Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
Glut einen Kienspan zu entzünden.
    »Nein, warte noch einen Moment.« Jonah fand das Halbdunkel angenehm. »Setz dich. Ich muss mit dir reden.«
    Seufzend ließ Crispin sich ihm gegenüber nieder. »Eine Predigt? Ich weiß, dass ich ungehörig war heute früh. Es tut mir Leid, Sir.«
    Jonah konnte immer noch über die Gutartigkeit dieses Jungen staunen. Obwohl Crispin keiner Fliege etwas zuleide tun konnte, fühlte er sich immer verantwortlich, wenn die Dinge anfingen, schief zu laufen, und entschuldigte sich mit einer Aufrichtigkeit, einer Mühelosigkeit, die Jonah unbegreiflich war.
    »Du hattest mit jedem Wort Recht«, bekannte Jonah ungewöhnlich freimütig. »Aber ›abgegaunert‹ hab ich dich Rupert nicht.«
    »Ach, das weiß ich doch …«, murmelte Crispin verlegen.
    »Unterbrich mich nicht, sei so gut. Das hier fällt mir schwer genug.«
    Crispin legte einen Finger an die Lippen, schüttelte inbrünstig den Kopf und sah ihn gespannt an.
    Und so legte Jonah zum zweiten Mal an diesem langen, langen Tag ein volles Geständnis ab. Obwohl er sich bemühte, sachlich und nüchtern zu reden, sah er erst Erstaunen im Gesicht seines Lehrlings, dann Entsetzen und schließlich Abscheu.
    »Aber … das kann er nicht machen«, stieß Crispin hervor, alle guten Vorsätze bezüglich seiner schweigenden Zuhörerrolle vergessen. »Man kann einen Vertrag nicht so einfach brechen. Nicht, wenn er mit einem Handschlag besiegelt ist!«
    Jonah war erleichtert, dass Crispins Empörung sich offenbar eher gegen Rupert als gegen ihn richtete, und erwiderte mit einem kleinen Lächeln: »Das dachte ich auch. Da siehst du, wie viel du und ich noch zu lernen haben.«
    »Und … was machen wir jetzt?«
    »Ich habe einen Kaufmann gefunden, der mir das fehlende Tuch leiht.«
    »Was? Wer ist dieser wunderliche Wohltäter?«
    »William de la Pole.«
    »Ha, ha, sehr komisch … Gott, es ist wahr? Oh, Jesus, Maria und Joseph, beschützt uns. Wer sich mit ihm einlässt, wird zerquetscht.«
    »Oder reich.« Jonah lehnte sich leicht vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Erst einmal hat er uns aus dem Sumpf gezogen. Und ich will es nicht dabei belassen. Aber bevor ich wirklich Geschäfte mit ihm machen kann, brauche ich Kapital. Morgen gehen wir zusammen die Außenstände durch, dann machst du dich auf den Weg und treibst sie ein.«
    »Oh, wunderbar …«
    »Wir verkleinern den Lagerbestand. Der Hof verbringt denSommer in Woodstock, wir würden ohnehin nicht viel teures Tuch verkaufen. Stattdessen kaufen wir Rohwolle. Alles, was wir bezahlen können. Wenn es Krieg gibt, wird der Wollpreis steigen.«
    »Ja, aber was wollt Ihr mit all der Wolle? Was soll damit passieren? Wir haben keine Kontakte im Wollhandel, wo finden wir Spinner, Weber und so weiter für größere Mengen?«
    »Ich exportiere sie nach Flandern.«
    »Dort kennt Ihr erst recht niemanden.«
    »Das werde ich ändern. Ich fahre selbst hin. Die Königin wird mir die Namen der Männer nennen, an die ich mich wenden muss, und mir Empfehlungsschreiben ausstellen.«
    »Und wenn das Schiff mit unserer Wolle untergeht?«
    »Dann haben wir Pech gehabt. Kein großer Profit ohne großes Risiko.«
    Crispin nickte. Plötzlich lächelte er breit. Er fand Jonahs Wagemut aufregend und ansteckend. Doch dann kam ihm ein anderer Gedanke, und seine Miene verfinsterte sich wieder: »Was … habt Ihr mit Master Rupert vor, Sir?«
    Jonah lehnte sich zurück. Ganz gleich, wie er sich hinsetzte, keine Haltung war bequem, irgendetwas tat immer weh, und er war noch steifer als am Morgen. Er starrte in die Glut und erinnerte sich, obwohl er nicht wollte, an die grauenvollen Minuten in Hillocks Laden, die Erkenntnis, dass er verraten war, die Panik, den mordgierigen Ausdruck in Ruperts Augen.
    »Das soll nicht deine Sorge sein.«
    Crispin betrachtete beklommen sein Profil. Das Gesicht wirkte beinah so finster und versteinert wie am Morgen. »Ich wüsste, wie Ihr Euch Eure vierzig Pfund wiederholen könntet«, begann der Junge stockend.
    Jonah sah ihn an. »Ah ja? Lass hören.«
    Crispin schüttelte langsam den Kopf. »Ich kann es Euch nur sagen, wenn Ihr mir versprecht, es dabei bewenden zu lassen.«
    »Vielen Dank, aber ich schätze, ich komme auch ohne deine Hilfe zurecht.«
    »Master Jonah …«
    »Es wäre besser, wenn du dich bald entscheidest, auf wessen Seite du stehst.«
    »Was für eine Frage, natürlich steh ich auf Eurer Seite«, entgegnete Crispin entrüstet. »Ich bin kein Idiot, ich weiß,

Weitere Kostenlose Bücher