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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Goldrauscharien. Er war mit einer bequemen Limousine vorgefahren. Schütz konnte sich aber gut vorstellen, wie er noch täglich auf seinem Pferd um seine Estancia jagte. Vierzehn Flugstunden von Deutschland entfernt, lebte Carlos mit seiner Familie weit außerhalb der Stadt am Rande des Gran Chaco nördlich von Asuncion. Dort betrieb er eine umfangreiche Viehwirtschaft. Die saftigen Steaks verkaufte er ausschließlich nach Deutschland. „Garantiert BSE frei.“
    „Ich heiße Carlos“, hatte er ihnen bei der Begrüßung die Hand geschüttelt. Sie übernachteten im Crown Plaza und einigten sich nach der langen Flugreise auf ein erstes Treffen am nächsten Morgen um zehn. Noch auf der Fahrt zum Hotel hatte ihnen Carlos seine Lebensgeschichte erzählt. Er zeigte sich bestens über die Situation in Deutschland informiert. Einen Rundfunksender in deutscher Sprache konnte seine Familie empfangen. Dazu verfügten sie über alle deutschen Programme mithilfe einer Parabolantenne. Vor allem hieß seine Lösung ‚Internet‘. Jeden Tag ließ er seine Besucher stolz wissen, hätte er online Kontakt mit Deutschland.
    „Noch nicht sehr lange geht das“, lachte er laut. „Aber seit ein paar Jahren haben wir die entsprechenden Anlagen. Wenn H. B. zur Toilette geht, erfahre ich das mindestens genau so schnell, wie sein Nachbar im Büro.“
    Carlos lachte aus vollem Herzen, als er das verdutzte Gesicht des Heiligduft sah.
    „Natürlich meine ich das nicht wörtlich. Gewissermaßen nur als Beispiel für meine guten Informationen über Deutschland. Aber eins stimmt“, ließ er sich stolz vernehmen, „mindestens einmal pro Woche habe ich direkten Kontakt mit unserem Kanzler über seine Sekretärin. Wir tauschen uns aus. So habe ich ihm meinen Vorschlag unterbreitet, als er mir einmal von seinem Sorgen berichtete, wie er das viele Geld ordentlich nach Deutschland zurückführen könnte.“
    Auf der Avinada Kubitschek, in unmittelbarer Nähe der US amerikanischen Botschaft , kehrten sie im Crown Plaza ein und schon bald schliefen die beiden Reisenden in ihren Betten wie ein Stein. Die Hinreise hatte ihren Zeitsinn nicht so sehr durcheinandergebracht. Der Jetlag würde ihnen erst nach der Rückreise zu schaffen machen. Um zehn zum Frühstück stand Carlos schon wieder vor der Tür. Schütz hatte den Eindruck, er wäre tatsächlich mit seinem Gaul gekommen, so zerzaust war seine wilde Mähne. Wahrscheinlich hatte er aber schon am frühen Morgen einen Ritt um seine Ranch gemacht.
    „Nein, nein, protestierte Carlos. Heute Morgen habe ich noch nicht auf dem Pferd gesessen. Außerdem könnte ich auch nicht um meine Ranch, wir sagen hier Estancia, reiten. Sie ist viel zu groß. Oder reiten Sie mit einem Pferd um Bayern herum? “, dabei hatte er schon wieder sein unwiderstehliches Lachen angesetzt.
    „Um Bayern herum ?“, erstaunte Heiligduft, „ist Ihre Estancia so groß?“
    „Na ja, nicht ganz so groß. Aber Sie werden sich schon an andere Größenverhältnisse gewöhnen müssen. Wir fahren jetzt zum Flughafen, dort steht meine Cessna. Wir fliegen etwa eine Stunde bis zu mir nach Hause.“
    „Dann fliegen Sie auch mit dem Flugzeug um Ihre Estancia?“, wollte Heiligduft wissen.
    „Ja, meistens, oder ich fahre ein Stück mit einem Landrover. Mit dem Pferd reite ich nur zum Vergnügen aus, mit meiner Frau und mit den Kindern.“
    Auf dem Hauptstadtflughafen ‚Silvio Pettirossi‘ stiegen sie in seine Maschine. Die Cessna bot Platz für vier Personen. Carlos flog sein Flugzeug so selbstverständlich, wie er sein Pferd ritt. Jetzt auch erkannten sie den Grund für sein zerzaustes Haar. Der Estanciero flog grundsätzlich mit geöffnetem Fenster.
    „Das ist die frische Luft, die ich mir hole. Sie werden feststellen, bei uns dort unten ist es im Sommer ganz schön heiß. Aber Sie haben Glück. Sie besuchen uns in unserer Winterszeit, die bei uns zwischen Juni und September liegt. Sie ist etwa mit einem schlechten Sommer in Deutschland zu vergleichen. Trotzdem kann es an einigen Tagen sehr heiß sein. Aber es regnet nicht so viel wie im Sommer.“ Er ging mit seiner Maschine ein wenig in die Tiefe. „Da unten fließt der Paraguay“, wies er mit seiner behaarten Hand auf ein braunes Band, „er hat unserem Land den Namen gegeben.“
    Tief unter ihnen zog er sich mit seinen vielen Windungen durch die Ebene. „Sehen Sie die vielen kleinen Seitenarme und vor allen Dingen die kleinen verstreuten Gewässer ringsherum? In der Regenzeit,

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