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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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stieß ein hässliches Lachen aus. »In weniger als einer Stunde fände ich ein Dutzend angesehener Männer, die aussagen, dass sie sie auch hatten.«
    »Unter Eid?«, konterte Jonah.
    »Mach dir keine allzu großen Illusionen über deinen Stand, mein Junge«, warnte seine Großmutter. »Es gibt durchaus Männer darunter, deren Eid käuflich ist. Genau die Sorte, die Rupert seine Freunde nennt.« Sie ignorierte Ruperts Protest und fuhr unbeirrt fort: »Also setz ihr keine Flausen in den Kopf. Eine Klage würde unseren Namen in Verruf bringen und für Annot alles noch schlimmer machen.«
    Jonah starrte in die Flamme der einzelnen Kerze auf dem Tisch und dachte nach. Es war eine Weile still. Niemand schien mehr so recht zu wissen, was man noch hätte sagen können. Doch es gab einen Ausweg, erkannte Jonah, einen ganz offensichtlicheneigentlich. Es war die einzige Lösung. Er spürte, wie sein Herzschlag sich beschleunigte. Er stand auf, ehe ihn der Mut verlassen konnte. »Annot, willst du mich heiraten?«
    »Nein«, sagten Rupert und Cecilia wie aus einem Munde, und die alte Dame fügte hinzu: »Das kommt überhaupt nicht in Frage.«
    Jonah beachtete sie nicht. Er sah zu Annot und bestaunte die Verwandlung, die seine Frage hervorgerufen hatte. Mit einem Ruck hatte sie sich aufgerichtet. Ihre Schultern hingen nicht mehr mutlos herab, sie hielt den Kopf hoch, und es war nicht nur Hoffnung, die plötzlich in ihren Augen strahlte, es war beinah so etwas wie Glückseligkeit. Sie nickte, und langsam, als traue sie ihren Beinen nicht so recht, erhob sie sich ebenfalls. »Ja, Jonah.«
    Rupert hielt es nicht mehr auf der Bank. »Das kannst du dir aus dem Kopf schlagen! Was bist du nur für ein Narr!«
    Der junge Lehrling warf seinem Meister nur einen desinteressierten Blick zu. »Ich möchte sehen, wie du mich hindern willst«, versetzte er und verzichtete zum ersten Mal in all den Jahren auf jede Form der Höflichkeit. »Oder möchtest du vielleicht öffentlich widersprechen, wenn ich die Vaterschaft anerkenne?« Ohne seinen Vetter weiter zu beachten trat er zu Annot. Nach einem kleinen Zögern ergriff er ihre Hand. »Ich werde mit Vater Gilbert reden und sehr zerknirscht sein. Wenn es sein muss, kann ich ebenso gut heucheln wie Rupert. Vater Gilbert wird mit den Gildeoberen reden. Sie werden missfällig die Köpfe schütteln und mir dann gestatten zu heiraten, obwohl ich noch nicht einundzwanzig bin. Sei unbesorgt. Alles wird gut.«
    Alles wird gut. Seit Wochen hatte Annot gebetet, hatte wider besseres Wissen gehofft, dass irgendwer kommen und das zu ihr sagen würde. Aber sie hätte in ihren kühnsten Träumen nicht daran gedacht, dass es Jonah sein würde. Das kann einfach nicht sein, dachte sie fassungslos, als sie neben ihm zur Tür ging. Sie spürte den Griff seiner langen, schmalen Hand, warm und trocken. Es war mehr oder minder das Einzige, was sie spürenkonnte. Sie fühlte sich seltsam betäubt. Das ist zu schön, um wahr zu sein, sagte sie sich, aber sie lächelte dabei. Denn sie wusste, dass dies hier kein Traum war, es geschah wirklich. Alles wird gut.
    Cecilia warf einen wahrlich mörderischen Blick zu Rupert und machte eine auffordernde Geste.
    Verblüffend lautlos für einen so großen Mann schlich Master Hillock dem jungen Paar nach, holte es noch vor der Tür ein, verschränkte seine großen Pranken ineinander und ließ sie auf Jonahs Nacken niedersausen. Ohne einen Laut brach Jonah zusammen.
     
    Vollkommene Finsternis umgab ihn, als er zu sich kam. Er konnte nichts sehen, keine Konturen erahnen, einfach gar nichts. Aber er hörte. Ein rasselndes Atmen, beinah ein Keuchen. Er überlegte einen Moment, ob es von ihm selbst kam, aber dann vernahm er ein Schniefen.
    »Crispin?«
    »Jonah. Gott sei Dank.« Es klang heiser.
    »Ich kann nichts sehen.«
    »Dann mach doch die Augen auf. Aber viel Erbauliches gibt es hier nicht anzuschauen.«
    Jonah schlug die Lider auf und kam sich albern vor. Sein Blick war verschwommen. Er richtete sich langsam auf und verspürte eine unbestimmte Übelkeit. Fast war es, als schwanke der Boden unter ihm. Er tastete behutsam, und seine Hände bestätigten, was er schon geahnt hatte, aber nicht so recht glauben wollte: Sie befanden sich im Keller. Ein einzelnes Öllicht stand auf dem festgestampften Lehmboden und erhellte den kleinen Raum unter dem hinteren Teil des Ladens, den man durch eine Falltür erreichte und den Rupert lediglich zur Lagerung seiner paar Weinfässer benutzte.

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