Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
Vom Netzwerk:
müsst. Und jetzt hinaus mit euch!«
    Wie eine Herde Schafe auf dem Weg zur Schlachtbank trieben die Wachen die Zimmerleute aus dem Saal. Jonah trat eilig beiseite, um ihnen Platz zu machen, und glitt in den Schatten neben der Tür, um möglichst unsichtbar zu sein. Doch das nützte ihm nichts. Roger war zu seinem Herrn getreten und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Waringham sah zur Tür hinüber, lächelte schwach und erhob sich.
    »Sire, Master Durham ist eingetroffen.«
    »Dann seid so gut und tretet vor, Master Durham«, sagte Edward und bemühte sich ohne großen Erfolg, seinen Zorn zu verbergen und ein angemessen huldvolles Gesicht zu machen.
    Jonah durchschritt den langen Raum, versuchte, niemandem ins Gesicht zu sehen, und sank vor Edward und Philippa auf ein Knie nieder. Dann hob er die Hand und streckte Philippa ihr Diadem entgegen wie eine Opfergabe. »Ihr habt es verloren, Madame.«
    »Oh. Und Ihr bringt es mir wieder. Danke, Master Durham.« Sie nahm ihm das Schmuckstück aus der Hand, und ihre Finger berührten die seinen federleicht. Jonah bildete sich ein, ein leichtes Prickeln auf der Haut zu spüren.
    »Erhebt Euch, mein Freund«, sagte der König. »Die Königin verdankt Euch, dass sie ihren Smaragdschmuck noch hat, ich verdanke Euch, dass ich noch eine Königin habe. Was kann ich tun, um mich erkenntlich zu zeigen?«
    Jonah stand beinah hastig auf und schüttelte kurz den Kopf.»Nichts, Sire. Ich stand zufällig im entscheidenden Moment am richtigen Ort. Jeder Mann hätte das Gleiche getan.«
    Edward lächelte schmallippig. »Niemand soll je wieder behaupten, Kaufleuten mangele es an Bescheidenheit. Ich bestehe darauf, Euch einen Wunsch zu erfüllen. Es muss doch irgendetwas geben, das ich für Euch tun kann. Nur sagt es mir schnell, ich fürchte, mit meiner Geduld ist es heute nicht weit her.«
    Jonah verneigte sich. »Dann erlasst mir den Wunsch, mein König, und erlaubt mir, nach Hause zu gehen.«
    »Herrgott noch mal …«, knurrte Edward.
    »Ich bin sicher, Master Durham hat einen Wunsch, den er nicht zu äußern wagt, Sire«, fiel die Königin ihm ins Wort, so sanft, dass es niemandem so recht bewusst wurde.
    Jonah blieb beinah das Herz stehen. Einen irrsinnigen Moment lang glaubte er, die Königin habe seinen ungehörigen, schändlichen, ganz und gar verbotenen Wunsch erraten und sei im Begriff, sein bestgehütetes Geheimnis preiszugeben. Er stand stockstill und starrte zu Boden.
    »Und was mag das sein, Madame?«, fragte Edward.
    »Ich glaube, er würde Euch gerne darum bitten, die Londoner Zimmerleute zu schonen.«
    Edward schnaubte. »In dem Falle müsste ich seine Bitte leider abschlagen.«
    »Und wenn ich Euch darum bäte?«
    »Nicht einmal Euch könnte ich diesen Wunsch gewähren. Die Zimmerleute sind Verräter und sollen bezahlen. Diese Stadt hat sich einmal zu oft gegen den König gewandt. Mein Vater hat in seiner grenzenlosen Güte alles verziehen, aber ich bin nicht mein Vater. Wenn die Londoner das noch nicht bemerkt haben, dann wird es höchste Zeit. Und ich muss gestehen, ich finde es äußerst befremdlich, dass Ihr dieses Pack in Schutz nehmt, Madame. Es muss wohl daran liegen, dass Ihr das England meiner Kindheit nie gekannt habt, wo Verrat und Treulosigkeit so üblich waren, dass der Bruder dem Bruder nicht trauen konnte und der Vater die Tücke seiner Söhne fürchten musste.«
    Philippa nahm den öffentlichen Tadel mit größter Gelassenheithin, ging einfach darüber hinweg und entgegnete: »Aber diese Zeiten sind vorbei. Ihr habt die Verräter bestraft und den Reumütigen verziehen. Ihr habt angefangen, Euer Land zu heilen. Setzt Euer angefangenes Werk fort, Sire, indem Ihr nach dem Riss zwischen König und Adel auch den zwischen dem König und London heilt. Zeigt Großmut.«
    Edward atmete tief durch und verschränkte mit mühsam beherrschter Ungeduld die Arme vor der Brust. »Madame, ich muss mich wohl noch deutlicher ausdrücken: Ich will nichts weiter darüber hören!«
    Sie neigte scheinbar unterwürfig den Kopf. »Dann will ich auch nichts weiter dazu sagen, mon ami .« Und mit diesen Worten ging sie zum grenzenlosen Erstaunen und Entsetzen aller Anwesenden vor dem König auf die Knie.
    Edwards Arme sanken kraftlos herab, und er starrte seine Königin ungläubig an. »Philippa … was in aller Welt tust du?«, fragte er fassungslos.
    »Ich versuche Euch die Dringlichkeit meiner Bitte nahe zu bringen, Sire. Ohne Worte.«
    »Aber …«, er sah Hilfe suchend in die Runde,

Weitere Kostenlose Bücher