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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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ein Klavier für die Tochter eines englischen Archäologen transportiert. Nie wieder machten Schwarzhändler und Fälscher solche Geschäfte. Für ein Totenfigürchen, kaum handtellergroß, das noch vor ein paar Monaten für ein Pfund zu kaufen war, wurden jetzt fünfzig Pfund gefordert. Sensationsgierige amerikanische Touristen kauften alles, was alt aussah, und geldgierige Ägypter boten feil, was die Kaufwut der Fremden befriedigte. Dabei machten sie nicht einmal vor den Gräbern ihrer Großeltern halt. Verhüllt in Stanniolpapier, wurden mumifizierte Hände und Füße als die eines Pharaos angepriesen, und sie fanden sogar Käufer.
     
     
    Zwei Tage vor dem bedeutsamen Termin ließ Mahmoud, wie vereinbart, Lord Carnarvon wissen, daß Spink von seiner Reise zurückgekehrt sei. Carnarvon machte sich umgehend auf den Weg.
    »Lange nicht gesehen. Entschuldigen Sie, daß es mir noch nicht möglich war, die Fünfzehntausend zurückzuzahlen«, empfing Robert Spink Seine Lordschaft mit aufgesetzter Freundlichkeit. Er verschwand und kehrte kurz darauf mit einem Umschlag zurück, den er dem Lord überreichte.
    Carnarvon entging nicht die moderne, gepflegte Kleidung Spinks, die sich deutlich von seiner heruntergekommenen Aufmachung in früheren Tagen unterschied. Mit der Sicherheit eines Mannes, der über den anderen Bescheid weiß, musterte er Spink von Kopf bis Fuß, was diesen in Verlegenheit versetzte.
    »Glauben Sie ernsthaft, daß Sie in der Lage wären, mich zu betrügen?« fragte der Lord mit einem spöttischen Lächeln. »Spink, was sind Sie bloß für ein mieser, einfältiger Gauner!«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, Mylord!« entgegnete Spink verunsichert. Natürlich ahnte er, daß Carnarvon ihn verdächtigte, daß er möglicherweise irgendeine Ahnung hatte. Aber was wußte er wirklich? Deshalb fragte er nach: »Wollen Sie mir nicht sagen, worum es geht?«
    Spink hatte mit vielem gerechnet, sogar daß der Lord zweifeln könnte, ob das Flugzeug ins Meer gestürzt war; aber daß Carnarvon ihn mit dem konkreten Ablauf des Geschehens konfrontieren würde, das hatte Spink nie und nimmer erwartet. Er wurde bleich, als der Lord mit der Präzision und Gelassenheit eines Kriminalkommissars zu reden begann.
    »Mr. Spink, die Schätze aus dem Grab des Pharaos, meine Schätze, wurden von dem von Ihnen angemieteten Flugzeug nach Ziba in Arabien geflogen, wo sie einer Ihrer Agenten, eine ebenso skrupellose Kreatur wie Sie, in Empfang nahm, und nach Suez verschiffte. Ein Telegramm ›Ladung erhalten‹ war für Sie das Zeichen, selbst nach Suez zu reisen und im ›El-Salam‹ auf das Eintreffen der kostbaren Fracht zu warten. Das Flugzeug stürzte auf dem Rückflug von Ziba ins Meer, weil es von Ihrem Agenten zur Hälfte mit Treibstoff, zur anderen Hälfte mit Wasser betankt worden war. Ein einfacher, aber teuflischer Trick. Sie, Spink, buchten in Suez die nächste Passage nach Amerika, zufällig auf der ›North-Atlantic‹. Wie ich sehe, haben Sie die Schätze des Pharaos bereits zu Geld gemacht.« Carnarvon trat auf Spink zu und prüfte den Zwirn seines Anzugs mit Daumen und Zeigefinger.
    Bestürzt wich Spink zurück. Im Augenblick brachte er kein Wort hervor, so schockiert war er von Carnarvons präzisen Anschuldigungen. Doch dann entgegnete er mit verschlagenem Blick: »Das haben sich Seine Lordschaft aber schön ausgedacht. Kompliment! Aber leider entspricht Ihre Geschichte nicht den Tatsachen. Hätte ich die Schätze des Pharaos in meinem Besitz, dann wäre ich ein reicher Mann und müßte mir nicht Ihre dummen Vorwürfe anhören. Es war nun einmal ein Risiko, die Schätze mit dem Flugzeug außer Landes zu schaffen; aber es gab keine andere Möglichkeit. Die Chancen standen fünfzig zu fünfzig.«
    Carnarvon lachte verbittert. »Sie hatten alle Chancen auf Ihrer Seite, denn Ihre Planung war nur darauf ausgerichtet, sich den Schatz des Tut-ench-Amun anzueignen. Um das zu erreichen, schreckten Sie nicht einmal davor zurück, den ahnungslosen Piloten in den Tod zu schicken!«
    »Dummes Gerede. Sie haben nicht einen einzigen Beweis für Ihre Behauptungen. Warum zeigen Sie mich nicht an, Mylord? Vielleicht deshalb, weil Sie dann vor aller Welt als Plünderer des Pharaonengrabes dastünden? Ich bin mir keiner Schuld bewußt. Ich habe nur den Transport von Maschinenteilen vermittelt, so wie es auf den Kisten stand. Tut mir leid. Und jetzt lassen Sie mich mit Ihren abenteuerlichen Geschichten in Ruhe!«
    Drohend und mit

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