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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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geronnenen Sauce.
    Noch ehe ein Gespräch in Gang kam, näherte sich ein dunkelhäutiger Diener in weißer Galabija und mit einem roten Fes auf dem Kopf und überreichte Ayat eine Nachricht. Es sei dringend, er warte auf Antwort.
    Der Aga las und gab dem Boten Bescheid: »Sage dem Mudir, ich komme!«
    »Etwas Unangenehmes?« erkundigte sich Carter.
    »Das weiß Allah. Der Mudir von Kena ist auf der Durchreise in Luxor eingetroffen. Er erwartet mich auf seinem Schiff. Tut mir leid, Mr. Carter. Sie nehmen es mir doch nicht übel, wenn wir unser Gespräch auf ein andermal verschieben. Aber wenn der Mudir ruft, muß der Aga gehorchen.«
    Howard zeigte Verständnis, und Ayat fuhr fort: »Lassen Sie sich deshalb nicht den Abend verderben. Leila wird sich glücklich schätzen, allein mit Ihnen zu speisen. Selbstverständlich sind Sie mein Gast, Mr. Carter. Inschallah.«
    Und noch ehe Carter etwas erwidern konnte, war Mustafa Aga Ayat verschwunden.
    Leila verzog amüsiert das Gesicht. »Es ist Ihnen doch hoffentlich nicht unangenehm?«
    »Unangenehm? Ich bitte Sie! Wenn Sie mit meiner Gesellschaft vorliebnehmen wollen. Ich zweifle nur, ob ich der geeignete Gesellschafter bin für eine Frau wie Sie.«
    Während vier Ober das Essen servierten, begann Leila plötzlich in englischer Sprache zu reden: »Welche Eigenschaften müßte denn, Ihrer Meinung nach, mein idealer Gesellschafter haben?«
    Howard ging auf ihre Frage nicht ein und meinte staunend: »Sie sprechen Englisch?«
    »Verwundert Sie das, Mr. Carter? Um Ihre Frage zu beantworten: ja. Und obendrein Französisch und Deutsch. Ich habe eine Höhere-Töchter-Schule in Lausanne besucht.«
    Carter brachte vor Verblüffung kein Wort hervor.
    »Oder dachten Sie, ich sei Analphabetin? Bauchtänzerinnen können durchaus lesen und schreiben, Mr. Carter. Vielleicht nicht alle; aber Ayat ließ mir eine angemessene Schulbildung zukommen. Als ich acht war, kaufte er mich meinen Eltern ab. Für fünfzig ägyptische Pfund. Das klingt abgeschmackt. Für mich bedeutete es jedoch ein großes Glück. Ich war eines von neunzehn Kindern und würde heute vermutlich betteln oder stehlen gehen, hätte mich der Aga nicht aus meiner Armut herausgeholt. Ein solcher Vorgang entspricht durchaus den Sitten meines Landes. In Lausanne lernte ich alles, was ein Mädchen heute lernen kann. Warum sollte ich Mustafa Ayat nicht ein Leben lang dankbar sein? Er fordert nichts Unmögliches von mir. Ein bißchen Liebe, bisweilen einige gesellschaftliche Verpflichtungen. Im übrigen läßt er mir alle Freiheit. Als Europäer können Sie das wohl nicht verstehen?«
    »Doch, doch!« beteuerte Howard, obwohl er Mühe hatte, Leilas Beichte zu begreifen.
    »Und Sie? Was verschlägt einen jungen Engländer nach Luxor? Ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, Mr. Carter, den glücklichsten Eindruck machen Sie nicht gerade.«
    Howard erschrak, er fühlte sich durchschaut. Beinahe schämte er sich. Sollte er zugeben, daß Leila recht hatte?
    »Ach wissen Sie«, begann er, und dabei sah er ihr zum ersten Mal in die großen dunklen Augen, »alle Ausgräber, die sich hier längere Zeit aufhalten, haben irgendwie einen Tick. Sie suchen vordergründig nach Schätzen aus der Vergangenheit, aber in Wahrheit suchen sie nur sich selbst. Ich bin da keine Ausnahme.«
    »Keine unbedeutende Erkenntnis«, entgegnete Leila und neigte den Kopf anerkennend zur Seite. »Könnte es sein, daß Sie vor irgend etwas davonlaufen, Mr. Carter?«
    Allmählich wurde Howard die kluge Tänzerin unheimlich. Er sah keinen Anlaß, ihre Vermutung abzustreiten, und erwiderte: »Ja, eine unglückliche Liebe war der eigentliche Grund für mich, Ausgräber zu werden. Aber das ist bereits lange her. Ich will nicht mehr darüber reden.«
    Über Leilas Gesicht huschte ein Lächeln. »Dachte ich’s mir doch.
    Es gibt Menschen, denen steht ihre Vergangenheit ins Gesicht geschrieben. Ich glaube, Sie sind so ein Mensch, Mr. Carter.«
    Howard nickte beeindruckt. Leila gefiel ihm, sie gefiel ihm sogar sehr.
    Als sich der Aga nach über zwei Stunden, in denen Howard mit der Tänzerin ein angeregtes Gespräch führte, noch immer nicht zurückgemeldet hatte, bat Leila, Howard möge sie nach Hause bringen.
    Obwohl es spät war, warteten vor dem Hotel »Winter Palace« noch mehrere Droschken, beleuchtet mit zischenden Karbidlampen. Vom Nil zog ein kühler Luftstrom herauf, und Leila schmiegte sich wie selbstverständlich an ihren Begleiter: »Es macht Ihnen doch nichts aus,

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