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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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gestülpt.
    Von der jungen Frau hingegen war nichts zu sehen. Sie war spurlos verschwunden.
    Er dachte an die Verkäuferin mit dem rosa T-Shirt und stieß einen wüsten Fluch aus. Plötzlich erschienen zwei Sicherheitsleute des KaDeWe im Spiegelbild. Der Mann fuhr herum und richtete die Beretta auf die erschrockenen Wachleute. Die beiden würden ihn nicht aufhalten.
    Aber das Mädchen war ihm entkommen.

Kapitel 11
    Der Aufzug setzte sich leise surrend in Bewegung. Parker und der BKA-Beamte wechselten einen kurzen Blick und schwiegen, während der Lift sie von der Tiefgarage auf die siebte Etage der deutschen Regierungszentrale beförderte. Die Türen glitten auf, und Parker fand sich an einem hallenartigen Versammlungsort wieder. Kreisrunde Sitzreihen fielen mehrere Meter bis zu einer bühnenähnlichen Fläche ab.
    „Das ist die Sky Lobby“, erläuterte der Polizist.
    Der lichtdurchflutete Raum war menschenleer.
    „Finden hier wirklich Treffen statt?“
    Der Sicherheitsmann verzog das Gesicht zu einem angedeuteten Lächeln. „Natürlich nicht.“
    Ohne weitere Kommentare geleitete der Beamte Parker bis ins Vorzimmer der Kanzlerin. Die Sekretärin nickte ihm zu und bat ihn, noch einen Augenblick zu warten. Der Polizist klopfte ihm leicht auf die Schulter, als ob er dringend einer freundschaftlichen Ermutigung bedurfte, und verabschiedete sich. Langsam atmete Parker aus und stand gespannt vor der verschlossenen holzvertäfelten Tür, hinter der sich die Macht- und Schaltzentrale Deutschlands verbarg.
    Was wollte die Kanzlerin bloß von ihm? Sein heutiger Termin hier hatte sich nur auf eine abendliche Vorbesprechung des Russlandbesuchs mit dem zuständigen Staatssekretär und dessen Abteilungsleitern bezogen. Von einem persönlichen Treffen mit der Regierungschefin war nie die Rede gewesen. Was hatte diesen Sinneswandel bewirkt?
    Auf ein unsichtbares Zeichen hin erhob sich die Sekretärin vom Stuhl hinter ihrem Schreibtisch und öffnete ihm die Tür.
    Im Inneren des Kanzlerbüros nahm er zunächst das Gemälde von Altkanzler Konrad Adenauer wahr, in eindringlicher Pose von Oskar Kokoschka erschaffen. Amüsiert erinnerte er sich an die Geschichte, die man sich über die seltsame Zusammenarbeit des Künstlers mit dem alten Regierungschef erzählte. Während Kokoschka, nachdem er den Preis auf zweihunderttausend Deutsche Mark hochgetrieben hatte, den Altkanzler mit Muße zu porträtieren gedachte, schritt Adenauer – anstatt für den Meister geduldig stillzusitzen – unruhig im Zimmer umher und diktierte aus dem Kopf einer Sekretärin seine Memoiren.
    Aber trotz Adenauers Zappeligkeit hatte Kokoschka die Würde des ersten Kanzlers auf wunderbar intensive Weise getroffen, fand Parker.
    Unter Adenauer stand der massive Arbeitstisch der Kanzlerin, ein schwarzes Ungetüm, auf dem lediglich ein ihm abgewandter Bilderrahmen, ein silberfarbener Laptop und drei säuberlich gestapelte schwarze Unterschriftenmappen lagen. Neben dem Schreibtisch hing kraftlos eine schwarzrotgoldene Fahne an einem metallenen Ständer.
    Davor war eine Sitzgruppe aus bequemen weißen Stoffmöbeln um ein Tischchen mit Getränken angeordnet. Im hinteren Bereich entdeckte Parker drei überdimensionierte weiße Schachfiguren, eine weiße Dame, umringt von zwei Bauern.
    Die Kanzlerin hatte ihm den Rücken zugekehrt und schaute durch die großflächige Fensterfront nach draußen.
    Parker näherte sich der kleinen, gedrungenen Gestalt, die die Aussicht auf den Reichstag und das Brandenburger Tor teilweise verdeckte. Mit ernster Miene drehte sie sich um und reichte ihm die Hand. „Der Tod von Frau Kreifelts tut mir sehr leid.“
    Verblüfft ergriff er die Hand der Regierungschefin. Woher wusste sie von Annes Tod? Er verzichtete auf eine Nachfrage und sagte nur: „Ja.“
    Sie wirkte müde – tiefe Falten lagen um ihre Mundwinkel –, aber unter dem Dunst ihrer blassen Augen schimmerte ein hellwacher Blick. „Bitte verzeihen Sie das überstürzte Treffen, aber angesichts meiner engen Terminlage ging es leider nicht anders. Ich danke Ihnen, dass Sie gekommen sind.“
    „Gerne“, antwortete Parker. Und tatsächlich war er froh, dass der Ruf der Kanzlerin ihn aus dem grausigen Leichenkeller befreit hatte. „Warum wollten Sie mich sprechen?“
    Ihr ernster Gesichtsausdruck löste sich restlos auf und machte einem Lächeln Platz. „Na, ich wollte endlich den Leiter meiner Russlandreise persönlich kennenlernen!“
    Mit einer Geste lud sie ihn dazu ein,

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