Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
kümmerst dich sofort um den Safe. Ich will spätestens in einer halben Stunde wissen, was er hier versteckt hat.“ Und er fügte hinzu: „Danach durchsuchen wir systematisch das ganze Haus.“ Eine männliche Stimme bestätigte den Befehl, und dann waren nur noch die Schritte der beiden Männer zu hören, die mit der Leiche das Haus verließen.
Parker schnürte es die Kehle zu. Der Abtransport von Falkenhayn gewährte ihnen nur eine letzte Gnadenfrist – bis die Hausdurchsuchung begann. Dann würden sie unweigerlich in die Hände der Killer fallen. Sie mussten diesen Ort schleunigst verlassen. „Was meinen die mit runter? “ Er hatte bisher gedacht, dass der Pfad von der Almhütte der einzige Zugang zum Haus war, aber der lag oberhalb des Chalets. Statt einer Antwort zog Zoé ihn vorsichtig zum Fenster des Schlafzimmers. Draußen war die Dunkelheit hereingebrochen, nur der schwache Mondschein hinter den Wolken spendete ein fahles Licht. Dennoch konnte Parker den Anführer und seinen Handlanger gut erkennen. Der Killer mit dem Zopf trug Falkenhayns toten Körper auf einen gemauerten Abstieg zu.
Zoé zog seinen Kopf zu sich herüber. „Wenn ich mich richtig erinnere, führt da eine Treppe nach unten – zu einem Weg, der auch für Autos befahrbar ist“, flüsterte sie ganz dicht in sein Ohr.
Parker spürte, wie ihre Lippen beim Sprechen sein Ohrläppchen streiften. Die unerwartete Berührung gefiel ihm. „Also ein zweiter Zugang?“
„Ja, wenn meine Erinnerung nicht täuscht.“ Wieder strich ihr Mund über sein Ohrläppchen, und er neigte sich unwillkürlich näher zu ihr und suchte nach einer weiteren Frage: „Also von dort unten gelangt man auch nach oben?“
Abrupt nahm sie ihren Kopf zur Seite und sah ihn verwundert an. „Sie haben es erfasst!“ Ihr Gesicht wurde wieder todernst. „Wir müssen hier sofort verschwinden!“
Er wollte ihr ein zuversichtliches Lächeln schenken, aber in diesem Moment ertönte von unten ein lautes Zischen, das beide zusammenzucken ließ. Der dritte Mann hatte den Schweißbrenner angeworfen, um den Tresor zu öffnen. Parker ging leise zur Treppe. Von oben war nichts zu sehen. Langsam schlich er Schritt für Schritt die Stufen hinunter, bis er den Mann mit dem Schneidbrenner erblickte. Erleichtert atmete er aus. Der Kerl drehte ihm den Rücken zu und bearbeitete einen Wandsafe, der neben dem Kamin in das Mauerwerk eingelassen war. Daneben stand ein Gemälde mit einer Jagdszene, das vor wenigen Minuten noch vor dem Safe gehangen hatte. Der Mann hatte sich eine metallene Schutzmaske übers Gesicht gezogen und schien völlig auf seine Arbeit konzentriert zu sein.
Als Zoé Parker von hinten auf die Schulter klopfte, hätte er beinahe einen Herzschlag bekommen. „Worauf warten Sie denn? Los, raus hier!“
Ein instinktiver Impuls ließ ihn für eine Zehntelsekunde innehalten. Er dachte an das Gruppenbild der Wehrmachtssoldaten. Am liebsten wäre er die Treppe noch mal hinaufgestiegen und hätte es abgehängt und mitgenommen, aber er unterdrückte den Gedanken. Sie durften keine Spuren hinterlassen, wenn sie einen Vorsprung vor ihren Häschern bewahren wollten. Und das fehlende Foto wäre den Verbrechern bestimmt aufgefallen.
„Na los!“ Zoés drängender Blick traf ihn. „Lauf!“
Und er lief. Vom Treppenboden bis zur Haustür waren es ungefähr vier oder fünf Meter, schätzte er. Geduckt rannten sie zur Diele. Das Gewehr lehnte verlockend an der Wand, doch bevor Parker zugreifen konnte, riss Zoé ihn schon aus dem Gebäude heraus. Mit großen Schritten stürmten sie die Treppe hinauf zum Waldrand. Sie fanden den Pfad und liefen zwischen die Bäume, bis völlige Dunkelheit sie umgab und sie atemlos haltmachten.
„Wir haben es geschafft!“, keuchte Parker.
„Ja!“, rief Zoé aufgeregt. Sie riss ihn überschwänglich an sich und zog mit beiden Händen seinen Kopf zu sich herunter. Dann küsste sie ihn.
Darauf war er nicht gefasst. Die Berührung der zarten Lippen brannte wie Feuer. Regungslos und perplex hielt er sie in den Armen.
„Was ist los, Benjamin? Bist du noch nie im dunklen Wald geküsst worden?“, sagte sie lachend, während ihre Hände ihn schon wieder an sich heranzogen.
Da ließ ein lautes Geräusch in der Umgebung sie aufhorchen. Aber die Sekunden verstrichen, ohne dass etwas geschah.
„Vielleicht ein Tier“, sagte Zoé.
Skeptisch blickte er in die Finsternis des Waldes. „Vielleicht ein zweibeiniges.“
Sie ergriff seine Hand. „Komm.
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