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Der Koenig von Rom

Der Koenig von Rom

Titel: Der Koenig von Rom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Libanese.
    Aber Libanese war schon losgeschnellt. Mit einem tierischen Schrei stürzte er sich auf Ciro, versetzte ihm einen Kopfstoß mitten auf die Brust. Ciro verlor das Gleichgewicht. Libanese stürzte sich auf ihn. Er schlug zu, bis der andere keinen Widerstand mehr leistete. Er nahm ihm die Waffe ab und warf sie ins Gebüsch. Er blickte sich um. Ciro röchelte. Die drei Camorristi lagen mit aufgerissenen Augen auf dem Boden. Er suchte Pasquales Leiche ab und nahm sich die Schlüssel des Maserati. Ciro kam gerade wieder hoch. Er versetzte ihm noch ein paar Schläge und ging, ohne sich umzudrehen.
    Es war schon fast Morgen, als er den Maserati in der Gegend des Sant’Eugenio-Krankenhauses abstellte. Erst jetzt stellte er fest, dass auf dem Rücksitz noch immer sein Rucksack mit dem Geld stand.
    Da begann er zu lachen, wie ein Verrückter zu lachen.
    Du bist noch immer dabei, Libanese. Du bist noch immer dabei, und einen Toten gibt es ein anderes Mal.
    Das
Re di Picche
hatte wahrscheinlich noch offen. Mit etwas Glück setzte er sich an den richtigen Tisch. Er würde das Kapital vervielfachen. Das Leben begann aufs Neue.
    Im Leben heißt es: Alles oder nichts, Libano.

XXVIII.
    Von Giadas Terrasse aus schaute Libanese auf die funkelnden Lichter Roms. Die Stadt, die er erobern wollte, bot sich seinem verdutzten Blick dar. Rom wollte sich nicht ergeben. Rom wies ihn zurück. Libanese war in eine Art Lethargie gefallen. Im
Re di Picche
hatte er alles in zwei Runden verloren. Poker hatte ihn wieder einmal betrogen. Also dann, fangen wir wieder von vorne an! Verwahren von Waffen … Drogen für den Künstler … Er war wieder ein ganz gewöhnlicher Kleinkrimineller. Vielleicht war er auch nie etwas anderes gewesen. Vielleicht war das wirklich der Augenblick, alles hinzuwerfen.
    Er musste sich jedoch entscheiden. Entweder war man drinnen oder draußen.
    Einen halben Meter unter ihm, auf den schrägen Dachziegeln, überwachte eine Möwe die ersten, unsicheren Schritte ihres Kükens. Dann tauchte auch das Männchen auf, wie ein weißes Gespenst vor dem Horizont, bedrohlich kreischend. Instinktiv machte Libano einen Schritt zurück. Ich rühr dein Weibchen nicht an, Herr Möwe! Aber was für einen Platz sie sich doch ausgesucht hatte, um zu brüten! Vor vielen Jahren, als er noch ein kleiner Junge war, hatten sie sich einen Spaß daraus gemacht, mit dem vierkalibrigen Karabiner auf Möwen zu schießen. Immer, wenn sie eine abschossen, freuten sie sich wie wild, gerade so als hätten sie ein volles Baustofflager ausgeräumt oder einen Verräter abgeknallt. Kindereien.
    – Ist sie nicht süß?
    Giada hatte sich ein weißes Badetuch um die Hüfte gewickelt. Er streichelte ihre kleinen Brüste, sie hatten beide in einer Hand Platz.
    – Ein Wunder der Natur, begann sie wieder zu säuseln, so viel Liebe, so viel Hingabe, und sobald das Kleine fliegen kann, ist es weg … Es wird seinen Vater und seine Mutter nie wiedersehen. Mir ist kalt. Ich gehe hinein.
    – Ich komme gleich nach, in zwei Minuten, ich bin nicht müde.
    – Bist du nervös?
    – Nein, ist gleich vorbei.
    – Ach, die Möwen, Libano, sogar die Möwen …
    Giada hatte sich verändert. Nach der Entführung des Commendatore hatte sie mit den Joints und der Bewegung aufgehört. Sie hatte wieder zu studieren begonnen. Sie sprach von der Zukunft. Hin und wieder überkam sie wegen einer Kleinigkeit Rührung, wie eben wegen der Möwen. Worte wie Familie und Kinder hatten die Revolution ersetzt. Sie hatte ihm einen Job angeboten.
    Einen Job? Mir? Libanese?
    Er stellte sich vor, wie sein Leben in ein paar Jahren aussehen würde. Wie es aussehen würde, wenn er mit Giada lebte. Er sah sich auf dem Sofa liegend, schlecht rasiert, faul, mit drei kleinen Kindern, die ihm zwischen den Beinen herumwuselten, und Giada … Giada war fett geworden, mit Pantoffeln und Brille … und am Sonntagnachmittag die Schlagersendung von Corrado und Dora Moroni im Fernsehen, mit einem Ohr am Radio, um die Fußballsendung
Tutto il calcio
zu hören und sich darüber zu ärgern, was Magica Roma wieder angestellt hatte …
    So ein Leben und die Träume und die Straße waren verloren.
    So ein Leben und der Rest war Langeweile.
    Er ging in die Wohnung zurück. Giada schlief. Eine störrische Locke bewegte sich im Rhythmus ihres regelmäßigen Atems auf und ab.
    Das ist der Augenblick, um sich zu entscheiden, Libano.
    So ein Leben …
    Plötzlich fühlte er sich wie ein Gefangener.
    Giada hatte

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