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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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mäandernde Weser vorbei, links lag schwer der Reinhardswald, dunkelgrün und undurchdringlich. Zoés Anspannung wuchs mit jedem Meter, mit dem sie sich ihrem Ziel näherten. Nach einer halben Stunde erblickte sie endlich das ersehnte Schild, das sie zu der sagenumwobenen Festung geleitete, die den Reinhardswald seit dem vierzehnten Jahrhundert beherrschte und heute ein Luxushotel beherbergte.
    Die märchenhafte Sababurg.
    „Ababa bug“, sagte Zoé lachend. „Hier wurde Dornröschen von ihrem Prinzen wachgeküsst.“
    Das berühmte Dornröschenschloss aus dem Grimm’schen Märchen lag etwa sechs Kilometer von Thalbergs Waldhof entfernt. Eine romantische Burgruine mit zwei wehrhaften Ecktürmen. Im Mittelalter hieß die Burg noch Zappenburg und war ein Zufluchtsort für die Pilger eines nahen Wallfahrtsorts. Eigentlich hätten sie sich bei Thalbergs Deutschtümelei denken können, wo der Alte seinen Schatz versteckt hielt.
    Nach dem Märchen der Brüder Grimm hatte eine dichte, meterhohe Dornendecke das Schloss umgeben und die verwunschene Prinzessin während ihres hundertjährigen Schlafs beschützt. Hätte Thalberg das Bernsteinzimmer doch nur ebenfalls hundert Jahre in dem Versteck schlummern lassen, dachte Zoé, dann wäre die mörderische Jagd nie begonnen worden.
    Sie betrachtete den großen Mann neben sich. Seine Müdigkeit war verflogen, und die Haare lagen wieder in der gewohnten Scheitelform, aber sein Gesicht war von den Strapazen gezeichnet. Bunte Blutergüsse prangten stolz auf dem vom Ruß gesäuberten Gesicht.
    Der Kies knirschte unter den Reifen des Wagens, als sie in die Einfahrt fuhren.
    Wie es sich gehörte, stoppte Benjamin den Wagen vor dem Eingangsportal. Ein Concierge in schwarzem Anzug und mit Melone öffnete ihr die Beifahrertür.
    Sie stieg mit der größtmöglichen Anmut, die der bandagierte Arm zuließ, aus dem klapprigen Gefährt. „Wir bleiben für eine Nacht.“
    Der Concierge verzog keine Miene, sondern nahm ungerührt Benjamins Rucksack aus dem Kofferraum.
    Benjamin war ebenfalls ausgestiegen und reckte sich. „Wir sind Gäste von Herrn von Thalberg und möchten, bevor wir die Zimmer beziehen, seine Lagerräume besichtigen“, sagte er zu dem Bediensteten.
    Zoé bemühte sich, ihre hochschnellenden Augenbrauen unter Kontrolle zu bekommen. Was redete er denn da?
    „Ah, Sie sind Freunde von Herrn von Thalberg.“ Ein vielsagendes Lächeln wanderte über das Gesicht des Hotelangestellten und verschwand dann spurlos. „Lagerräume dürfte wohl nicht ganz der richtige Ausdruck sein. Aber wie Sie wissen, hat Herr von Thalberg einen ganz besonderen Sinn für Humor. Kommen Sie bitte mit!“
    Sie folgten dem Concierge, der den Parkplatz vor der Burg mit schnellen Schritten durchmaß. Dann ging es eine Treppe hinab, und plötzlich standen sie vor einer vergitterten schmiedeeisernen Tür. Der Concierge holte einen Schlüsselbund heraus und wählte einen modernen Sicherheitsschlüssel aus, mit dem er die Tür lautlos öffnete. Er bedeutete Zoé und Parker einzutreten.
    „Sie waren noch nicht hier, nehme ich an?“
    „Nein.“ Zoé schüttelte den Kopf.
    „Vor Ihnen liegen die alten Gewölbe der Sababurg, die schon vor Jahrhunderten angelegt worden sind. Es ist ein weitläufiges System von Gängen und Gewölbekammern. Hier haben die Burgleute sowohl Lebensmittel gelagert als auch einen Kerker eingerichtet.“ Er drückte auf einen Schalter, und das Licht erhellte einen vor ihnen liegenden Gang. „Herr von Thalberg hat schon vor über vierzig Jahren die größte und am besten erhaltene Kammer für neunundneunzig Jahre gepachtet. Sie liegt gleich da vorne.“ Er zeigte auf eine nagelneue Stahltür, die in zwei Metern Entfernung links von dem Gang wegführte. „Ich lasse Sie jetzt allein, damit Sie ungestört sind, und bringe derweil die Sachen auf Ihr Zimmer. Das Zugangsprozedere hat Ihnen Herr von Thalberg ja sicherlich verraten.“
    Zoé schluckte. Zugangsprozedere?
    Der Concierge schaute ernst.
    „Ja, natürlich“, sagte Benjamin gelassen. „Danke.“
    Mit erhobenem Finger verließ der Hotelangestellte das Gewölbe. „Sie haben nur einen Versuch, dann geht die Alarmanlage los.“
    Zoé begutachtete die Tür zu Thalbergs Heiligtum. An der rechten Wand befand sich eine silberne Tastatur mit den Zahlen von null bis neun. Es gab eine grüne Bestätigungstaste und eine gelbe Korrekturtaste. Eine rote Taste schien die Anlage zu aktivieren. „Hast du zufällig eine Idee?“ Doch

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