Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
Vom Netzwerk:
ihn seiner Frau, die sich wohlwollend von ihm belehren ließ, währenddessen H.B. seinen Neffen still und sehr nachdenklich beobachtete.
    „Jürgen“, murmelte er, als spräche er zu sich selbst, „es gibt nichts, was ich dir nicht schenken könnte.“
    Geschenke, die ich nicht ablehnen kann, kombinierte Schütz.

9 Wege zum Abgewöhnen
     
     
     
    Würde er jetzt eine erste Grenze überschreiten?
    ‚We ge zum Abgewöhnen des Rauchens‘ - Befreiung von der Rauchsucht.‘ Über dieses quälende Thema sollte das Informationsgespräch mit leitenden Herren der MESF AG im Kanzleramt stattfinden. Er wollte sich vorbereiten. Insbesondere sollte die Entwöhnung von der ‘ Happy Hour ‘ besprochen werden. Warum eigentlich, fragte er sich. Es gab genügend andere Marken, an denen Süchtige hingen.
    Es galt für ihn, die geheimnisvolle Zigarette einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Firma lag auf der grünen Wiese, wie Onkel stolz zu berichten wusste. Eine gute Tat für das Industrie arme Revier zwischen Frankfurt/Oder und Fürstenwalde. Nahe des kleinen Dorfes mit dem bezaubernden Namen Kaisermühl, unweit der Grenze, hatte sie das Unternehmen mit vielen polnischen Arbeitern aufgestockt. Die Verkehrsverbindungen waren nicht ungünstig. Die E 30, nicht weit entfernt und in unmittelbarem Zugriff auf den Oder-Spree-Kanal für den Abtransport der Frachtcontainer.
    Schütz hatte sich selbst als Kanzlervertrauter gemeldet, gemeinsam mit seinem Freund Dr. Karlheinz Westenhagen, dem Chemiker.
    „Es geht um die wirtschaftliche Entwicklung des Odergrenzgebietes“, fädelte er, ganz der Politiker, sein Gespräch ein. „Wir wollen die ‚ Happy Hour ‘ AG besuchen. Aus dem Gebiet soll noch mehr gemacht werden. Der Kanzler hat Großes vor. Er will dort noch Anderes ansiedeln“, drückte sich Jürgen seinem Freund gegenüber sehr vage aus, ohne ihm seine konkreten Vorstellungen mitzuteilen. Er staunte über sich selbst, wie viel er reden konnte, ohne allzu viel zu sagen. Seine Umgebung hatte stark abgefärbt.
    „Warum gerade diese Chemieküche, von der selbst du abhängig bist?“, fragte Karlheinz.
    „Ausgerechnet du musst von Chemieküche reden, wo du doch selber einer bist“, konterte Jürgen.
    „Chemie ist ja wohl nichts Schlimmes. Im Gegenteil, sie hilft uns auf vielen Gebieten.“
    „Warum dann diese Attacken“? Wollte Schütz von seinem Freund wissen.
    „Bei allen Dingen kommt es darauf an, wie sie eingesetzt werden und wer sie einsetzt.“
    „Gut, ich kann es nun mal nicht ändern ...“, Schütz ärgerte sich, dass er ausgerechnet jetzt von dem falschen Standpunkt aus argumentieren musste.
    „Das sagen alle und schauen weg ...“
    „Ich brauche dich bei dem Gespräch, damit mich ein Freund aufklärt. Sonst verstehe ich von den Hieroglyphen nur ‚Bahnhof‘. Höre gut zu, damit ich dich auch noch später ausquetschen kann.“
    Ohne ihn mit der Nase auf den wahren Grund seines wirklichen Wissensdurstes zu stoßen, legte er seinem Freund eine besondere Beobachtung ans Herz.
    „Ich will bei dem Gespräch morgen im Kanzleramt nicht wie ein dummer Junge vor den großen Köpfen der chemischen Industrie dastehen.“
    „Dann musst du dich eher an einen Tabakexperten wenden und nicht an einen Chemiker.“
    „Wer weiß, wer weiß?“
    „Und dafür stiehlst du mir einen Urlaubstag.“
    Grüne Flächen in der Nähe eines Waldes umgaben den weitläufigen Komplex. Der Architekt hatte es gut verstanden, das Grün in das Bauwerk einzubeziehen. Von manch einem Standpunkt aus war nicht zu erkennen, ob sich der Rasen außen oder innerhalb des Gebäudes befand. Moderne Springbrunnen und Wasserfälle im Empfangsbereich überreichten dem Besucher ein Bouquet frisch sprudelnder Natur.
    „Zumindest hat man das Suchtmittel, das hier produziert wird, an dieser Stelle gut versteckt. Dem Gast wird ein Märchen grüner Idylle vorgegaukelt. Außen gesunde, sauerstoffreiche Luft, nach innen inhalierst du Krebs erzeugendes Nikotin und süchtig machende Drogen“, mokierte sich Karlheinz ob der lügnerischen Umgebung. „Hier würde ich keinem Kaninchen zumuten, Gras zu fressen.“
    Man hatte sehr viel Wert auf eine angenehme, dunstfreie Umgebung gelegt mit Freundlichkeit und Fröhlichkeit, die allerorts den Gast und sicher auch die Mitarbeiter willkommen hießen. In dem Gebäude herrschte Rauchverbot. Im Empfang begrüßte sie eine der Bilderbuch Polinnen in fließendem Deutsch. Sie bat „ihre hohen Gäste aus dem

Weitere Kostenlose Bücher