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Der König von Sibirien (German Edition)

Der König von Sibirien (German Edition)

Titel: Der König von Sibirien (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edwin Klein
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werde. Gogol endete mit der unverhohlenen Drohung, dass eben diese Beziehungen auch ins Negative umschlagen könnten, falls man seinem Sohn nicht ...
    Nikolai machte es wesentlich kürzer. Er verteilte an die Wahlmänner je ein Blatt, auf dem all die Geschäfte aufgelistet waren, die sein Schützling bereits im Sinne des Bundes abgewickelt hatte. Weil er Robert Koenen genau kenne, gebe es keinen besseren Kandidaten.
    Alexander überflog die Aufstellung. »Das stimmt doch alles nicht«, raunte er dem Älteren, der sich neben ihn setzte, ins Ohr.
    »Na und? Meinst du, Gogol hätte die Wahrheit gesagt? Außerdem ist das hier eine Wahl, und bei einer Wahl wird immer gelogen.«
    Bereits im ersten Wahlgang stimmten die Stellvertreter geschlossen für Alexander, der somit nach Ablauf einer Sechswochenfrist Nikolais Nachfolger als Sprecher des Bundes der Rettung werden würde. Jewgenij, Gogols Sohn, hatte keine Chance, obwohl sein Vater in der Pause noch auf seine Art versuchte, einige der zehn zu beeinflussen. Große Summen bot er an, aber zu vieles sprach für Alexander, der sich in den vergangenen Monaten sehr bewährt hatte.
    Als Gogol mit seiner Gefolgschaft abzog, sagte er kein Wort. Aber ein Blick in sein Gesicht genügte, um zu wissen, er würde nicht aufgeben.
    Nikolai, Larissa, Minsk und Alexander saßen am Abend zusammen und feierten. Der Sibiriake war ausgelassen, füllte die Gläser mit Krimsekt und prostete den anderen zu. Alexander fühlte Genugtuung; um Freude zu empfinden, war die Wahl noch zu frisch. Er brauchte noch etwas Abstand.
    Es war bereits spät, als unerwartet Besuch vor der Tür stand. Nikolai ließ die zwei Jakuten, geachtete Führer der Volksgruppe, eintreten. Sie setzten sich und schauten Alexander an. Der erkannte einen der beiden wieder. Damals, als Nikolai zur Sauna eingeladen hatte, war Geriak, so nannte er sich, auch zugegen gewesen. Gleichfalls bei der Wiedergutmachung, als die dicke Frau auf den beiden Vergewaltigern geritten war.
    »Was habt ihr für einen Grund, zu so nächtlicher Stunde noch zu kommen? Wollt ihr ihm gratulieren?«
    Der Ältere schüttelte den Kopf. Nikolai gab seinen Gästen etwas zu trinken, aber sie rührten die Gläser nicht an.
    »Was ist es dann?« fragte Nikolai.
    »Wir verlangen jakutisches Recht.« Der Ältere deutete auf Alexander. »Er soll nach unseren Regeln Sprecher und Sam werden.«
    »Sprecher ist er schon, und ihr werdet ihn auch als euren Sam anerkennen. Das war doch bisher immer so.«
    »Nein.«
    Nikolai schaute von einem zum anderen. Ablehnung war in den Gesichtern zu erkennen.
    »Aber ihr habt mich doch auch anerkannt.«
    Geriak, der Jüngere, schaltete sich ein und verbesserte Nikolai: »Wir haben dich geduldet.«
    »Da sehe ich keinen Unterschied.«
    »Doch.« Trotzig schob Geriak sein Kinn nach vorn. »Dulden heißt, nichts zu unternehmen, sich damit abzufinden. Aber gegen ihn werden wir etwas unternehmen.« Er deutete unmissverständlich auf Alexander.
    Nikolai war irritiert. »Warum? Was hat er euch getan?«
    »Sich nicht an das Recht gehalten. Wir bestimmen, wer Sam wird, und zwar nach unseren Regeln.«
    »Vier von euch waren heute Morgen zugegen und hatten nichts einzuwenden.«
    »Sie sagten, man habe sie nicht zu Wort kommen lassen.«
    Die Unterhaltung drehte sich im Kreise. Schließlich gaben die Jakuten zu, dass man von Seiten des Bundes vergessen habe, vorab ihre Erlaubnis einzuholen. Gogol habe es getan, und deshalb hätten sie der Bewerbung seines Sohnes zugestimmt.
    »Ach so ist das.« Nikolai ahnte, welche Schwierigkeiten sich anbahnten. Als er Sprecher geworden sei, argumentierte er, habe man die Jakuten auch nicht gefragt. Darauf kam wieder die stereotype Antwort, das wäre etwas anderes.
    Nikolai erregte sich, und die beiden Einheimischen mit den ausdruckslosen Gesichtern gaben sich immer verstockter.
    »Wenn du in der Vergangenheit Probleme gelöst hast, dann doch nur gemeinsam mit uns«, sagte Geriak. »In solchen Fällen war dir unser Recht angenehm.«
    »Was meinst du?«
    »Denk nur an den Verräter Jakub und das Eis. Waren wir dir da keine Hilfe?«
    »Doch«, gab Nikolai zögernd zu.
    »Und wenn er Probleme hat«, der Ältere deutete auf Alexander, »wird er auch zu uns kommen. Ist er unser Sam, dann werden wir ihm selbstverständlich helfen.«
    Alexander, der die ganze Zeit schweigend zugehört hatte, schaltete sich ein.
    »Was verlangt ihr von mir, damit ich auch von euch anerkannt werde?«
    »Du hast dich nach den alten

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