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Der König von Berlin (German Edition)

Der König von Berlin (German Edition)

Titel: Der König von Berlin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Evers
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Und das alles kurz vor der Wahl! Das nennen Sie nichts?»
    Während Polizeipräsident Breissing unverhohlen grinste, bemühte sich Kriminaldirektor Kunkeler, der wie Breissing und Innensenator Kröske zu diesem morgendlichen Wutausbruch bestellt worden war, um Deeskalation. «Alle Verletzungen konnten schnell und fachkundig behandelt werden. Niemand wird unter Spätfolgen leiden. Ein wenig irritiert waren die Ärzte und Schwestern allerdings von der Tatsache, dass einige der Bisswunden von Menschen stammten, doch das war wohl mehr der allgemeinen Unübersichtlichkeit der Situation geschuldet.»
    Thomas Koppelberg, der nun schon fast zehn Jahre Bürgermeister von Berlin war, schüttelte den Kopf. Dann griff er sich aus einem Stapel Zeitungen zwei heraus und knallte sie auf die Ledercouch. «So, die Herrschaften. Wer immer noch denkt, es sei kein nennenswerter Schaden entstanden, dem empfehle ich, mal einen Blick hierauf zu werfen.»
    Unter der riesigen, mit roten Blutstropfen dekorierten Schlagzeile «Angriff der Ratten!» waren einige wildgewordene Tiere zu sehen, deren Fotos man wohl irgendwo im Netz gefunden hatte. Wahrscheinlich Promomaterial eines reißerischen Horrorstreifens. Diesen Ratten hatte man ein angeknabbertes Ortsschild von Berlin und ein paar menschliche Gliedmaßen in die Mäuler montiert. Die andere Zeitung hatte eine ähnliche Schlagzeile, daneben allerdings ein recht großes Foto eines am Tauentzien auf dem Bürgersteig geparkten Streifenwagens. Die Unterzeile: «Und die Polizei geht derweil shoppen.»
    Als Kriminaldirektor Kunkeler das kleine Passbild von Hauptkommissar Lanner neben dem parkenden Streifenwagen sah, verfinsterte sich seine Miene. Möglicherweise hatte er Lanner gestern nicht in der angemessenen Lautstärke angeschrien.
    «In drei Tagen wird gewählt, und ausgerechnet jetzt fliegt uns die ganze Stadt um die Ohren!» Der Zorn des Bürgermeisters wich langsam einer verzweifelten Ratlosigkeit.
    Jessica Mierwald versuchte, ihn aufzumuntern. «In einer Stadt wie Berlin passiert immer viel. Das sorgt für Überraschungen, kann uns gleichzeitig aber auch nutzen, weil sich womöglich schon in drei Tagen niemand mehr an die Ereignisse der letzten Nacht erinnert. Zumindest nicht, wenn wir es geschickt anstellen. Was in einer so großen Stadt geschieht, kann man ohnehin nicht kontrollieren, man kann höchstens beeinflussen, was wahrgenommen wird und was nicht. Vor allem aber, wie es wahrgenommen wird.»
    Innensenator Kröske schmunzelte: «Wollen Sie damit etwa andeuten, wir könnten dafür sorgen, dass dieser Angriff der Ratten doch eher positiv wahrgenommen wird?»
    «Das wohl nicht. Aber wir könnten dafür sorgen, dass er schnell von einer anderen Nachricht verdrängt wird. Hätte es den Angriff der Ratten nicht gegeben, wären wahrscheinlich der falsch geparkte Streifenwagen und zwei angezündete BMWs in Friedrichshain Topthema der Zeitungen gewesen. Die ganze Stadt würde über Vandalismus und die Zerstörungswut von Jugendlichen diskutieren, über die Perspektive unserer Jugend und die Perspektive von Berlin-Brandenburg insgesamt, und nebenbei natürlich auf die untätige und falsch parkende Polizei schimpfen.»
    Koppelberg guckte sie schief an. «Ja und, was heißt das jetzt? Dass wir heute Nacht ein paar BMWs anzünden, um die Medien abzulenken?»
    «Das wäre unelegant. Wir sollten einfach nur den Fokus auf die guten Nachrichten lenken, auf die Erfolgsmeldungen.»
    Innensenator Kröske lachte laut auf. «Sensationell! Find ich ’ne richtig gute Idee, so richtig, richtig gut. Damit hat sich Frau Mierwald ihr pralles Beraterhonorar wieder einmal tüchtig verdient. Hat nur einen einzigen klitzekleinen Schwachpunkt, die dolle Idee: Es gibt leider keine guten Nachrichten oder gar Erfolgsmeldungen. Nüschte. Null. Leer wie eine Flasche Eierlikör nach der Canastarunde. Es sei denn, die Herren Machallik haben noch was in petto, mit dem sie uns überraschen wollen.»
    Alle Gesichter fuhren herum zu Max und Helmut Machallik. Die schauten sich erschrocken an. Das, wovor sie sich schon seit Minuten am allermeisten gefürchtet hatten, war eingetreten: Jemand hatte sie direkt angesprochen und verlangte wohl auch noch eine Antwort.
    «Na ja, wir haben …», Max versuchte, Zeit zu gewinnen, wie ein Schüler, der verzweifelt hoffte, wenn er nur die ersten Worte lang genug dehnte, würde ihm wie durch ein Wunder bis zum Ende des Satzes die richtige Antwort noch einfallen, «… also, es

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