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Der Kollapsar

Der Kollapsar

Titel: Der Kollapsar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ineinander verschlungenen Konturen nicht zu verkennen.
    Minidrachs!
    Zahme Minidrachs, wahrscheinlich ebenso domestiziert wie Pip. Sein eigenes Reptil war der einzige Miniaturdrachen, den Flinx je gesehen hatte. Er hatte zwar gewußt, daß Pip von Alaspin stammte, hatte aber keine Ahnung gehabt, daß es hier durchaus üblich war, diese giftigen Geschöpfe zu Haustieren zu machen. Weit verbreitet konnte diese Angewohnheit nicht sein, schließlich hatte er den größten Teil der Stadt zu Fuß durchstreift, ohne irgendwo zahme Flugechsen zu sehen. Bis jetzt.
    Er beschleunigte seine Schritte, bis er den Eingang erreichte. Wenn seine Reise schon sonst erfolglos sein sollte, würde er hier wenigstens etwas über Pip erfahren. Die beiden Männer, die hier hineingegangen waren, wußten ganz bestimmt mehr über Minidrachs als Flinx bis jetzt über seinen eigenen hatte in Erfahrung bringen können. Schließlich lebten sie auf dem Herkunftsplaneten dieser Reptilien. Da er die beiden Männer zusammen sah, vermutete er, daß das Band zwischen Mensch und Reptil auch zu einer ähnlichen Bindung zwischen Menschen führte, die imstande waren, solch gefährliche Tiere zu zähmen. Es war dies eine Vermutung, die zu gleichen Teilen auf Naivität und Vernunft aufgebaut war. Wenn er recht hatte, würden sie ihn als Freund begrüßen.
    So sehr es ihn zu den beiden Männern drängte, ließ ihn der Eingang zu dem Gebäude doch stocken - die beiden Männer hatten nämlich eine Traumhölle betreten. Flinx war mit den übel beleumundeten und selten geduldeten Traumzellen vertraut. Auch in Drallar gab es sie, allerdings nur in Gegenden, die dem nackten Vergnügen dienten und wo der Arm der Behörden nicht hinreichte.
    In einer Traumzelle wurden die Gedanken eines Individuums gelesen, verstärkt und dreidimensional im Bewußtsein des Besuchers dargestellt. Das traumähnliche Simulacrum sprach alle Sinne in gleicher Weise an: man konnte es sehen, riechen, betasten, alles.
    Natürlich war eine Traumzelle etwas höchst Persönliches und Privates. In eine private Zelle einzudringen und damit an irgendeinem ganz persönlichen Traum teilzunehmen, galt im ganzen Commonwealth als ein abscheuliches Beispiel schlechter Manieren.
    Aber das machte die Sache nur noch anziehender. Schließlich erlaubten die Zellen es einem jeden, auch den Bescheidensten, denn der Eintrittspreis war niedrig, sich von den schändlichsten, bösartigsten und lasterhaftesten Phantasien zu reinigen, so widerlich sie auch sein mochten, ohne irgend jemandem dabei ein Leid zuzufügen - nur daß zahlende Gäste an diesen Ausschweifungen teilhaben konnten.
    Da es den Zellenbesitzern gleichgültig war, in welchen Lasterträumen ihre Besucher schwelgten, galten Traumhöllen als obszön und waren von manchen Regierungen in Acht und Bann getan worden. Es war zu einer großen Auseinandersetzung der Juristen gekommen, und am Ende war die Entscheidung zugunsten der Zellenfabrikanten getroffen worden. In der Auseinandersetzung wurde viel von der Gedankenfreiheit als einer der wichtigsten Säulen des Commonwealth gesprochen, und sie war es auch, die schließlich den Sieg über die Zensurbehörden davongetragen hatte. Das und die Expertenaussage eines Medizinerteams der Kirche. Das Team hatte bittere Klage darüber geführt, welch verwerflichen Zwecken manchmal die Zellen dienten. Jedoch gleichzeitig erklärt, daß von ihnen ein beachtlicher therapeutischer Nutzen ausging.
    Das Etablissement, vor dem Flinx stand, stellte gleichsam einen Höhepunkt - man hätte auch sagen können, einen Tiefpunkt - dieser Industrie dar. Eine Traumhölle war praktisch eine erheblich vergrößerte Traumzelle, die ein ganzes Etablissement umgab. Ein Restaurant, eine Bar, manchmal sogar ein Reisebüro. Hier wurden dreidimensionale Illusionen im großen Stil projiziert. Die Anlage lieferte eine stets sich wandelnde Umgebung, die von zufälligen Gedanken der Besucher aufgebaut wurde, in die jedoch vorprogrammierte Simulacra eingeblendet wurden. Der Reiz des Ganzen bestand darin, daß man nie wußte, wo man sich im nächsten Augenblick wiederfinden würde.
    Traumhöllen wetteiferten miteinander in Detailreichtum ihrer Programmierung und Intensität ihrer Projektionen. Häufig kam es dazu, daß nichtsahnende Besucher nach dem Verlassen an Halluzinationen litten und sich außerstande sahen, mit dem schnellfeuerartigen Wechsel von Umgebungen zurecht zu kommen. Aber solche Fälle waren so selten, daß sie nicht zu einer

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