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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Schatten und trat gemessenen Schrittes an den Tisch. »Er hat Elena das Leben gerettet. Ihr sagtet, er solle Euch einen guten Grund nennen, warum Ihr ihm helfen solltet. Das ist ein guter Grund, denkt Ihr nicht?«
    »Giselle …«, murmelte Jonah verwundert.
    Sie schmuggelte ein kleines Verschwörerlächeln in seine Richtung.
    William de la Pole betrachtete seine Tochter, die glatte Stirnbedrohlich gerunzelt. »Du hast auf deinem Lieblingsplatz neben der Truhe am Boden gehockt und gelauscht, sehe ich das richtig?«
    Sie schüttelte die kastanienbraunen Locken. »Nicht ganz. Ich saß dort und habe gelesen. Dann ging meine Kerze aus, und als ich mir eine neue holen wollte, kam Walter und meldete, Jonah sei gekommen. Ihr habt mich nicht hinausgeschickt, Vater.«
    »Ein höchst bedauerliches Versäumnis, scheint mir«, grollte er. »Nichtsdestotrotz hast du gelauscht. Das ist unverzeihlich, aber ich werde es vielleicht vergessen, wenn du auf der Stelle verschwindest.«
    »Erst, wenn Ihr sagt, dass Ihr ihm helfen werdet.«
    »Giselle …« Es klang gefährlich.
    Jonah erhob sich unvermittelt. »Nein, bitte, Sir. Ich werde gehen. Vergesst einfach, dass ich hier war.«
    »Ihr bleibt!«, befahlen Vater und Tochter wie aus einem Munde.
    »Was soll das heißen, er hat Elena das Leben gerettet?«, verlangte de la Pole zu wissen.
    »Er hat sie aus den Trümmern ausgegraben.«
    »Warum weiß ich davon nichts?«
    »Vielleicht habt Ihr nicht gefragt.«
    Er stand ohne Hast auf. Dann stemmte er die Hände in die Seiten und trat einen Schritt näher auf sie zu. Sie tat genau das Gleiche. Höchstens eine Elle trennte sie noch, und Giselle musste den Kopf in den Nacken legen, um zu ihrem großen Vater aufzusehen, aber das machte ihren Zorn seltsamerweise nur eindrucksvoller.
    »Was, wenn ich sagte, deine Schwester wäre vermutlich lieber tot, als gelähmt hinter Klostermauern vor sich hinzusiechen?«, fragte der Vater.
    »Ich würde erwidern, dass das kaum Jonahs Schuld ist.«
    »Aber ich hoffe, du erkennst, dass das dein Argument gänzlich entkräftet.«
    »Und was ist mit dem Leben der Königin? Welcher gute Patriot wäre dem Mann nicht zu Dank verpflichtet, der sie und das Kind, das sie trägt, vor dem Sturz auf die Straße bewahrt hat?«
    »Du ausgekochtes kleines Luder …«
    »Giselle, um Himmels willen, hör auf«, flehte Jonah. Selten war ihm etwas peinlicher gewesen als diese Szene. Und was in aller Welt sollte er tun, wenn de la Pole auf seine zierliche Tochter losging, was jeden Moment geschehen konnte? Alles würde nur noch schlimmer werden.
    Die beiden Streithähne waren verstummt, aber der Jähzorn, für den die Leute aus Yorkshire so berüchtigt waren, hatte sich noch nicht gelegt. Unverwandt starrten sie einander an, und Jonah fragte sich verständnislos, wie dieses zerbrechliche Wesen es aushielt, so lange in die Raubvogelaugen zu schauen, deren Blick er in beinah unerträglicher Weise unheimlich fand. Doch Giselle schien nicht im Mindesten eingeschüchtert. Sie wankte und wich nicht, und tatsächlich war es ihr Vater, der sich als Erster regte, die Arme sinken ließ und kopfschüttelnd auf seinen Stuhl niedersank.
    »Na schön«, grollte er leise. »Na schön. Ihr bekommt das verdammte Tuch, Durham. Fünfundzwanzig Ballen. Ihr könnt sie morgen früh abholen.«
    Jonah konnte sein Glück kaum fassen, wappnete sich aber für das Schlimmste, als er fragte: »Für wie viel?«
    »Nichts«, zischte der reiche Kaufmann, der dafür berühmt war, dass er nicht einmal einem Bettler einen Farthing gab, ohne eine Gegenleistung zu bekommen. »Ich … leihe es Euch.« Er sprach das Wort aus, als handele es sich um etwas Anstößiges. »Nehmt es als Zeichen meiner Königstreue und meines Patriotismus. Und nun wünsche ich Euch einen guten Tag, Sir.«
    Jonahs Mund war staubtrocken. Er verneigte sich formvollendet. »Ich danke Euch, Sir.«
    »Dankt meiner missratenen Tochter«, knurrte de la Pole.
    Giselle nahm Jonahs Hand. »Ich geleite Euch hinaus, Master Durham.«
    »Und anschließend kommst du wieder«, befahl ihr Vater. »Ich bin noch nicht fertig mit dir.«
    Schweigend verließen Jonah und Giselle die Halle, immer noch Hand in Hand, durchquerten die menschenleere Vorhalle und traten hinaus in den hellen Frühlingstag.
    Jonah blinzelte gegen den plötzlichen Sonnenschein und befreite seine Hand. »Was hast du nur getan, Giselle«, schalt er leise. »Wie soll ich mir das je verzeihen?«
    »Oh, macht Euch keine Gedanken, Sir. Er

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