die da
nich’ unsern Wat mit, wo übergeschnappt is’ un’ auf un’ davon?«
    »Meine lieben lieben Jungen«, sagte Sir Ector, »ich
bin ja sooo froh, daß ihr wieder da seid.«
    »Jetzt gibt’s aber was!« rief das Kindermädchen
triumphierend. »Wo ist der Knüttel?«
    »Hem«, sagte Sir Ector. »Ehem: wie könnt ihr’s
wagen, euch selbständig zu machen und mich in solche Sorgen zu stürzen?«
    »Es ist ein regelrecht-richtiger Greif«, sagte Kay,
der ganz genau wußte, daß es keinerlei Anlaß zu Befürchtungen gab. »Ich hab’
ein paar Dutzend verschossen. Wart hat sich’s Schlüsselbein gebrochen. Wir
haben den Hundejungen und Wat gerettet.«
    »Das is’ der Lohn dafür, wenn man den Jungschen das
Schießen beibringen tut«, sagte der Feldwebel stolz.
    Sir Ector küßte beide Jungen und ordnete an, daß
man den Greif vor ihm in Positur stelle.
    »Donnerwetter!« rief er aus. »Was für ein Ungetüm!
Wir werden ihn ausgestopft im Speisesaal anbringen. Was hast du gesagt, welche
Maße er hat?«
    »Zweiundachtzig Zoll von Ohr zu Ohr. Robin sagt, es
könnt’ ein Rekord sein.«
    »Das müssen wir aufzeichnen. Das kommt in die Chronik.«
    »Ist ein ziemlich kapitales Exemplar, was?«
bemerkte Kay mit gespielter Ruhe.
    »Ich werd’s von Sir Rowland Ward präparieren
lassen«, fuhr Sir Ector in höchstem Entzücken fort. »Dann kommt eine
Elfenbeintafel unter die Trophäe: kays
erster greif , in schwarzen Lettern, dazu das Datum.«
    »A-was, laßt diese Kindereien«, rief das
Kindermädchen aus. »So, Master Art, mein Lämmchen, un’ nu ins Bett mit dir, un’
zwar auf der Stelle. Un’ Ihr, Sir Ector, Ihr solltet Euch was schäm’, wie nich’
gescheit mit Monsterköpfen

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