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Der König der Diamanten

Der König der Diamanten

Titel: Der König der Diamanten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Tolkien
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kräftiger Mann.«
    »Der, der’s getan hat, hatte vielleicht eine Knarre.«
    »Sie meinen, es war vielleicht Claes?«
    »Kann schon sein. Beweisen wird man das aber nicht können.«
    Sie saßen einander an Traves altem Esstisch gegenüber, jeder ein Glas Whisky vor sich. Trave seufzte und verlor sich erneut in Gedanken. Doch dann, als hätte er plötzlich einen Entschluss gefasst, stand er auf, ging quer durchs Wohnzimmer zu dem Schreibtisch in der Ecke und holte von dort einen dicken Aktenordner voller abgegriffener Schreibmaschinenseiten. Vorne auf dem Ordner stand:
Regina versus David John Swain, Zentraler Kriminalgerichtshof, 1958
.
    Trave ließ den Ordner vor Clayton auf den Tisch fallen, beugte sich darüber und blätterte rasch darin herum, bis er relativ weit hinten auf eine Seite mit der Überschrift
Aussage Jacob Mendel
stieß.
    »Hier, lesen Sie das«, sagte Trave. »Dann reden wir weiter.«
    Und Clayton las:
     
    VERTEIDIGER MR. RELTON
: Sie sind der jüngere Bruder von Ethan Mendel, dem Mordopfer im vorliegenden Fall?
    ZEUGE
: Ja.
    VERTEIDIGER
: Wann haben Sie Ihren Bruder zuletzt gesehen?
    ZEUGE
: Letztes Jahr im November. Er ging von zu Hause, von Antwerpen, weg nach England.
    VERTEIDIGER
: Warum?
    ZEUGE
: Mein Vater und Osman kannten sich vor dem Krieg. Beide handelten mit Diamanten. Meine Familie – wir sind Juden, und nach der deutschen Invasion wurde die Lage unsicher. Und dann immer unsicherer.
Osman – er nannte sich damals noch Usman – half meinem Bruder und mir, im Jahr 1942 gemeinsam mit unserer Großmutter in die Schweiz zu fliehen. Meine Eltern blieben zurück. Warum, weiß ich nicht. Und dann, im Jahr darauf, als Osman versuchte, auch ihnen zu helfen, wurden sie an der Grenze nach Frankreich abgefangen und von den Deutschen in das Sammellager Mechelen gesteckt. Von dort brachte man sie nach Auschwitz. Und dort kamen sie ums Leben. Ethan wollte herausfinden, wie das alles ablief, und suchte dazu Osman in England auf.
    VERTEIDIGER
: Hatten Sie nach seiner Abreise Kontakt mit Ethan?
    ZEUGE
: Ja. Er rief meine Großmutter und mich zu Weihnachten an. Außerdem schickte er Postkarten. Er teilte uns mit, dass er länger bleiben würde als geplant. Und dass er ein Mädchen kennengelernt hätte. Katya, die Nichte von Osman. Er schrieb, er sei glücklich. Doch dann bekam ich Anfang Mai einen Brief von Ethan, der anders war. Er schrieb mir, er hätte etwas Wichtiges herausgefunden, so wichtig, dass man es nur von Angesicht zu Angesicht besprechen könnte. Er bat mich, zu ihm nach England zu kommen. Aber ich machte die Reise nicht, denn Katya rief an und sagte, dass Ethan tot war – ermordet. Seine Leiche kam im Flugzeug zu uns zurück.
    VERTEIDIGER
: Stand in dem Brief noch irgendetwas anderes zu dem, was Ethan herausgefunden hatte?
    ZEUGE
: Er schrieb, die Sache sei gefährlich. Das war alles.
    VERTEIDIGER
: Haben Sie den Brief bei sich, Mr. Mendel?
    ZEUGE
: Ja.
     
    Zeuge legt handgeschriebenen Brief in frankiertem Umschlag vor.
     
    VERTEIDIGER
: Wir haben hier Beweisstück 33, Euer Ehren. Datiert auf den 4. Mai dieses Jahres, mit Poststempel München, Westdeutschland. Das war der Tag, bevor Ethan Mendel starb.
    RICHTER
: In Ordnung – Beweisstück 33. Ist das alles, Mr. Relton?
    VERTEIDIGER
: Ja, Euer Ehren.
    RICHTER
: Danke. Wollen Sie den Zeugen jetzt verhören, Mr. Arne?
    STAATSANWALT MR. ARNE
: Ja, Euer Ehren. Nur ein paar Fragen. Sagen Sie: Sie haben keine Ahnung, worüber Ihr Bruder mit Ihnen reden wollte, oder?
    ZEUGE
: Nein, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es …
    STAATSANWALT
: Bitte keine Spekulationen, Mr. Mendel. Uns interessieren hier ausschließlich Fakten. Ist Ihnen David Swain persönlich bekannt?
    ZEUGE
: Nein.
    STAATSANWALT
: Wissen Sie irgendetwas über Briefe, die Mr. Swain an Katya Osman geschrieben hat?
    ZEUGE
: Nein.
    STAATSANWALT
: Wissen Sie irgendetwas über David Swains Tätigkeiten an dem Tag, an dem Ihr Bruder starb?
    ZEUGE
: Nein.
    STAATSANWALT
: Wissen Sie irgendetwas über die Tätigkeiten Ihres Bruders an diesem Tag?
    ZEUGE
: Nein, natürlich nicht. An dem Tag, an dem mein Bruder ermordet wurde, war ich in Belgien. Das habe ich doch schon gesagt.
    STAATSANWALT
: Das haben Sie in der Tat. Worauf ich hinauswill, ist, dass Sie rein gar nichts darüber wissen, was Ihrem Bruder zugestoßen ist. Er hat Ihnen nichts mitgeteilt, und Sie waren auch nicht in diesem Land, als er ums Leben kam …
    ZEUGE
: Ich weiß, dass er etwas

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