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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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konnte nicht verstehen, weshalb Alexander sich auf einmal so zufrieden gab.
    »Um vier kommt der Hubschrauber.« Leonid schaute auf die Uhr. »In dreißig Minuten. Bis dahin müssen wir ein Stück weiter sein.«
    »Wohin geht die Fahrt?« »Lass dich überraschen.«
    Stoisch schaute Alexander vor sich auf die Fahrbahn. Tiefe Schlaglöcher und Spurrillen mit Wasser gefüllt, das aufspritzte, wenn Leonid mit hoher Geschwindigkeit hindurch stocherte. Rote Schlieren liefen dann an den Seitenscheiben herunter und an der Frontscheibe, wo sich die Wischer emsig um ein freies Sichtfeld bemühten. Die Straße, eigentlich nur eine Schneise im Wald, folgte dem Gelände und stieg leicht an. Leonid bremste das Fahrzeug ab und wich einem entgegenkommenden Lkw aus, der Langholz für das Sägewerk geladen hatte.
    Alexander atmete tief durch. Mit Wehmut betrachtete er noch einmal die Taiga, in der er sich so wohl gefühlt hatte. Sie bot ihm Schutz, und ihre Wildheit faszinierte ihn.
    »Der Möbelkran wird inzwischen Meldung gemacht haben.«
    »Klar doch.« Leonid kurbelte am Lenkrad. »Sie werden hinter uns her sein. Leider vergeblich.«
    Wenige Minuten später schwenkte Leonid in einen schmalen Weg. Tief hingen die Zweige der Kiefern und Lärchen, manchmal so tief, dass sie gegen die Windschutzscheibe klatschten.
    »Der Regen hilft uns. In fünf Minuten weiß keiner mehr, an welcher Stelle wir abgebogen sind.«
    Mehr sagte Leonid nicht, der sich wieder auf die Strecke konzentrierte.
    Alexander nervte dessen Einsilbigkeit, im Augenblick hätte er einige aufbauende Worte gebrauchen können.
    »Jetzt müsste der Hubschrauber landen.«
    Leonid schien das nicht zu interessieren.
    »Aber mit dem Hubschrauber können sie mich verfolgen«, meinte Alexander besorgt.
    »Werden sie. Werden sie.«
    »Verdammt, wie kannst du nur so ruhig sein? Immerhin geht es um meinen Arsch.«
    »Eben.«
    Der Waldweg stieg steil an, und das Auto hatte Schwierigkeiten, hochzukommen. Immer wieder drehten die grobstolligen Räder durch. Noch ein letzter Rumpler, dann stoppte Leonid.
    »Bald wird sich zeigen, ob du schwindelfrei bist«, feixte er übermütig. Er stieg aus, öffnete die hintere Klappe und zerrte einige Rollen hervor und Seile und Griffe.
    »Was soll das?«
    »Nimm dein Zeug und komm mit.«
    Alexander stapfte hinter dem Brigadier her. Noch einige Minuten ging es einen Pfad bergauf, plötzlich war der Wald zu Ende. Vor ihnen klaffte eine tiefe Schlucht, und zwischen den steilen
    Felswänden quetschte sich ein Fluss hindurch. Weit und breit war keine Brücke zu sehen.
    »Der nächste Überweg ist vierzig Kilometer entfernt«, sagte Leonid und lächelnd. »Hin und zurück achtzig Kilometer, der Vorsprung müsste genügen.«
    »Soll ich fliegen?«
    »Nein, nur schweben.«
    Leonid wandte sich nach Norden, Alexander folgte. Als er den Strommast erblickte, dessen Leitungen trage hängend den Fluss überspannten, ahnte er, was Leonid vorhatte.
    »Ich soll mit dem ...«
    »Genau.«
    Unter dem Mast legte Leonid seine Ausrüstung auf den Boden und ordnete sie.
    »Dann kann ich doch gleich den Berg runterspringen.«
    »Tu es doch«, konterte der Brigadier trocken. »Aber zuerst schaust du dir an, was ich für dich organisiert habe. Diesen Fahrstuhl hier«, Leonid deutete auf eine Doppelrolle, die durch einen starken Bügel miteinander verbunden war, »klinkst du in das Tragseil. Das Tragseil ist das unterste.« Er zeigte nach oben.
    Alexander nickte.
    »An der Rolle ist ein Gurt, damit schnallst du dich fest, darüber kommt dein Rucksack mit dem Gepäck. In jede Hand nimmst du einen von diesen Griffen, dann stößt du dich ab und schaukelst über den Fluss. So einfach ist das.«
    Alexander besah sich die Ausrüstung, dann den Strommast, der mit einem Kraftwerk verbunden war und die Energie für ihren Bauabschnitt lieferte.
    »Das soll gehen?«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, inzwischen werden sie alle Wege abgesperrt haben. Und vergiss nicht, die Spürhunde haben einen Hubschrauber. Vielleicht fordern sie noch weitere an.«
    »Und was ist mit den seltsamen Griffen?«
    »Wie du siehst, hast du zuerst Gefälle bis zur Mitte. Da du ja nicht ewig genau über dem Fluss hängen bleiben willst, musst du dich mit diesen Dingern weiterhangeln. Dazu nimmst du das Tragseil zwischen die beiden Stifte. Wenn du am Griff ziehst, die Schlaufen, durch die du deine Hände steckst, verhindern, dass sie runterfallen, wird das Seil eingeklemmt, du kommst voran.«
    Alexander

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