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Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der König der purpurnen Stadt: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rebecca Gablé
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sich nicht. Er kam auch nicht auf die Idee, zu protestieren. Er stand unter Schock, ebenso wie Königin Philippa, die mit Hilfe eines weiteren Soldaten auf die Füße kam und mit unsicherer Stimme bat: »Lasst ihn los. Ihr versteht nicht … er hat mir das Leben gerettet.« Als die Soldaten nicht augenblicklich reagierten, straffte sie sichtlich die Schultern und fragte schneidend: »Habt ihr nicht gehört?«
    Die Männer ließen von Jonah ab, blieben aber in unmittelbarer Nähe stehen.
    Philippa legte ihm für einen kurzen Moment die Hand auf den Arm und schritt dann langsam zu dem dichten Knäuel, in welchem sich der König verbarg.
    Als das Chaos ausbrach, hatten William Montagu, Geoffrey Dermond, Gervais of Waringham und einige weitere vertraute Ritter instinktiv einen dichten Ring um ihren König gebildet, so als stünden sie auf dem Schlachtfeld. Erst jetzt, da ihnen langsam dämmerte, was eigentlich geschehen war, lösten sich einige aus diesem menschlichen Schutzwall, um den Damen und Reitern zur Hilfe zu eilen, die niedergetrampelt worden waren oder unter Trümmerteilen eingezwängt lagen.
    Der König drängte sich zwischen seinen verbliebenen Leibwächtern hindurch und eilte Philippa mit langen Schritten entgegen. Verwegen und ein wenig furchteinflößend sah er aus: Er hatte sich, genau wie Montagu, für den fröhlichen Anlass als tatarischer Krieger verkleidet. Den hohen, spitzen Hut hatte er bei seinem Sturz eingebüßt, aber das eigenartige Ledergewand mit dem gewaltigen Dolch am Gürtel und die ungewöhnlich hohen Stiefel ließen ihn in beunruhigender Weise fremdländisch wirken. Oder vielleicht lag es auch nur an der grimmigen Miene.
    Vor Philippa blieb Edward stehen, ergriff ihre Hand und fuhr mit der freien Linken durch ihre aufgelösten Locken. »Darf ich wider alle Hoffnung hoffen, dass du unversehrt bist?«
    Sie bemühte sich um ein Lächeln. »Mir ist nichts geschehen, Sire.«
    Er nickte. Nichts rührte sich in seiner versteinerten Miene. Eine verschmutzte Schramme verlief über seine linke Wange, und seine Nase hatte ein wenig geblutet. Jonah starrte ihn gebannt an. Er hätte nicht für möglich gehalten, dass der junge, leutselige Edward ihm solche Angst einflößen könnte.
    Der König wandte sich an seine Leibwächter. »Kümmert euch um die Verwundeten. Dann macht die Zimmerleute ausfindig, die dieses Unglück zu verantworten haben. Alle. Bringt sie in den Tower.«
    Die Männer nickten beklommen und gingen davon, um ihre versprengten Pferde einzufangen.
    Jonah spürte ein zaghaftes Zupfen am Ärmel und wandte sich stirnrunzelnd um.
    »Könnt Ihr mir helfen, Sir?« Es war das Mädchen, das er vorhin gesehen hatte. Stunden schien es her zu sein, dabei waren in Wahrheit nur Minuten vergangen. Sie hatte eine der Damen und sich selbst mit ihrer Geistesgegenwart vor dem Schlimmsten bewahrt, aber ihre tiefblauen Augen waren riesig und verstört.
    Jonah hob das kostbare Diadem der Königin auf, das im Sand lag, und steckte es vorläufig in sein Gewand. »Wobei?«, fragte er.
    Das Mädchen wies auf den Trümmerhügel, der einmal die Tribüne gewesen war. »Eine Hand schaut hervor. Ich glaube … es könnte meine Schwester sein.«
    Jonah versuchte, den lähmenden Schrecken abzuschütteln, und verbannte jeden Gedanken an die Königin oder das ungewisse Schicksal der Londoner Zimmerleute. »Schnell. Zeig mir, wo.«
    Sie brachte ihn zum Fuß des Trümmerhaufens nahe der Kirche. Aus den zersplitterten Holzresten ragte tatsächlich eine bleiche, schmale Frauenhand. Sie lag reglos im Sand und verschwand kurz über dem Gelenk in den Bruchstücken. Jonahs Mund wurde trocken. Was, wenn sie nur einen halb abgetrennten Arm fanden? In dieser restlosen Zerstörung schien alles möglich.
    »Ich glaube, es ist besser, du lässt mich das allein machen.«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf, ihre kleinen Hände griffen schon die ersten losen Holzstücke und warfen sie beiseite. »Zu zweit sind wir schneller.«
    »Aber vielleicht finden wir etwas Schreckliches.«
    Sie hob den Kopf. Tränen liefen über ihr zierliches Gesicht, doch sie wischte sie energisch weg und fuhr ihn an: »Je länger wir zaudern, umso wahrscheinlicher, dass Ihr Recht habt. Wollt Ihr mir nun helfen, oder seid Ihr nur ein Schwätzer?«
    Verdattert machte Jonah sich an die Arbeit. Man hatte ihn schon auf mancherlei wenig schmeichelhafte Weise betitelt, aber niemand hatte ihn je einen Schwätzer genannt.
    Verbissen schaufelten sie sich durch die

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