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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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mürrischem Gesichtsausdruck hielt er Carnarvon ein Telegramm der Altertümerverwaltung unter die Nase: »Die Sesselfurzer in Kairo fragen an, wann die offizielle Graböffnung stattfindet. Sie wollen unbedingt dabei sein. Haben Sie Kairo benachrichtigt?«
    »Keineswegs, Mr. Carter!«
    »Ich wußte schon immer, daß hier überall Spione herumlungern. Was soll ich den Leuten antworten?«
    »Hm.« Carnarvon dachte nach. Auf einmal hatte er eine Idee. Das Telegramm aus Kairo kam wie gerufen. »Mr. Carter«, meinte er nachdenklich, »nehmen Sie den Nachtzug nach Kairo, werden Sie bei der Altertümerverwaltung vorstellig und berichten Sie den Sesselfurzern – wie Sie sich auszudrücken pflegen –, was bisher vorgefallen ist. Sollen die dann entscheiden, ob und wann sie sich hier einfinden. In der Zwischenzeit halte ich die Stellung. Übrigens: Sie steigen natürlich im ›Shepheards‹ ab. Das haben Sie sich verdient, Mr. Carter!«
    »Danke, Mylord«, stotterte Howard verunsichert. Er konnte sich den plötzlichen Meinungsumschwung Seiner Lordschaft nicht erklären. Aber solange es zu meinem Vorteil ist, dachte er, soll es mir recht sein.
     
     
    Schon im Nachtzug nach Kairo, in einem Schlafabteil erster Klasse, mit einem ausklappbaren Waschbecken aus stumpfem Messing und zwei elektrischen Wandleuchten in Form eines Fächers, hatte Carter ein merkwürdiges, beinahe unheimliches Gefühl. Woher kam der Sinneswandel Seiner Lordschaft? Warum schickte er ihn erster Klasse nach Kairo und ließ ihn im »Shepheards« logieren, wo die Großen und Reichen abstiegen?
    Entgeistert sah Howard drein, als ihn der Hotelmanager des »Shepheards«, ein äußerst vornehmer Engländer, persönlich willkommen hieß und auf sein Zimmer geleitete, mit Blick auf die Nilpromenade, die wie stets um diese Morgenstunde in grauweißem Dunst lag. In seinem ganzen Leben hatte Carter nicht so fürstlich gewohnt, und er war nie so bevorzugt behandelt worden. Der Grund wurde Howard klar, als er einen Blick auf die Titelseite der Londoner Times warf, die für ihn auf dem Zimmer bereitlag. »Ein ägyptischer Schatz! Bedeutsamer Fund in Theben: Lord Carnarvons lange Suche. Tal der Könige, 29. November. Am heutigen Nachmittag deckten Lord Carnarvon und Mr. Howard Carter auf, was eine der sensationellsten Entdeckungen des Jahrhunderts zu werden verspricht: den Grabschatz des Ketzerkönigs Tut-ench-Amun…«
    Über zwei Seiten berichtete der Sonderkorrespondent Arthur Merton von der fünfzehn Jahre währenden, mühevollen Suche im Tal der Könige und den Schätzen, die sie in der Vorkammer entdeckt hatten.
    Wie vom Donner gerührt, ließ Carter die Zeitung sinken. Sein Name auf der Titelseite der Londoner Times! Unwillkürlich kam ihm Sarah Jones in den Sinn, die – mein Gott, das war dreißig Jahre her –, ihn aufgefordert hatte, nach Ägypten zu gehen, um ein berühmter Ausgräber zu werden. Stolz wollte sie auf ihn sein damals. Es hatte lange gedauert, bis sich dieser Wunsch erfüllte, aber, fragte er sich, wer weiß, ob Sarah die Geduld aufgebracht hätte, dreißig Jahre zu warten.
    Der Blick zurück in seine Vergangenheit währte nicht lange. Energisches Klopfen an der Zimmertüre holte ihn in die Gegenwart zurück.
    »Mein Name ist Arthur Merton«, stellte sich der Fremde vor, ein dunkler Typ, kleinwüchsig und sportlich gekleidet wie ein englischer Golfspieler. Mit einem Blick auf die Zeitung, die Howard noch immer in Händen hielt, sagte er: »Wie ich sehe, sind Sie schon informiert.«
    »Sie sind also dieser Merton!« knurrte Carter. Der Times- Reporter war ihm in diesem Augenblick eher lästig, und Howard konnte sich nicht zurückhalten, ihm das auch deutlich zu zeigen. »Woher beziehen Sie eigentlich Ihre Weisheit, Mr. Merton?«
    »Lord Carnarvon gab mir ein telephonisches Interview. Wußten Sie das nicht, Mr. Carter?«
    »Nein, das wußte ich nicht«, bemerkte Howard indigniert. »Aber damit ist alles gesagt, und Sie können wieder nach Hause gehen und mich ein für allemal in Ruhe lassen, Mr. – wie war doch gleich der Name?«
    »Merton. Mein Name hat keinen schlechten Klang in Zeitungskreisen.«
    »Na schön, dann bringen Sie Ihren Namen weiter zum Klingen, aber lassen Sie mich bitte in Frieden.«
    Merton, sichtlich bemüht, freundlich zu bleiben – im Gegensatz zu Carter wußte er nämlich, daß sie für viele Monate, vielleicht sogar für Jahre einander ausgeliefert sein würden –, Merton erwiderte heftig: »Mr. Carter, ich glaube, Sie

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