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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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vergnügt habe.«
    Quietschend zogen die Mädchen die Decke über die Köpfe, und Mahmoud versuchte zu erklären: »Mylord, es ist das erste Mal, daß ich mich zu so etwas hinreißen ließ, glauben Sie mir!«
    Carnarvon, dem die sexuellen Abenteuer des Ägypters gleichgültig waren wie die Fahrpreise der Londoner Underground, schloß die Türe nach einem langen prüfenden Blick und sagte: »Es liegt jetzt ganz bei Ihnen, Mahmoud, ob ich Mr. Spink von der Orgie in seinem Schlafzimmer berichte. Aber Sie können sich mein Schweigen erkaufen.«
    »Mylord! Ein Majordomus mag für hiesige Verhältnisse wohlhabend sein, aber für einen englischen Lord bin ich ein armer Schlucker, ein Habenichts.«
    »Wer spricht von Geld?«
    »Kein Geld? Dann nennen Sie Ihre Forderungen, Mylord. Ich werde sie erfüllen.«
    »Ich will wissen, welches Spiel Mr. Spink spielt. Wo ist er?«
    Mahmoud machte ein gequältes Gesicht. »Mr. Spink hat gedroht, mich zu töten, falls ich sein Reiseziel verrate. Ich mußte ihm Kleidung für vier Wochen bereitlegen, die beste, die er noch im Schrank hat; aber auch die ist schon abgetragen, um nicht zu sagen schäbig. Zwei Überseekoffer nahm er mit auf den Weg nach Suez.«
    »Nach Suez? Für eine Reise nach Suez braucht man keine zwei Überseekoffer mit Kleidung für vier Wochen!«
    »Natürlich nicht, Mylord. Ich kann mich doch auf Ihre Diskretion verlassen?«
    Carnarvon nickte unwillig und machte eine Handbewegung, er solle fortfahren.
    »Mr. Spink«, sagte Mahmoud, »erwartet in Suez ein Schiff aus Arabien, und mit dem Schiff will er nach Amerika reisen.«
    »Warum?« rief der Lord aufgeregt, und als der Majordomus unwissend die Schultern hob, fragte er heftig: »Wann ist Spink abgereist?«
    »Vor drei Tagen, Mylord, mit dem Morgenzug. Ich habe doch Ihr Wort, daß Sie mich nicht verraten?«
    Mit einem Mal fügte sich eins in das andere, und Lord Carnarvon wurde klar, daß Spink drauf und dran war, ihn um die Schätze aus dem Grab des Pharaos zu betrügen. »Nicht mit mir!« rief der Lord zornig, und sein Blick verfinsterte sich, daß Mahmoud kein Wort mehr zu sagen wagte.
    Entschlossen stampfte Carnarvon über die Treppe nach unten und machte sich davon.
    Früh am Morgen, noch war es dunkel, klopfte Carnarvon an die Tür von Carters Suite. Er war angezogen und reisefertig, als Howard verschlafen öffnete. »Mr. Carter, entschuldigen Sie die frühe Störung«, sagte er ruhig, »ich muß für ein paar Tage verreisen. Würden Sie mir zu meiner Sicherheit Ihren Revolver überlassen?«
    Carter sah den Lord prüfend an, zumindest tat er so, als würde er Seine Lordschaft mustern, denn um ernsthaft nachzudenken, war er einfach noch zu verschlafen, dann ging er wortlos in sein Zimmer und kam mit dem Revolver zurück. »Vorsicht, ist geladen«, brummte er gleichgültig.
    Der Lord stammelte ein paar Dankesworte, und schon im Gehen, sagte er leise: »Ich möchte Sie bitten, während meiner Abwesenheit ein Auge auf Evelyn zu werfen. Ich kann mich doch auf Sie verlassen, Mr. Carter!«
    Howard nickte. »Wo soll’s denn hingehen?« fragte er mehr aus Höflichkeit als aus echtem Interesse.
    »Nach Kairo«, erwiderte der Lord.
    »Na dann, gute Reise«, meinte Carter. »Und passen Sie mit dem Revolver auf.«
    Benommen kroch Howard in sein Bett zurück und versuchte, wieder einzuschlafen. Doch statt in Schlaf versank er in Grübeleien über die Frage, warum Seine Lordschaft für eine Reise nach Kairo einen Revolver benötigte. Und je länger er nachdachte, desto mehr wurde es ihm zur Gewißheit, daß der Lord in krumme Geschäfte verwickelt war.
    Noch am selben Abend traf Lord Carnarvon in Suez ein, einer Stadt am gleichnamigen Golf, die, von einem kleinen alten Stadtkern mit ein paar Moscheen und einem Basar abgesehen, nur aus einer Hafenzone von gewaltigem Ausmaß bestand. Suez war fest in britischer Hand. Während Ägypten längst seine Souveränität erlangt hatte, wurde der Kanal, die wichtigste Verbindung zu den Kronkolonien, noch immer von den Engländern bewacht. Im Straßenbild herrschen britische Uniformen vor, es gab englische Läden und Hotels, in denen nur Engländer verkehrten.
    In einem solchen Hotel nahe dem Hafen, dem »El-Salam«, nicht sehr fein, aber günstig gelegen, quartierte sich Carnarvon ein, freilich nicht unter seinem adeligen Namen, sondern schlicht als Mr. Reeves, weil ihm nichts Besseres einfiel.
    Der Lärm einer Hafenstadt, noch dazu am Ausgang des wichtigsten Kanals der Welt gelegen, war

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