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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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Stadt zu bringen. Also. Zwei Ballen zu einem Pfund drei. Ja oder nein?«
    Berger sah ihm in die Augen. Dann wandte er den Blick ab und nickte widerwillig. »Meinetwegen.«
    »Hast du das verdorbene Tuch noch?«, fragte Jonah eher beiläufig.
    Berger wies vage auf die niedrige Hecke, die seine Wiese begrenzte. »Liegt irgendwo dahinten.« Plötzlich erwachte sein Interesse. »Warum?«
    »Wie viel ist es?«
    »An die siebzig Yards«, stieß Berger hervor, und bei den Worten schien sein Zorn auf seine bedauernswerte Frau aufs Neue zu erwachen. »Beinah drei Ballen.«
    »Das Tuch selbst ist in Ordnung?«, fragte Jonah.
    Berger schob die Unterlippe vor und nickte. »Einfache Qualität, aber völlig tadellos.«
    »Lass es mich sehen.«
    Berger nickte einem seiner Gesellen zu, und zusammen brachten sie die drei unordentlich gerollten Ballen aus dem hintersten Winkel herbei.
    Bergers Auftreten hatte sich verändert. Geradezu höflich schlug er einen der Ballen auf und hielt ihn Jonah zur Begutachtung hin.
    Es war einfache Qualität, im typischen Waidblau der armen Leute gefärbt und in der Tat fleckig. Der junge Kaufmann beugte sich über das Tuch, betrachtete die Fasern aus der Nähe, befühlte es an mehreren Stellen zwischen Daumen und Mittelfinger der Rechten und schlug es dann um, damit er einen Blick auf die angeraute Unterseite werfen konnte. Anschließend richtete er sich auf.
    »Ich nehme es. Ich gebe dir sieben Shilling pro Ballen. Wenn du mir ein Fuhrwerk leihst, um das ganze Zeug abzufahren.«
    »Zehn Shilling«, entgegnete Berger prompt.
    Jonah lächelte schwach. »Werd nicht gierig. Es ist Abfall. Wenn ich es nicht nehme, musst du es verbrennen. Acht.«
    »Einverstanden. Acht Shilling und einen Wagen.«
    Sichtlich erleichtert streckte der Walker die Hand aus, und Jonah schlug ein. »Der Junge bringt dir den Wagen heute Nachmittag zurück«, versprach er.
     
    »Jonah, würdest du mir das bitte erklären?«, verlangte Crispin, sobald sie außer Hörweite der Mühle waren. Sie zockelten mit dem kleinen, von einem Maultier gezogenen Karren das Sträßchen zur Kirche hinauf. Das Dröhnen der Walkhämmer blieb langsam zurück; Crispin hatte das Gefühl, der Kopf summte ihm davon. »Wieso hast du für ein Pfund und vier Shilling vollkommen unbrauchbares Tuch gekauft? Keiner unserer Kunden will so ein Zeug haben. Master Rupert wird dir die Zähne einschlagen. Und woher hast du überhaupt so viel Geld?«
    Jonah lenkte den Wagen umsichtig hügelan, über den Marktplatz und aus dem Dorf hinaus. Richtung London verdichtete sich der Verkehr bald, und er musste sich auf das konzentrieren, was seine Hände taten, denn es kam nicht häufig vor, dass er ein Fuhrwerk kutschierte, und sei es noch so klein.
    Für Crispin war auf dem Bock kein Platz; er saß hinten im Karren auf den kaum getrockneten Tuchballen und fror erbärmlich. Es hatte wieder zaghaft zu schneien begonnen. Obwohl es auf Mittag ging, schien die Temperatur noch gefallen zu sein. Der Junge hauchte seine Finger an, die schon schneeweiß vor Kälte waren. »Jonah? Kriege ich eine Antwort?«
    »Rupert wird das billige Tuch niemals sehen. Das war mein Geschäft, nicht seines. Und du sagst ihm kein Wort davon, hast du verstanden? Sonst wirst du deines Lebens nicht mehr froh.«
    Crispin starrte ihn betroffen an. Seit über einem Jahr kannte er Jonah nun und wurde doch niemals klug aus ihm. Manchmal dachte er, sie seien Freunde. Dann wieder war der Ältere so unnahbar,dass er ihm beinah feindselig erschien. Aber gedroht hatte Jonah ihm noch nie. »Ich halt den Mund, sei ganz beruhigt«, murmelte Crispin beklommen. »Aber verrätst du mir, woher du das Geld dafür hast, Geschäfte auf eigene Rechnung zu machen? Ist das nicht verboten?«
    »Doch. Genau genommen mache ich es nicht auf eigene Rechnung, sondern für meine Großmutter. Sie kauft an preiswerter Wolle auf, was sie bekommen kann, und verkauft sie an Adlige, die genau wie sie glauben, dass es bald Krieg mit Schottland gibt und Truppen ausgerüstet werden müssen. Sie verdient nicht schlecht dabei.«
    Crispin ging ein Licht auf. »Und was sie verdient, teilt sie mit dir. Darum hast du immer Geld.«
    »Teilen« war nicht ganz richtig. Jedenfalls teilte sie nicht hälftig mit ihm. Sie zahlte ihm zwei Zehntel. Aber er hatte festgestellt, dass er mit seinen Einkünften ganz zufrieden sein konnte. Die in aller Stille ausgeführten Geschäfte seiner Großmutter wurden immer reger, und sein Anteil wuchs. Was Crispin hin

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