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Der König von Luxor

Der König von Luxor

Titel: Der König von Luxor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Vandenberg
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Sie schon dieses fragwürdige Wort gebrauchen wollen, Mylord.«
    Carter fühlte die Augen aller wie stechende Pfeile auf sich gerichtet. Warum, dachte er bei sich, mußt du dich auch in das Gespräch der feinen Gesellschaft einmischen. Howard spürte das Mißtrauen, das ihm allseits entgegenschlug, ja, wenn er Lord William Cecil ihm schräg gegenüber oder Lord Lampson in einiger Entfernung ansah, dann spürte er sogar deren Verachtung.
    Das Schweigen der zuvor so redseligen Gäste zog sich ungebührlich in die Länge und erreichte schließlich einen Grad von Peinlichkeit, der Howard keine andere Wahl ließ. Er verneigte sich kurz in Richtung der Gastgeber, stieß seinen Stuhl beiseite und stampfte mit kurzen Schritten, die seine Erregung deutlich machten, in Richtung des Ausgangs zum Treppenhaus, wo er wortlos verschwand.
    »Ein merkwürdiger junger Mann ohne Benehmen«, entrüstete sich der Admiral.
    Lord Amherst rang nach Worten und meinte entschuldigend: »Carter arbeitet erst seit kurzem für mich. Er ist ein hervorragender Zeichner, wirklich ein großes Talent. Aber von dieser Seite kenne ich ihn überhaupt nicht. Es tut mir leid, Ladys und Gentlemen.«
    Carnarvon, der dem Zwischenfall weit weniger Bedeutung beimaß als die übrigen Gäste, was an seinen Mundwinkeln abzulesen war, die im Ansatz ein süffisantes Lächeln zeigten, Carnarvon gab zu bedenken: »Wer weiß denn, ob der Junge nicht recht hat? Oder war irgendjemand von den Ladys und Gentlemen dabei, als das Haus abbrannte?«
    »Nein, nein, nein«, erregte sich Lady Lampson, die sich bisher eher zurückgehalten hatte, »ich habe den Artikel im Daily Telegraph mit eigenen Augen gelesen!«
    Da brach Lord Carnarvon in künstliches Gelächter aus, daß der Gastgeber zu seiner Rechten mit dem Kopf zurückwich, und er rief: »Mylady, ich will Ihnen ja nicht zu nahe treten, aber glauben Sie wirklich alles, was in der Zeitung steht, noch dazu im Daily Telegraph? Ich halte die Times für das einzige Blatt, dem man vertrauen kann, weil es die Todesanzeigen auf Seite eins veröffentlicht. Aber auch da soll es schon zu Unstimmigkeiten gekommen sein.«
    Lady Lampson war nicht die einzige, der Carnarvons Ironie verborgen blieb, welche bisweilen sogar in Zynismus umschlug, eine Charaktereigenschaft, die den Herren von Highclere Castle seit Generationen zu eigen war. In dieser heiklen Situation, in der niemand wagte, das Wort zu ergreifen, warfen sich Mary und Jane, die beiden McAllen-Töchter, verstohlene Blicke zu. Diese zu deuten, wäre ein leichtes gewesen, aber niemand nahm ihre Blicke wahr.
    Endlich unterbrach Lady Margaret die unangenehme Stille, indem sie mit schnellen, kurzen Bewegungen in die Hände klatschte und Damen und Herren getrennt in ihre Salons bat. Der Rauchsalon von Lord Amherst lag linker Hand, während der Damensalon von Lady Margaret über einen Zugang rechts von der Halle verfügte. Und niemand, nicht einmal die ältesten Mitglieder des Hauspersonals, konnten sich daran erinnern, daß jemals Amherst den Salon der Lady oder diese jenen des Lords betreten hatte, obwohl es für diese Eigenheit keinen ersichtlichen Grund gab.
    Der Salon Lady Margarets, der mit zierlichen Chippendale-Möbeln eingerichtet und mit freundlichen, hellen Stofftapeten ausgestattet war, hob sich wohltuend von der Düsterkeit der meisten anderen Räume in Didlington Hall ab, wobei Kristallspiegel an den gegenüberliegenden Wänden das Ihre dazu beitrugen. In diesem freundlichen Damenzimmer widmeten sich die einen ihrer Lieblingsbeschäftigung, dem Klatsch, während die anderen neugierig lauschend mit ihrer Verdauung beschäftigt waren. Für beide Verrichtungen erwies sich Orangenlikör als äußerst dienlich.
    Beim Raucherkonvivium machten dicke Havannas und ein Kästchen »Star of India« die Runde, deren beißender, grauer Qualm den Raum vernebelte. Die Wände ringsum wurden von kostbaren alten Büchern eingenommen. Schottischer Whisky trug dazu bei, daß das Männergespräch, welches Lord Amherst mit seinem Lieblingsthema, dem britischen Imperialismus in Afrika, begann, sich bald dem Tagesgespräch zuwandte, der Eröffnung des Fernsprechdienstes von den Britischen Inseln zum Kontinent. Über das Kapitel Rennpferde gelangten die Herren zwangsläufig zum Thema Frauen, das, wie man weiß, unerschöpflich und dem Niveau einer Unterhaltung zwischen Männern nicht gerade förderlich ist. Jedenfalls gipfelte diese nach Preisgabe verschiedener Weibergeschichten nicht näher

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