Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
Männer unter seine Arme und stellten ihn mit einer Leichtigkeit auf die Beine, als ob er das Gewicht eines Kleinkinds hätte. Sie trugen dunkelgrüne Uniformen, auf deren Ärmeln die Farben der Trikolore auch in der Dunkelheit gut zu erkennen waren. Zusammen mit Zoé zerrten sie ihn in Richtung der Häuser.
„Mein Name ist Parker“, sagte er.
„Tais toi!“, erschallte ein kurzer Befehl auf Französisch, und ein Schlag traf ihn am Kopf. Er hörte, dass einer der Soldaten mit gedämpfter Stimme per Funk Meldung über ihre Gefangennahme machte.
Nur wenige Augenblicke später führten die Soldaten Parker und Zoé über eine Lichtung, auf der sich die drei Militärhubschrauber im Dämmerlicht einer schwachen Notbeleuchtung abzeichneten.
Wortlos schleppten die Soldaten sie weiter den Weg entlang, bis sie auf die ersten Munitionshäuser trafen. Es waren längliche, eingeschossige Bauten, errichtet aus gewöhnlichen roten Ziegelsteinen. Sie gingen daran vorbei und folgten einem breiten Weg, bis ihnen unübersehbar ein blauer Hubschrauber der deutschen Polizei den Weg versperrte. Die Maschine stand vor einem hell erleuchteten Munitionshaus und wurde von Soldaten umringt, die ihre Schnellfeuergewehre lässig in der Hand hielten.
Niemand sagte etwas, und auch Parker sah davon ab, eine weitere Kontaktaufnahme zu wagen. Schnurstracks führten die Soldaten Parker und Zoé zu der Eingangstür des Gebäudes, vor der zwei Männer mit grimmigem Blick Wache standen. Zum ersten Mal in dieser Nacht sah Parker deutsche Nationalfarben auf den Uniformjacken. Die Tür wurde von innen geöffnet und Zoé und er hineingelassen.
Sie betraten einen großen Raum, in dem ein ziemliches Chaos herrschte. Überall lagen und standen technische Geräte und Behältnisse aller Art herum, wie etwa Schweißbrenner, Pressluft- und Vorschlaghämmer. Im hinteren Teil des Raums befand sich eine Betonwand mit einer Stahltür, die offensichtlich aufgesprengt worden war. Durch die offene Tür erkannte Parker eine vergitterte Aufzugsanlage.
Der Explosionsgeruch von Feuer und Rauch lag in der Luft.
Im größeren Hauptraum standen mehrere Offiziere in französischen und deutschen Uniformen um einen großen Klapptisch herum, auf dem stapelweise Karten lagen. Parker erkannte auf den Plänen das Gewirr von zahllosen Schächten und Sohlen wieder, das er auch auf Thalbergs Karte gesehen hatte.
Sämtliche Augenpaare waren auf Zoé und ihn gerichtet. Stumm musterten die Soldaten sie, bis ein älterer, drahtiger Offizier mit kurzgeschorenen Haaren vortrat und die Stille mit einer sonoren Stimme unterbrach: „Frau Velázquez, Herr Parker!“ Er breitete die Arme weit aus. „Bitte entschuldigen Sie, dass meine Männer einfach so überall im Wald herumliegen.“ Er stieß ein lautes Lachen aus. „Herzlich willkommen in Sicherheit. Ich bin Oberst Böhm, der kommandierende Offizier dieses Haufens.“ Freudestrahlend streckte er ihnen eine feste, knöchrige Hand entgegen, besann sich dann aber anders und fischte ein rotes Taschenmesser aus seiner Hosentasche. Er klappte eine handliche Schere aus dem Schaft des Messers, umrundete Zoé und Parker, um sie schließlich von den Plastikfesseln zu befreien. Ein wenig steif drückte er daraufhin erst Zoé und dann Parker kurz zur Begrüßung an sich.
„Sind wir frei?“, fragte Zoé mit einem zweifelnden Blick.
Überrascht blickte der Offizier auf. „Selbstverständlich.“ Abermals erfüllte sein lautes Lachen den Raum, wobei seine Augen hinter zahllosen Falten zu verschwinden schienen.
Parker rieb sich die Handgelenke, die noch immer von den eng geschnürten Fesseln schmerzten. „Ein deutscher Offizier, der französische Soldaten auf deutschem Boden befehligt. Wie kann das sein?“
„Nun. Das ist ganz einfach. Meine Kameraden und ich gehören zur Deutsch-Französischen Brigade. Die Brigade wird von mir und dem französischen General Dumasse geführt. Aber diese Operation untersteht allein meiner Befehlsgewalt.“
„Und was ist das für eine Operation, wenn ich fragen darf?“ Zoé schenkte dem Soldaten ein Lächeln.
„Unser Auftrag lautet, die alten Munitionshäuser zu sichern und den Abtransport von Lagergut aus der Schachtanlage durchzuführen.“ Er zwinkerte Zoé zu. „Natürlich handelt es sich hierbei nur um eine Übung und keinen wirklichen Einsatz. Als Eingreiftruppe muss die Brigade jederzeit in der Lage sein, Menschen und Material zu evakuieren – auch aus Feindesgebiet. Und genau das üben
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