Der König von Sibirien (German Edition)

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Autoren: Edwin Klein

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Kompetenzüberschreitung, er hatte den Dienstweg nicht eingehalten und Zweifel am System angemeldet, zur Rechenschaft ziehen konnte, geschah der Unfall. Neun Bergleute waren in einer Luftblase eingeschlossen, weil sich der Boden unvermittelt als brüchig erwies und eine geothermische Anomalie zu einer Erwärmung um zwei Grad geführt hatte. Gemeinsam mit den anderen Wärmequellen genügte das, den Stollen einstürzen zu lassen.
    Der eifrigste Anpeitscher war anschließend der leitende Ingenieur, der die Konsequenzen für sich abschätzen konnte. »Leute, gebt euer Bestes, rettet die Kameraden.«
    Einer der Männer hatte dem Ingenieur daraufhin fast mit dem Hammer auf den Helm geschlagen, ein Kollege fiel ihm gerade noch rechtzeitig in den Arm.
    Wie die Besessenen schufteten die Kumpels, aber das herabstürzende Material war klumpig und fror zum Teil wieder wegen der kälteren Umgebung. Außerdem bestand die Gefahr, durch Erschütterungen einen weiteren Einsturz herbeizuführen.
    Die Leitung des Erzbergwerks, eines der kleineren mit vierhundert Beschäftigten, gab sich verzweifelt. Aber nicht aus Angst um die Verschütteten, sondern wegen der Repressalien, die sie als Folge einer Untersuchung zu befürchten hatten. Schließlich fand man sich damit ab, nichts für die armen Kollegen tun zu können. Der Sozialismus fordere leider nun mal Opfer.
    »Gibt es eine thermische Karte des Bergwerkes«, fragte Alexander den leitenden Ingenieur.
    »Ja, ist doch vorgeschrieben.«
    »Und wo kann man die einsehen?«
    »Im Büro des Direktors.«
    »Besorg sie mir.«
    Der Ingenieur sträubte sich.
    »Dann ziehe ich auch meine Eingabe zurück.«
    Zehn Minuten später hatte Alexander die Karte vor sich liegen. Er und fünf seiner Arbeitskameraden studierten sie und orteten die Luftblase.
    Einer meinte: »Wenn wir uns von hier aus mit zehn Grad Steigung heranarbeiten könnten, dann müsste es zu schaffen sein.« Alexander maß die Strecke. »Sind knapp 20 Meter durch das Gestein.«
    Wieder der erste: »Lose und fest zugleich. Der Frost klammert es zusammen.«
    »Drumherum jedoch ist alles kälter als an der Einsturzstelle. In diesem Bereich«, Alexander deutete mit einem Finger darauf, »ist von der thermischen Anomalie nichts mehr zu sehen, falls die Karte stimmt.« Und während er sich an das Anstreichen des Bohrturms in Lager SIB 12 mitten in der Frostperiode erinnerte, murmelte er kaum hörbar: »Nur 20 Meter. Das muss doch zu schaffen sein, auch ohne Erschütterung.«
    Er richtete sich auf. »Zehn Flaschen Wodka, dass wir die Leute an einem Tag frei haben.«
    Alexander erhielt innerhalb von zwei Stunden alles, was er benötigte. Zuerst schloss man das Gerät an eine Wasserleitung an. Der Dieselmotor wurde gestartet, und vorne aus der Düse kam nebelartiger, heißer Dampf mit einem Druck von 50 Atmosphären. Die Abgase leitete man in einen Entlüftungsschacht. Mit Hilfe des Dampfstrahlers bearbeitete Alexander die Stollenwand, sie taute auf und ihre Bestandteile wurden mit dem Wasser weggespült. Weil sich die Männer schräg nach oben vorarbeiteten, lief alles wie in einem kleinen Schlammfluss aus dem Arbeitsbereich heraus.
    Alle fünfzehn Minuten wechselten sich die Kumpels ab. Sie trugen Schutzbrillen, die schnell beschlugen. Nach zwei Stunden hatten sie bereits einen Tunnel von einem Meter Durchmesser und fünf Metern Länge in das Gestein getrieben. Die Arbeit war schwierig, weil sie nur gebückt verrichtet werden konnte und die Bergleute aus Zeitmangel darauf verzichteten, den Stollen vorschriftsmäßig abzustützen.
    Zehn Stunden später drangen aus rauen Männerkehlen freudige Jauchzer und Schreie, man hatte die Eingeschlossenen erreicht. Alexander musste viele Hiebe auf die Schulter verkraften. Kumpels sind harte Gesellen, Anerkennung konnte schmerzhaft sein.
    Der Ingenieur bedankte sich überschwänglich bei Alexander, die Bergwerksleitung tat es ihm nach, und einen Monat später verlieh man ihm während einer Feierstunde einen Orden. Fortan prangte sein Bild in der Eingangshalle des Bergwerkes: Held von Jakutien durfte er sich jetzt nennen.
    Wenig später, Weihnachten war gerade vorbei, musste sich Alexander deshalb wieder auf die Wanderschaft machen. Zuvor jedoch suchte er noch den Direktor des Bergwerks auf. Als man ihn hindern wollte, unangemeldet dessen Büro zu betreten, stürmte Alexander einfach hinein, zog den sich Sträubenden hinter seinen voluminösen Schreibtisch hervor und schlug ihn zu Boden.
    »Das ist für