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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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zweites Mal, schüttelte verständnislos den Kopf und stammelte verwirrt: »Chambers. Das kann nicht sein!«
    Gallagher verstand ihn nicht und fragte nach: »Was meinen Sie, Mr. Carter.«
    »Nichts, nichts«, erwiderte Howard, »ich habe nur laut gedacht. Jedenfalls danke ich Ihnen für Ihr Entgegenkommen. Ich will Sie nicht länger aufhalten.«
    Verwundert sah Gallagher Carter nach. Er hatte keine Erklärung für dessen abrupten Aufbruch. Aber aus eigener Erfahrung wußte er, in welche Verwirrung eine Frau einen Mann stürzen konnte.
    In der Tat war Howard so durcheinander, daß er ohne Ziel durch die Straßen trabte wie ein Hund auf der Suche nach einer unbekannten Fährte. Ohne auf den Verkehr zu achten, überquerte er Piccadilly Circus, lief ein Stück die Regent Street hinunter, machte kehrt und stand plötzlich vor dem Kinematographentheater.
    Der Kerl hat dich in jedem Fall schamlos belogen, dachte er bei sich, während er den Eingang nicht aus den Augen ließ. Aber was sollte er tun? Chambers erneut zur Rede stellen? Sicher würde er alles abstreiten. Nein, er mußte diesen Chambers in die Enge treiben, damit er mit der Wahrheit herausrückte – auch wenn diese Wahrheit bitter sein würde. Und während er unschlüssig vor dem »Trocadero« auf- und abging, während er sich den Kopf zermarterte, warum Chambers in London war, wo doch sein Name auf der Passagierliste nach Amerika stand, während ihm die abenteuerlichsten Geschichten einfielen, faßte Howard einen Plan.
    Es war gegen Mittag. Die erste Vorstellung im Kinematographentheater begann um fünf. Um halb zehn war die letzte zu Ende. Howard zog sich zurück.
    Kurz vor halb zehn war er wieder zur Stelle und bezog seinen Beobachtungsposten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Es hatte leicht zu regnen begonnen, der erste warme Frühlingsregen, der der Gegend um Piccadilly Circus einen unwiderstehlichen Charme verleiht.
    Carter brauchte nicht lange zu warten, und Chambers erschien im Ausgang des Theaters. Howard drückte seinen Hut ins Gesicht, schlug den Kragen seines Sommermantels hoch und heftete sich an Chambers’ Fersen. Der entfernte sich nordwärts in Richtung Soho, bog in die Brewer Street ab mit ihren dunklen, schmalbrüstigen Häusern und beschleunigte seine Schritte in eine kleine, namenlose Seitenstraße. Howard hatte Mühe, ihm zu folgen.
    In einem der Häuser, das sich von den anderen in der Straße nur dadurch unterschied, daß es noch mehr heruntergekommen war, weil der Putz abbröckelte und rohes Mauerwerk zum Vorschein kam, verschwand er. Wenig später ging im obersten Stockwerk das Licht an.
    Howard ließ einige Minuten verstreichen, dann drückte er die Klinke der Haustür nieder. Zu seiner Verwunderung war die Türe nicht versperrt. Im Treppenhaus herrschte Dunkelheit. Behutsam tastete sich Carter über die Treppen nach oben. An einer Türe, durch deren trübe Verglasung matter Lichtschein fiel, klopfte Howard heftig.
    »Wer ist da?« hörte er eine Stimme von innen.
    »Howard Carter.«
    »Was wollen Sie? Wissen Sie überhaupt, wie spät es ist?«
    »Weiß ich«, entgegnete Carter, »bitte öffnen Sie. Ich muß mit Ihnen reden!« Dabei klopfte er noch ungestümer an die Türe. Schließlich öffnete Chambers mit den Worten: »Sie machen ja das ganze Haus rebellisch. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.«
    Da geriet Howard in Rage. »O nein, Mr. Chambers, Sie haben mir das Wesentliche verschwiegen, und dafür hatten Sie natürlich einen Grund!« Er stieß Chambers zur Seite, und noch ehe dieser protestieren konnte, betrat Carter die Wohnung.
    Chambers war entsetzt und Howard auf alles gefaßt. »Sie müssen mich für einen ziemlichen Idioten halten«, bemerkte er, während er sich in der Wohnung umsah. Es roch ein wenig nach Armut und sah so aus, als habe noch nie eine Frau diese Bleibe betreten. Unvorstellbar, daß Sarah Jones sich hier je aufgehalten hatte. »Nur weil ich jünger bin als Sie, bedeutet das noch lange nicht, daß ich auch dümmer bin, Mr. Chambers.«
    »Verlassen Sie sofort meine Wohnung!« geiferte der Organist, »sonst…«
    »Sonst?« fragte Carter zurück. Als Chambers die Antwort schuldig blieb, fuhr Howard fort: »Haben Sie eine Erklärung dafür, daß sich auf der Passagierliste der ›Oceanic‹ sowohl der Name Sarah Jones als auch Ihr Name befindet?«
    »Wie kommen Sie darauf?« Chambers konnte sein Erstaunen nicht verbergen.
    Howard hob die Schultern. »Ich sagte doch, Sie müssen mich für einen

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