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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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haben die Situation noch nicht erkannt, in der Sie sich befinden.«
    »Nein«, lachte Howard hämisch, »aber Sie, Mr. Merton.«
    Der kleine Engländer schluckte. »Mr. Carter, was da im Tal der Könige entdeckt wurde, ist eine Jahrhundert-Sensation! Begreifen Sie doch, noch nie hat ein Mensch ein ungeplündertes Pharaonengrab entdeckt. Und das in einer Zeit, die man nicht gerade als gut bezeichnen kann. Die Geschichte, Ihre Geschichte, Mr. Carter, lädt zum Träumen ein. In schlechten Zeiten wie diesen, in denen das Geld täglich weniger wert ist und die Zahl der Arbeitslosen astronomische Höhen erreicht, wollen die Menschen träumen. Kein Schriftsteller, nicht einmal Rudyard Kipling, der die Tiere zum Sprechen bringt, kann eine bessere Geschichte erfinden!«
    Carter schmunzelte vor sich hin. Die Situation entbehrte nicht einer gewissen Komik. Da kam ein wildfremder Reporter und versuchte ihm, Howard Carter, die Bedeutung seiner Entdeckung klarzumachen. Nach einer Weile erwiderte er: »Ja, wenn Sie das so sagen, dann wird es wohl stimmen. Und was, meinen Sie, habe ich nun zu tun?«
    In der Annahme, den widerspenstigen Ausgräber überzeugt zu haben, holte Merton tief Luft; schließlich sagte er: »Dann hat Sie Lord Carnarvon möglicherweise auch noch nicht in Kenntnis gesetzt, daß er die Exklusiv-Rechte an Ihrem gemeinsamen Unternehmen an Mr. Dawson, den Verleger der Times, verkauft hat. Für zehntausend Pfund und 75 Prozent aller Nebenrechtserlöse. Der Vertrag ist zwar noch nicht unterzeichnet, aber das ist nur noch eine Formsache. Carnarvon und Dawson sind sich einig. Und das bedeutet – das ist im übrigen der Grund meines frühen Erscheinens an diesem Morgen –, daß Sie keiner Zeitung außer der Times ein Interview geben dürfen, es sei denn mit meiner ausdrücklichen Genehmigung.«
    Verwirrt vom Redeschwall des Reporters, stammelte Carter vor sich hin: »Exklusiv-Rechte – gemeinsames Unternehmen – kein Interview, Mr. Merton, Sie sind verrückt. Ich rede, mit wem ich will, und mit Ihnen möchte ich am liebsten kein Wort mehr wechseln.«
    Da stellte sich der kleine Merton vor Carter hin, blickte frech zu ihm auf und meinte selbstbewußt: »Sir, Sie verkennen möglicherweise Ihre Lage. Ein Vertrag mit der Londoner Times ist keine Einladung zum Kindergeburtstag, sondern ein knallhartes Geschäft. Wir zahlen für die Lieferung einer leicht verderblichen Ware, die teurer ist als Gold. Sie heißt Nachricht. Und Sie, Mr. Carter, halten dieses Gold in Händen. Stellen Sie sich vor, Sie würden das Gold körnchenweise unter das Volk streuen, dann erlangten Sie dabei weit weniger Aufmerksamkeit, als wenn Sie den Klumpen Gold in Ihren Händen einem einzigen überreichten.«
    »Ach, so ist das!« erwiderte Carter; aber was abfällig und ironisch gemeint war, erweckte bei Merton den Eindruck, daß sein Gesprächspartner nun begriffen hatte, worum es ging.
    Deshalb fuhr er fort: »Mr. Carter, unten in der Hotelhalle wartet mehr als ein Dutzend Journalisten von Zeitungen und Presseagenturen aus aller Welt. Sogar zwei Wochenschau-Teams von ›Pathe News‹ und ›British Movietone‹ sind darunter. Sie werden sich wie Hyänen auf Sie stürzen und Sie mit Fragen überhäufen. Aber Sie werden schweigen, Mr. Carter! Sie werden alle Fragen nur mit einem Lächeln beantworten oder dem Hinweis, sich an Mr. Merton zu wenden. Haben Sie mich verstanden, Mr. Carter?«
    »Halten Sie mich für taub oder debil?« erwiderte Howard. Der Times- Reporter wurde ihm zunehmend unsympathischer. »Ich werde reden, mit wem ich will«, fügte er hinzu und drehte beleidigt den Kopf zur Seite.
    Merton faltete die Hände wie zum Gebet und begann aufs neue: »Mr. Carter, das sollten Sie auf keinen Fall tun. Denn der Vertrag mit der Times schließt hohe Konventionalstrafen ein für den Fall, daß die Exklusivität nicht gewahrt wird. Das würde bedeuten, Lord Carnarvon bekäme von uns keinen Penny, und er müßte sich bei Ihnen schadlos halten. Das wollen Sie doch nicht, Mr. Carter?«
    »Nein«, entgegnete Howard tonlos. Mehr als ein halbes Leben hatte er darauf hingearbeitet, ein berühmter Entdecker zu werden. In all den Jahren der Einsamkeit und Erfolglosigkeit hatte er davon geträumt, wie das sein würde, wenn er den vergessenen Pharao entdecken würde. Nun begann seine Entdeckung schon nach wenigen Tagen lästig zu werden, ihn zu vereinnahmen und mundtot zu machen. Aber vielleicht, dachte er bei sich, war dies der Preis des Erfolges.
    »Ich

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