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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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hervorgehen.
    Spink setzte sich neben ihn. Er stemmte die Hände in die Taschen seines abgetragenen Jacketts und blickte auf seine ausgestreckten Beine. »Sie wissen«, begann er überheblich, »daß die Ägypter ein Gesetz verabschiedet haben, welches jede Ausfuhr von Ausgrabungen verbietet, sogar der kleinsten, unbedeutenden Gegenstände.«
    »Spink, das ist nicht wahr!«
    »Leider doch, Mylord, warum sollte ich Sie belügen? Schließlich leide ich unter dem Gesetz am allermeisten. Die Ägypter sind seit kurzem selbständig, sie haben ihren eigenen König und das Recht, ihre eigenen Gesetze zu machen.«
    »Aber das bedeutet, daß es keine Möglichkeit gibt, Schätze aus dem Grab des Tut-ench-Amun außer Landes zu schaffen!«
    »Keine legale Möglichkeit, Mylord. Die Zollbehörden in den Häfen haben ihre Kontrollen verstärkt. Seit das Geld in Europa beinahe täglich an Wert verliert, sind Sachwerte gefragt wie noch nie, vor allem Kunstschätze.«
    »Ich weiß, Mr. Spink. So gesehen sind die Schätze aus dem Grab des Pharaos ein unvorstellbares Vermögen. Amerikaner, die gerade einen beispiellosen Aufschwung erleben, kaufen halb Europa auf. Und ich sitze auf dem vermutlich größten Schatz der Menschheit und sehe keine Möglichkeit, daraus Kapital zu schlagen!« Ratlos schüttelte Carnarvon den Kopf.
    Spink räusperte sich verlegen, und der Lord konnte nicht umhin, den zwielichtigen Engländer aufzufordern: »Nun reden Sie schon, was Ihnen dazu einfällt! Wie ich Sie kenne, wollen Sie mir doch irgendeinen Vorschlag machen. Also?« Er sah Spink herausfordernd an.
    »Es gibt nur einen einzigen Weg, Schätze unbemerkt aus Ägypten herauszuschmuggeln, und der führt durch die Luft.«
    »Durch die Luft?« Carnarvon kniff die Augenbrauen zusammen und machte ein ungläubiges Gesicht. »Sie meinen, mit einem Flugzeug? Spink, ich glaube, Sie haben zu viele Schundromane gelesen. Da geht wohl die Phantasie mit Ihnen durch.« Er lachte mitleidig.
    »Ja, wenn sie mich nicht ernst nehmen, kann ich ja gehen!« Spink erhob sich und machte Anstalten, sich zu entfernen.
    Carnarvon bekam ihn gerade noch am Jackett zu fassen und stieß im Flüsterton hervor: »Nun seien Sie doch nicht gleich eingeschnappt. Aber Ihr Vorschlag klingt einfach zu abenteuerlich!«
    Unwillig nahm Spink wieder Platz und zog ein Taschenmesser hervor. Mit einer drehenden Handbewegung bohrte er ein Loch in den gestampften Boden. »Das ist Luxor, beziehungsweise das Tal der Könige.« In einer geschwungenen Linie zeichnete er den Nil, oben das Mittelmeer, rechter Hand das Rote Meer und die arabische Halbinsel. Dann beschrieb er mit dem Zeigefinger unsichtbare Linien. »Sehen Sie, Mylord, von Luxor nach Alexandria ist es weiter als von Luxor nach Arabien, und Arabien ist ein anderes Land, in dem die ägyptischen Gesetze nicht gelten. Das bedeutet, sind die Schätze erst einmal in Arabien, wird Sie niemand hindern, sie in jedes Land der Welt zu verschiffen.«
    Der Lord betrachtete die Skizze auf dem Boden mit einer gewissen Skepsis. Nach einer Weile meinte er: »Ihr Plan ist beinahe genial, Mr. Spink. Er hat nur ein paar entscheidende Fehler. Weder ich noch Sie verfügen über ein Flugzeug oder einen waghalsigen Piloten, von einem geeigneten Flugfeld ganz zu schweigen. Nein, Spink, diese Idee ist alles andere als realistisch.«
    Während Carnarvon redete, kam wie zufällig ein Krüppel ohne Arme des Weges und blieb ein paar Schritte entfernt stehen, als bäte er um ein Almosen. Als der Lord ihn erblickte, entfuhren ihm die Worte: »Armer Hund! Mein Gott, dieser Krieg.«
    »Haben Sie eine Münze übrig?« raunte Spink Carnarvon zu.
    Schweigend griff der Lord in seine Westentasche und reichte Spink ein Geldstück. Der warf es lachend und mit einer schnippenden Handbewegung dem Krüppel zu.
    Staunend verfolgte Carnarvon, wie der Krüppel, bei dem es sich um niemand anderen als Sayyed handelte, die Münze mit offenem Mund auffing und sie in seinen Brustbeutel fallen ließ. Mit einem Kopfnicken bedankte er sich, dann verschwand er in Richtung der Treppe, die zum Hintereingang des Hotels führte.
    »Nein«, nahm der Lord schließlich seine Rede wieder auf, »Ihr Plan ist viel zu gefährlich und riskant. Und deshalb werden Sie auch keinen Flugzeugpiloten finden, der sich auf so etwas einläßt.«
    Da fuchtelte Spink wild mit dem Zeigefinger herum, und mit gepreßter Stimme rief er: »Das ist alles nur eine Frage des Preises, Mylord. Für eine gewisse Summe steht mir ein

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