Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
gelagert, aber es waren die Kisten, die Maria und Falkenhayn im Königsberger Schloss gezimmert, beschriftet und gefüllt hatten, damit sie von Poss und Ryst anstelle des wahren Bernsteinzimmers abgeholt werden konnten. Thalberg hat die falschen Kisten vor unseren Augen explodieren lassen.“
„Ja. Damit wir glauben, das Bernsteinzimmer sei nun endgültig vernichtet worden. Was für ein ausgekochtes Schlitzohr, nicht?“ Sie drückte ihm noch einen dicken Kuss auf die Wange. „Und deshalb müssen wir hier schnellstens weg.“
„Um die richtigen vierzig Kisten zu suchen?“ Irgendwie hoffte er, dass sie seine Frage verneinen würde.
„Ja, genau“, sagte sie und machte seinen geheimen Wünschen ein Ende. „Ich bin mir sicher, das Bernsteinzimmer lagert im Umkreis von ein paar Kilometern von Thalbergs Waldhof entfernt. Er wollte es in seiner Nähe haben.“ Sie war jetzt völlig aufgeregt. „Vielleicht hat er es sogar aufgebaut!“
„Fragt sich nur, wo?“ Parker teilte ihre Einschätzung zwar, aber dennoch blieb ein gewaltiges Gebiet übrig, in dem Thalberg den Bernsteinschatz hatte verstecken können.
„Ich glaube, er wollte uns das Geheimnis verraten, als er gestorben ist.“
Er pfiff durch seine verstaubten Lippen und rief sich die Worte des alten Mannes in Erinnerung. „Es war ja kaum verständlich. Es klang so wie ababababug und jale und donn .“ Vorsichtig schüttelte er den Kopf, um den Kopfschmerz nicht weiter zu provozieren. „Die einzigen Worte, die ich verstehen konnte, waren Hundert und Rose, mehr nicht.“
„Hundert Rosen?“ Zoé verzog den Mund zu einer Schnute.
Parker versuchte sich zu konzentrieren, aber der Kopfschmerz und der wellenartig auftretende Schwindel machten ihm schwer zu schaffen.
„Klingt wie aus einem Märchen“, bemerkte sie.
Er riss die Augen auf und lachte. „Du bist genial!“
„Bitte?“
„Nenn mir ein Märchen, in dem die Zahl hundert eine wichtige Rolle spielt.“
Plötzlich war sie wie elektrisiert und rief: „Hundert Jahle, also hundert Jahre – hat Dornröschen geschlafen!“
Schnell drehte er die Kanüle zu und entfernte den Schlauch zu dem Tropf. Er schlug die Decke zur Seite und stellte fest, dass man ihm ebenfalls Militärsachen angezogen hatte, passenderweise eine deutsche Uniform. Seine rechte Hand war leicht bandagiert, und man hatte seinen Oberschenkelverband erneuert. Er schwang sich von der Liege und spürte, wie seine Kräfte zurückkehrten. Fragend schaute er sich um und sah erleichtert, dass jemand den Autoschlüssel, den er bei sich getragen hatte, auf das Nachttischchen neben ihm gelegt hatte. „Wir müssen hier raus.“ „Eigentlich sind wir ja die Gefangenen der Kanzlerin.“ Zoé lächelte ihn verschmitzt an. „Aber im Moment kümmert sich keiner um uns. Die Soldaten haben hier alle Hände voll damit zu tun, die Verletzten zu versorgen und auszufliegen. Und vor allem hat bereits die große Säuberung begonnen. Das gesamte Bergwerk wird geräumt. Ich wette, die Kanzlerin wird jede Spur des Bernsteinzimmers verschwinden lassen. Also“, sagte sie, und ihre Augen glühten vor Abenteuerlust, „gehen wir!“
Kapitel 74
Die Temperaturen waren in der Nacht sprunghaft nach oben geschnellt, und die Sonne verbreitete fast schon frühlingshafte Wärme. Gegen Mittag erreichten sie Hann. Münden. Zoé saß auf dem Beifahrersitz des Renaults, den Parker über die alte Brücke in den historischen Stadtkern steuerte. Sie machten eine kurze Pause in der liebevoll restaurierten Fachwerkstadt und deckten sich mit neuen Kleidern ein. Jetzt sahen sie aus wie echte Touristen. Kurze Zeit später verließen sie das mittelalterliche Kleinod über die neue Weserbrücke in Richtung Reinhardswald.
Bisher war alles glattgegangen. Ohne von den Soldaten beachtet zu werden, hatten sie sich vom Zechengelände absetzen können. Auch Zoés malträtierter Arm hielt sich wacker, genauso wie der Sanitäter es ihr vorhergesagt hatte: „Machen Sie sich keine Sorgen. Im Sommer können Sie wieder Tennis spielen. Ihren Unterarm hat es fein säuberlich in zwei Teile zerlegt“, hatte er festgestellt. „Ein glatter Bruch, der gut verheilen wird. Gegen die Schmerzen gebe ich Ihnen eine Betäubungsspritze, die auf jeden Fall bis heute Abend reicht.“ Und tatsächlich hatte er es gut mit ihr gemeint. Sie verspürte überhaupt keinen Schmerz. Der Arm lag ruhig in der Schlinge und bemühte sich, keine Umstände zu machen.
Rechts flogen malerische Ausblicke auf die
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