Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
Vom Netzwerk:
suchten hastig das Weite.
    Noch in derselben Nacht wurde der Garten des Hotel »Luxor« von Polizisten umstellt. Und im Morgengrauen gingen Carter und Loret daran, die gehorteten Schätze zu sichten.
    »Mein Gott«, stammelte Loret beim Anblick der Mumie, »Sie sind gerade im richtigen Augenblick aufgetaucht, Mr. Carter. Ein paar Minuten später, und die Bandagierung des Pharaos wäre zerstört gewesen.
    Gratuliere, Mr. Carter, Sie haben der Wissenschaft einen unschätzbaren Dienst erwiesen.«
    »Für einen Ausgräber, der mit Leib und Seele bei der Sache ist, eine Selbstverständlichkeit!« spielte Howard die Angelegenheit herunter. »Im übrigen müssen Sie sich bei meinen Freunden bedanken. Sie haben mich auf die richtige Fährte gebracht. Wo sind sie eigentlich?«
    Carter hielt nach Sayyed und seinen Brüdern Ausschau. Aber wie es schien, hatte sie das massierte Auftreten der Polizei irritiert, und sie hatten sich ohne Aufsehen aus dem Staub gemacht.
    »Sie haben beste Kontakte zur einheimischen Bevölkerung«, bemerkte Loret anerkennend, während sie die aufgehäuften Schätze sichteten und jeden einzelnen Gegenstand aufzeichneten. »Das kann, wie man sieht, von größerem Nutzen sein als ein kostspieliger Forschungsauftrag einer Universität.«
    »Wenn ich mir all die Schätze betrachte, die uns hier in die Hände gefallen sind«, erwiderte Carter, »kann ich Ihnen nur recht geben, Mr. Loret. Vermutlich hätten zehn Ausgräber in zehn Jahren nicht soviel entdeckt.«
    »Stellt sich die Frage: Wer steckt hinter diesen dunklen Geschäften? Wer sind die Hehler, in deren Auftrag die Grabräuber unterwegs sind?«
    Carter wiegte den Kopf hin und her. »Zwei sind seit Jahren bekannt, aber es ist schwer, beinahe unmöglich, ihnen beizukommen, weil Zeugen, die ihre Namen preisgeben, sich um ihre beste Einnahmequelle brächten. Der Dritte ist mir auch kein Unbekannter.«
    »Sie kennen sie?«
    »Jeder kennt sie. Es sind Mustafa Aga Ayat und Ahmed Abd-er-Rassul.«
    »Jener Mustafa, der schon das erste Mumienversteck entdeckt hat, und der Konsul?«
    »Genau diese.«
    »Und der Dritte?«
    »Er ist neu in dem Gewerbe, aber nicht weniger skrupellos als die beiden anderen. Sein Name ist Robert Spink, ein Engländer, und er ist gerade dabei, sich in Luxor niederzulassen.«
    Loret sah Carter staunend an. »Woher wissen Sie das alles?«
    Howard lachte säuerlich und deutete auf die Glasscheibe am oberen Rand der Tür. »Ich habe die Kerle mit eigenen Augen gesehen. Und was den Engländer betrifft, den kenne ich seit Jahren. Spink ist für jede Schurkerei zu haben.«
    Carter und Loret brauchten zwei volle Tage, bis sie das Schatzhaus im Garten des Hotel »Luxor« ausgeräumt und unter Polizeibewachung auf ein Dampfschiff transportiert hatten. Neben der Mumie Amenophis’ II. wurden auch die übrigen dreizehn Pharaonenmumien auf das Schiff geschafft.
    Am Abend, bevor der Dampfer in Richtung Kairo ablegte, nahm Victor Loret Carter beiseite: »Sie sind ein fähiger Mann, Mr. Carter. Ich glaube, Sie könnten hier in Luxor der Altertumswissenschaft von allergrößtem Nutzen sein, wenn Sie eine neue Aufgabe übernähmen.«
    Howard machte eine abwehrende Handbewegung. »Ihr Urteil freut mich, Mr. Loret, aber ich betrachte meine derzeitige Aufgabe als durchaus lohnend. Ich arbeite als Assistent von Dr. Naville für den Egypt Exploration Fund, und in dieser Zeit habe ich viel Wissen erworben und meinen Beruf schätzen gelernt. Danke, Mr. Loret.«
    Der Franzose schüttelte wissend den Kopf. »Nun hören Sie sich doch erst einmal an, was ich Ihnen zu sagen habe. Ich biete Ihnen den Posten des Inspektors für die Denkmäler in Oberägypten und Nubien an. Das heißt, Sie erhalten alle Vollmachten und die Oberaufsicht über alle Ausgräber in diesem Gebiet. Und das bedeutet: auch Naville ist Ihnen damit unterstellt.«
    Carter glaubte zu träumen. Er brauchte eine Weile, bis sich die Tragweite von Lorets Angebot in seinem Gehirn festsetzte. Schließlich erwiderte er zögernd: »Ich, warum gerade ich?«
    »Weil ich Sie, und nur Sie, Mr. Carter, für den richtigen Mann auf diesem Posten halte. Ich biete Ihnen – sagen wir – fünfhundert Pfund im Jahr. Also?«
    Howard schluckte. Das war das Zehnfache seines Anfangsgehalts.
    Die Schiffsglocke, das Signal zum Ablegen, ertönte.
    »Also?« wiederholte Loret und streckte Howard seine Hand entgegen. »Ich verstehe Ihr Zögernnicht. Es gibt keinen vernünftigen Grund, mein Angebot abzulehnen.«
    Bist du

Weitere Kostenlose Bücher