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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Zaki wurde mit der Aufgabe betraut, das Grabungshaus mit den Kisten zu bewachen, bevor diese nach Kairo transportiert wurden.
    »Und Sie, Mr. Carter?« fragte Petrie an einem der letzten Tage, »Sie wollen wirklich in Ägypten bleiben? Haben Sie sich das auch gründlich überlegt?«
    »Ja, Sir«, antwortete Howard. »Ich werde mich schon irgendwie durchschlagen. Vielleicht wird irgendwo ein Postkartenmaler gesucht, in Luxor oder Assuan, wo die reichen Leute Ferien machen.«
    »Sie wollen nach Luxor reisen?«
    »Hier bleiben kann ich jedenfalls nicht, Sir. Hier müßte ich glattweg verhungern.«
    »Da mache ich mir eigentlich keine Sorgen, Mr. Carter. Sie sind jung und geschickt. Sie werden sicher Ihren Weg machen. Ich habe da eine Idee. Gehen Sie, wenn Sie in Luxor sind, mit Ihren Plänen von Achetaton zu Edouard Naville.«
    »Sir, Sie wollten die Pläne mit nach England nehmen!«
    »Ja, das wollte ich. Aber ich glaube, die Pläne sind im Augenblick für Sie wichtiger. Wenn Naville die Pläne sieht und nur einen Funken Verstand hat, dann wird er Sie als Zeichner engagieren.«
    »Sie meinen wirklich?«
    »Ich sagte ja: wenn er einen Funken Verstand hat. Damit meine ich Sinn für die Realität. Naville, müssen Sie wissen, schwebt immer ein bißchen über den Wolken. Er ist eingebildet wie ein Pfau und stolziert stets korrekt gekleidet und gebürstet über die Grabungsfelder. Das einzig Akzeptable an ihm ist seine junge Frau Marguerite, eine Gräfin Sowieso, bildhübsch.«
    »Sie mögen Naville nicht besonders?«
    »Keiner kann den eitlen Laffen leiden. Er tut so, als hätte er die ägyptische Geschichte erfunden. Auf seinem Briefkopf stehen drei Doktortitel vor dem Namen, in Philologie, Literatur und Theologie. Ägyptologie hat er bei Lepsius in Berlin studiert. Er stammt aus Genf. Bevor er als Chef-Ausgräber des Exploration Fund berufen wurde, war er am King’s College tätig. Ein von seiner Arbeit Besessener.«
    »Und Sie meinen, ich hätte bei Naville eine Chance?«
    »Warum nicht. Soweit ich weiß, hat Naville bereits zwei Assistenten. Aber ein guter Zeichner wird immer gebraucht, Mr. Carter. Versuchen Sie’s!«
    Der Abschied fiel Carter nicht leicht. Mrs. Petrie kämpfte mit den Tränen, und Flinders Petrie steckte ihm so, daß es seine Frau nicht sehen konnte, 50 Piaster zu. Augenzwinkernd bemerkte er dabei, wenn er einmal reich sei, könne er es ihm ja zurückgeben. Percy Newberry versprach, Howard über die Ereignisse in Swaffham auf dem laufenden zu halten und ihm ab und zu eine englische Zeitung zu schicken, postlagernd Luxor.
    Gegen Mittag machte sich Howard Carter mit Mehmed, dem Rais, und zwei Eseln auf den Weg nach Minia, wo gegen fünf der Postdampfer in Richtung Luxor ablegte. Sein Gepäck bestand aus dem Koffer, der ihn seit England begleitete, und der Mappe mit den Plänen von Achetaton. In einer Ledertasche, die an einem Riemen vor der Brust baumelte, steckte sein gesamtes Geld, sein Paß und ein Bild mit silbernem Rahmen.
    Wenn er ehrlich war, hatte seine Flucht nach Ägypten ihren Zweck verfehlt. Jedenfalls war der Versuch, sich Sarah, weit weg von Swaffham in einem anderen Kontinent, aus dem Kopf zu schlagen, gescheitert. Es verging kaum ein Tag, an dem er nicht an sie dachte, und jedesmal verursachte ihm der Gedanke eine Unbehaglichkeit in seinem Innersten. Im stillen hoffte Howard, es könnte irgendein Umstand eintreten, der ihn wieder mit Sarah Jones zusammenbrächte.
    Entgegen aller Gewohnheit war der Postdampfer pünktlich und lag zur Abfahrt nilaufwärts bereit. Carter gab dem Rais fünf Piaster, und der reichte ihm einen Zettel mit einer Adresse und sagte, falls er jemals in Schwierigkeiten gerate, solle er sich an diesen Mann wenden mit einer Empfehlung von Zaki, dem Rais.
    Nach der unerträglichen Hitze des Frühsommers herrschten nun angenehme Temperaturen. Ein leichter Wind strich über den Fluß. Carter trat auf eine kleine quadratische Bretterbude zu, die als Fahrkartenschalter diente.
    Für drei Piaster löste er eine Passage dritter Klasse nach Luxor, welche keine Kabine, ja nicht einmal einen Sitzplatz einschloß. Irgendwie mußte er die vierzig Stunden bis Luxor überstehen. Aus dem Schlot des Steamers mit Namen »Ramses« quoll eine schwarze Rauchwolke und hüllte das Schiff mit den gewaltigen Schaufelrädern auf beiden Seiten in geheimnisvolles Dunkel. Vielleicht wollte es auf diese Weise verbergen, daß der alte Kahn gefährlich überladen war. Jedenfalls hielten sich auf

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