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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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das bedeutet, mit Gutscheinen zu reisen?«
    »Ganz einfach, Mylady!« Cook wandte sich Alicia zu. »Seit Menschengedenken mußte jemand, der sich in ein fernes Land begab, das gesamte Geld, das für eine solche Reise nötig war, mit sich führen. Das war beschwerlich, vor allem nicht ungefährlich, gibt es doch genug Halunken und zwielichtige Gestalten, die sich an die Fersen eines Reisenden heften. Thomas Cook bietet die Möglichkeit, Ihre Reisekosten im eigenen Land zu begleichen. Unsere Agentur übernimmt die Buchung aller Billetts für Schiff und Eisenbahn und die Reservierung der Hotels. Wohin Sie auch kommen, Ihre Ankunft ist avisiert.«
    »Aber das ist ja großartig!« rief Alicia begeistert, und auch Lady Margaret nickte jetzt zustimmend.
    Lord Amherst neigte den Kopf zur Seite. »Wir haben vor, die kalte Jahreszeit in Oberägypten zu verbringen, fern vom Nebel um Didlington Hall. Gewiß können Sie uns angemessene Hotels vermitteln.«
    »Kein Problem, Mylord. Unsere Agentur befindet sich hier im Hotel. Wenn ich mir die Frage erlauben darf: Wie lange gedenken Sie in Ägypten zu bleiben?«
    Nach einem Blick auf Lady Margaret erwiderte Amherst: »Wir gedenken das Weihnachtsfest in Luxor zu verbringen. Wir haben aber auch einen Aufenthalt in Amarna, Edfu und in Assuan vorgesehen.«
    Cook nickte verständnisvoll. »In Amarna und Edfu wird es schwer sein, ein standesgemäßes Hotel zu finden. Um der Wahrheit die Ehre zu geben – es ist unmöglich. Es sei denn, Sie fänden sich mit einem Etablissement ab, in welchem nachts die Ratten tanzen…«
    »William!« rief Lady Margaret und faßte den Arm ihres Mannes, »lieber bleibe ich hier.«
    Der Lord fand Cooks Bemerkung äußerst unpassend, denn er mußte befürchten, daß Margaret ihre Drohung wahrmachte. Deshalb warf er Cook einen hilfesuchenden Blick zu.
    Cook schien Amherst zu verstehen. Er sagte: »In Ihrem Fall würde ich eine Dahabija empfehlen, ein Hausboot mit Salon, Bibliothek und sechs Kabinen, in denen es kaum an Komfort mangelt. Wir vermieten diese Schiffe mit kompletter Mannschaft, also mit Kapitän, Matrosen und Koch.«
    »Oh, wie romantisch!« rief Alicia begeistert. Und Lady Margaret bemerkte hingerissen: »William, William, das wäre ja wie im Märchen.«
    »Es ist in der Tat wie im Märchen, wenn Ägypten an Ihnen vorübergleitet. Denn der Eindruck, den eine Schiffsreise auf dem Nil vermittelt, ist wirklich, als zöge die Landschaft am Schiff vorbei und nicht umgekehrt.«
    Doch Amherst hob die Augenbrauen. »Nun gut, Mr. Cook, und was kostet dieses Vergnügen?«
    »Hundert englische Pfund«, antwortete Cook gelassen. Und mit noch größerer Gelassenheit fügte er hinzu: »Im Monat.«
    Der Lord, Lady Margaret, Alicia und Lord Rockley sahen sich einer nach dem anderen ins Gesicht. »Das ist viel Geld«, meinte Amherst schließlich, »ich möchte sogar sagen: sehr viel Geld, Mr. Cook.«
    »Gewiß, Mylord. Aber wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: Sie sparen jegliche Transportkosten, benötigen kein Hotel, leben in größerer Sicherheit als auf dem Lande, und was den Komfort betrifft, so können unsere Schiffe mit jeder Hotelsuite konkurrieren. Ich mache den Herrschaften einen Vorschlag: Morgen früh, gegen zehn, macht die ›Nefertari‹ vor dem Hotel fest. Sehen Sie sich die Dahabija in aller Ruhe an und fällen Sie dann Ihre Entscheidung.«
    Die Entscheidung, mit einem Hausboot nilaufwärts zu reisen, war längst gefallen, als die Amhersts zusammen mit Lord Rockley am nächsten Morgen das Schiff in Augenschein nahmen. Die Dahabija hatte zwei Masten, den Hauptmast im Bug, einen kleineren im Heck. Die Quermasten mit den weißen Segeln ragten schräg in den Himmel und gaben dem Schiff ein bizarres Aussehen. Ein Drittel des etwa dreißig Meter langen Hausbootes nahm das offene Vorderdeck mit dem Ruder, der Takelage und allerlei Gerätschaften ein. Dahinter schloß sich der weiß gestrichene Aufbau an mit schmalen, hohen Kabinenfenstern. Ein Sonnendeck über dem Aufbau lud mit Korbmöbeln zum Verweilen und Betrachten der Landschaft ein.
    Die Kabinen im Inneren atmeten die Gediegenheit englischer Salons. Dunkle afrikanische Hölzer zierten die Wände. Messingbeschläge überall. Der Salon im Heck hatte sieben Fenster, die vom Boden bis zur Decke reichten, und erinnerte an die Rückfront mittelalterlicher Galeeren. Die typischen Schiffsmöbel aus Mahagoni vermittelten Behaglichkeit.
    »Habe ich Ihnen zuviel versprochen?« erkundigte sich Cook,

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