Der König von Luxor
Flugzeug, eine WACO 6, samt Piloten zur Verfügung, einem Engländer übrigens, der mit Kitchener in Khartum war. Er hat hinter den Felsklippen im Tal der Könige eine Stelle ausgemacht, die sich hervorragend zum Landen und Starten dieses amerikanischen Doppeldeckers eignet. Die Transportkosten für eine halbe Tonne Gewicht nach Arabien betragen, gleichgültig, worum es sich handelt, zwanzigtausend amerikanische Dollar.«
»Zwanzigtausend Dollar? Sie sind verrückt, Spink!«
»Das mag sein, Mylord. Aber mit einem Einsatz von zwanzigtausend Dollar können Sie unter Umständen einen Gewinn von einer Million Dollar machen. Ich weiß nicht, was so ein Schatz eines Pharaos wert ist.«
»Und Sie, welche Rolle spielen Sie in diesem Unternehmen, Mr. Spink? Ich darf doch wohl davon ausgehen, daß Sie sich Ihre Vermittlerdienste gesondert honorieren lassen.«
»Aber Mylord«, tat Spink entrüstet, »mein bescheidener Anteil an dem Geschäft ist in dem genannten Preis bereits eingeschlossen. Das ist doch Ehrensache!«
Lord Carnarvon warf Spink einen verächtlichen Blick zu, dann erhob er sich von der Parkbank und meinte: »Und wer garantiert mir, daß die Ladung auch ihr Ziel erreicht?«
»Ich, Robert Spink!«
»Sie, Spink, ausgerechnet Sie?« Carnarvon lachte lauthals.
Das machte Spink zornig, und er erwiderte: »Mylord, ich bin nicht so dumm, wie sie glauben. Das Unternehmen ist bis in die letzte Einzelheit geplant. Ihre Schätze müssen in Kisten verpackt werden mit der Aufschrift Maschinenteile für London. Der Pilot soll keine Ahnung haben, was er überhaupt transportiert. Er wird hinter dem Tal der Könige starten, in Bur Safaga auf einer Wüstenpiste zwischenlanden, nachtanken und nach, einem Flug über das Rote Meer nahe der arabischen Küstenstadt Ziba niedergehen, wo das Flugzeug von einem meiner Agenten erwartet wird. Sie selbst können Ihre Schätze begleiten und keine Sekunde aus den Augen lassen.«
»Unmöglich!« rief der Lord aufgebracht. »Ich werde nie im Leben ein Flugzeug besteigen. Ich habe im Segelboot die Welt umrundet und die heftigsten Stürme überstanden. Die Fliegerei überlasse ich anderen, und ich habe meine Gründe. Vor zwölf Jahren verlor ich meinen Freund Charles Rolls bei einem Flugzeugabsturz. Wir waren am selben Tag verabredet. Rolls wollte mir eines seiner aufregenden Automobile verkaufen. Der Kauf kam nie zustande. Nein, Fliegen weckt in mir nur widerstrebende Gefühle.«
»Dann muß die kostbare Fracht ohne Sie auf die Reise gehen. Mein Agent in Mekka wird sich zu Ihrer Zufriedenheit um die Verschiffung nach Southampton kümmern.«
Vor der Parkbank ging Carnarvon unruhig auf und ab. Er wußte, dieser Spink war ein Halsabschneider und Betrüger, ein Mann, der nur den eigenen Vorteil kannte. Natürlich war das Risiko groß, diesem Menschen einen so kostbaren Schatz anzuvertrauen. Aber gab es eine andere Möglichkeit, die hohen Investitionen in die Grabungen wieder herauszubekommen? Bliebe er tatenlos oder anständig oder wie immer man das nennen mochte – vielleicht auch dumm –, so würde sich kaum noch eine Chance bieten, aus dem kostspieligen Unternehmen Kapital zu schlagen. Dabei hatte er nichts anderes im Sinn gehabt, als er vor fünfzehn Jahren zu graben begann.
Der Lord hielt inne und sah Spink ins Gesicht. Dann sagte er, und dabei blitzten seine Augen wie gläserne Kugeln: »Also gut, Spink. Fünfzehntausend Dollar und keinen Cent mehr!«
Spink blickte gequält, als habe er eben fünftausend Dollar verloren. Schließlich willigte er ein. »Aber es muß alles ganz schnell gehen«, drängte er. »Ich brauche das Geld noch heute. Das Flugzeug landet gegen Mitternacht. Es ist bereits alles arrangiert.«
»Aber Sie wußten doch gar nicht, ob ich mit Ihrem Plan einverstanden bin, Spink!«
»Mylord, Sie sind ein Mann von Welt, wohlhabend und gescheit. Ich wußte, Sie würden sich diese Gelegenheit nicht entgehen lassen. Es wäre töricht gewesen, sie abzulehnen. Deshalb habe ich bereits Kisten in Auftrag gegeben, wie sie für den Transport meiner Wasserpumpen Verwendung finden.«
Verwundert schüttelte Carnarvon den Kopf. »Alle Achtung, Mr. Spink. Jetzt gilt es nur noch, Mr. Carter heute nacht aus seinem Haus zu locken.«
Plötzlich sprang Spink auf, als hätte ihn eine Tarantel gestochen, und verschwand hinter den Büschen im Park. Im nächsten Augenblick erkannte der Lord den Grund für Spinks Verschwinden. Vom Hintereingang des Hotels näherte sich Carter.
Mit
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