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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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»Nicht sehr komfortabel«, entschuldigte er sich, »aber dafür in bester Lage.«
    Doktor Munthe nickte beifällig. »Ich beneide Sie um die Aufgabe, die Sie sich selbst gestellt haben. Der Mensch lebt von den Aufgaben, die er sich selber stellt. Je eher wir erkennen, daß unser Geschick in unserem eigenen Kopf liegt, desto besser für uns. Glück können wir nur in uns selbst finden.«
    Genußvoll seinen Tee schlürfend, lauschte Carter den Worten des weisen Doktors. »Und zu Ihrem Glück gehört eine Sphinx, wenn ich Sie recht verstehe?«
    »Ja. Auch auf die Gefahr hin, daß Sie mich für verrückt halten.«
    »Oh, keineswegs, Doktor Munthe. Ich habe das Gefühl, diese Sphinx wäre mehr für Sie als nur ein dekoratives Museumsstück. Sie wäre gleichsam die Erfüllung eines Traums, ein Schutzgeist, eine Symbolfigur Ihres Lebens. Ist es so?«
    »So ist es, Mr. Carter. Sie wollen mir helfen?«
    »Will sehen, was ich tun kann. Von Luxor nach Karnak führte einst eine Sphingenallee, ein paar hundert oder tausend Sphingen, die noch alle verschüttet sind. Da kommt es auf eine mehr oder weniger nicht an. Das größte Problem wird allerdings der Transport sein.«
    »Darum sollten Sie sich nicht kümmern, Mr. Carter. Für den Transport habe ich bereits gesorgt.«
    Über dem Fluß graute der Tag, und Munthe erhob sich, um sich zu verabschieden.
    »Haben Sie den Goldbecher gesehen, den Spink Ihnen zum Kauf angeboten hat?« fragte Howard, während er dem Doktor die Hand reichte.
    »Nein«, antwortete Munthe, »angeblich bewahrt er das kostbare Stück in einem Tresor auf. Aber ich habe kein Interesse daran. Warum fragen Sie?«
    »Nur so«, meinte Carter. Dann blickte er dem seltsamen Besucher nach, wie er sich im Morgengrauen entfernte.
     
     
    Bei Tagesanbruch begab sich Carter, sein Gewehr über der Schulter, hinüber nach Luxor, um Robert Spink zur Rede zu stellen.
    Der saß halbbekleidet beim Frühstück auf der Terrasse seines Hauses, umsorgt von zwei arabisch kostümierten Dienern, von denen der eine die Speisen auftrug, während der andere damit beschäftigt war, Spinks Zehennägel zu schneiden.
    Howard hatte sich mit Gewalt Zugang zum Haus verschafft und einen Wächter, der ihm den Weg versperrte und nach seinem Begehren fragte, mit dem Gewehrkolben beiseite gestoßen, daß dieser sich eingeschüchtert zurückzog.
    »Spink!« rief Carter schon von weitem. »Ich knall dich ab, du räudiger Hund. Du warst es, der mein Haus angezündet und den Goldbecher gestohlen hat.«
    Spink schien von Howards harten Worten wenig beeindruckt. Gelangweilt drehte er sich um und grinste dem Eindringling ins Gesicht: »Oh, welch angenehmer Besuch zu so früher Stunde!« Aber schon im nächsten Augenblick verfinsterte sich seine Miene, und er geiferte: »Was willst du, Carter, ich habe dich nicht gerufen!«
    Howard fuchtelte mit seinem Gewehr herum und rief: »Den Goldbecher, Spink. Ich weiß, daß du ihn hast. Her damit, oder ich schieße dein zweites Bein auch noch lahm!«
    Er hatte noch nicht geendet, da spürte Howard die Mündung eines Revolvers im Rücken, und als er sich vorsichtig umwandte, erkannte er den Wächter, den er am Eingang beiseite gestoßen hatte.
    »Laß dein Gewehr fallen«, sagte Spink ruhig. Und nachdem Carter seiner Aufforderung nachgekommen war, gab er dem Wächter ein Zeichen, von ihm abzulassen. »Sag mir lieber, wo meine Frau ist, Carter!«
    Howard stutzte. »Deine Frau? Woher soll ich das wissen? Hättest du besser auf sie aufgepaßt, Spink! Wo mein Goldbecher ist, will ich wissen!«
    »Dein Goldbecher? Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Carter. Hattest du besser auf ihn aufgepaßt. – Meine Frau ist seit gestern verschwunden.«
    »Ach«, erwiderte Howard mit hämischem Unterton. »Das wundert mich nicht. Mich wundert vielmehr, wie sie es so lange mit dir aushalten konnte.«
    »Sie ist nur mit dem Nötigsten auf und davon, ohne Geld, ohne Papiere. Weit kann sie nicht kommen. Aber solltest du dabei die Hände im Spiel haben, Carter, dann bringe ich dich um. Das schwöre ich dir!« Spinks dunkle Augen sprühten Feuer.
    Inzwischen sah sich Carter von drei Wächtern umringt, die in einiger Entfernung Position bezogen hatten und ihre Waffen unter der Galabija verborgen hielten. Er fühlte sich nicht gerade wohl in seiner Haut. Diesem Spink war alles zuzutrauen. Dennoch war seine Wut größer als seine Angst.
    Langsam und in geduckter Haltung, als wollte er sich auf seinen Gegner werfen, trat Carter auf Spink zu,

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