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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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wir schon gefunden! Wenn wir ehrlich sind, nichts. Jedenfalls nichts, was Seine Lordschaft in Begeisterung versetzen könnte. Warum läßt er uns nicht noch ein oder zwei Jahre Zeit?«
    »Das ist es nicht, Howard! Lord Amherst hatte für die Schatzsuche zwei Jahre eingeplant. Aber nun ist etwas dazwischengekommen, was unsere Arbeit sinnlos macht. Die ägyptische Regierung hat ein neues, strenges Gesetz erlassen, das jede Ausfuhr von Grabungsfunden verbietet. Und das bedeutet…«
    »… daß Lord Amherst, selbst wenn wir erfolgreich wären und eine bedeutsame Entdeckung machten, kaum eine Chance hätte, in den Besitz dieses Schatzes zu kommen.«
    »Ganz recht!« bekräftigte Newberry. »Und da der Exploration Fund nicht bereit ist, Amhersts Anteil an unserem Gehalt zu übernehmen, müssen wir wohl oder übel im kommenden Monat nach England zurückkehren.«
    Carter sprang auf und rief wütend: »Nie im Leben! Ich gehe nicht nach England zurück. Und wenn ich mein Geld als Kameltreiber verdienen muß – ich bleibe!« Dabei warf er Petrie einen hilfesuchenden Blick zu.
    Howard hatte erwartet, Petrie würde in irgendeiner Weise für ihn Partei ergreifen. Doch der blickte verlegen zur Seite und schwieg. Endlich begann er: »Wenn es nach mir ginge, würde ich Sie beide behalten. Sie, Mr. Newberry, sind ein ausgezeichneter Ägyptologe. Und Sie, Mr. Carter, sind ein hervorragender Ausgräber und Zeichner, eine Kombination, die nicht so häufig ist in unserem Gewerbe. Aber nach mir geht es nun einmal nicht…«
    Flinders Petrie griff nach dem Umschlag, der auf dem Tisch lag, zog einen Brief heraus und begann zu lesen: »…und möchten wir Ihnen mitteilen, daß sich der Egypt Exploration Fund in Absprache mit der Kairoer Altertümerverwaltung entschieden hat, die Grabungen in Tell el-Amarna zum Ende der laufenden Saison einzustellen. Gerne würden wir jedoch Ihre geschätzten Dienste in Der-el-Bahari in Anspruch nehmen, wo Edouard Naville, der Chef-Archäologe des Egypt Exploration Fund, seit geraumer Zeit tätig ist…«
    Den letzten Satz hatte Petrie mit zunehmender Lautstärke und vor Wut funkelnden Augen vorgelesen. Nun zerriß er den Brief in tausend kleine Fetzen, warf sie auf den Boden, und mit sich überschlagender Stimme schrie er: »Ein Flinders Petrie läßt sich nicht herumkommandieren wie ein Zirkuspferd. Nicht vom Egypt Exploration Fund und nicht von der Altertümerverwaltung. Ein Flinders Petrie gräbt dort, wo er es für richtig hält. Und wenn die hohen Herren anderer Auffassung sind, sollen sie selbst die Schaufel in die Hand nehmen.«
    So hatte Howard den Archäologen noch nie erlebt. Er hatte Petrie als einen Menschen kennengelernt, den kaum etwas aus der Ruhe brachte und dem nicht einmal die Eigenarten seiner Frau Hilda etwas anhaben konnten. Wie er nun auf den Papierfetzen auf dem Boden herumtrampelte, schien er ein anderer. Petrie war außer sich. Und selbst Hilda, die in dieser Ehe das Heft in der Hand hielt, zog es vor, sich zurückzuziehen.
    Während Petrie, die Hände auf dem Rücken verschränkt, mit kurzen, heftigen Schritten in dem karg möblierten Aufenthaltsraum hin- und herstapfte, blickten Carter und Newberry betroffen auf die Tischplatte, wo noch immer das Geschirr des Mittagessens herumstand.
    »Um Sie, Mr. Carter, tut es mir leid«, meinte Petrie, nachdem er sich etwas beruhigt hatte. »Ich hatte gehofft, einen großen Ausgräber aus Ihnen zu machen. Aber Sie sehen ja, wie diese Schreibtischhengste mit einem umspringen. Das einzige, was sie können, ist, einen Stoß Akten von einem Schreibtisch zum anderen zu schieben. Und genauso gehen sie auch mit Menschen um. Glauben Sie mir, Carter, Schreibtische sind der Tod jeder Forschung. Hier« – er klopfte mit dem Zeigefinger auf den Tisch – »hier wird Wissenschaft betrieben, nicht in irgendwelchen Amtsstuben in Kairo oder London.«
    Die letzten Wochen vor dem Ende der Grabungssaison schleppten sich träge und trostlos dahin. Und das, obwohl Petrie mit Hilfe der vierhundertköpfigen Arbeiterkolonne mehr Fundstücke aus dem Sand zog als alle Ausgräber vor ihm, in der Hauptsache Reliefsteine mit Inschriften und Darstellungen aus dem Leben der alten Hauptstadt Achetaton.
    Unterdessen versuchte Howard Carter seine Aufgabe zu Ende zu bringen und zeichnete weiter am Stadtplan von Achetaton. An manchen Tagen legte er zwanzig Meilen zurück, und innerhalb kurzer Zeit entwickelte er ein so genaues Augenmaß, daß er Abstände und Entfernungen mit

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